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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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vergeblich versuchte, sich noch irgendwo einzuhalten.

    Unfall? Selbstmord? Mord? Sie bezweifelte, daß sie das wohl jemals mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit erfahren würde. Und zugleich fragte sie sich, ob es ihr wohl gelingen würde, Tränen über den Tod ihrer Mutter zu vergießen, der sie von diesem dumpfen, tiefen Schmerz befreien würde, der ihr das Herz abdrückte.
    Sie warf nun nach und nach alle Blumen, die sie auf dem Weg hierher gepflückt hatte, über den Rand der Steilwand und sah zu, wie der Wind sie mit sich forttrug in das Tal, das dort tief unter ihr lag. Dann suchte sie sich eine vor der Sonne geschützte Stelle und ließ sich dort nieder, den Rücken an einen Felsbrocken lehnend. Ein religiöser Mensch hätte jetzt vermutlich um die Erlösung der Seele ihrer Mutter gebetet.
    Sie öffnete den Kasten mit den Wasserfarben.
    Heien Seaton würde das verstanden haben.
    Frazier begab sich zu einem Speicherfenster des von ihm gemieteten Hauses und hob das Fernglas ans Auge, um damit das Flußtal abzusuchen. Sein Blick wanderte dabei auch automatisch zum Skelwith Crag hinauf. Zwar erwartete er nicht, dort etwas zu sehen, aber da bewegte sich etwas. Eine Frau in einem dunkelblauen Gewand, die sich auf dem Boden niederließ.
    Er hielt, von einer jähen Erregung erfaßt, den Atem an, als er erkannte, daß das da oben Anthonys vermaledeite Tochter war, die etwas zeichnen oder malen wollte.
    Perfekt.
    Er ging in sein Schlafzimmer, um dort den goldenen Reif aus einer Schublade zu nehmen, und begab sich dann hinunter in den Stall. Er würde ungefähr eine Stunde dazu brauchen, um dort hinaufzureiten. Da sie gerade angefangen hatte, zu malen, würde sie immer noch dort oben sein, wenn er auf dem Gipfel von Skelwith Crag anlangte.
    Aber nicht viel länger.
    Kenneth traf auf seinem schaumbedeckten Pferd am späten Morgen in Ravensbeck ein. Den Charme des aus verwittertem grauem Kalkstein errichteten Hauses ignorierend, lief er, immer gleich drei Stufen auf einmal nehmend, die Vortreppe hinauf. Die Haustür war nicht verschlossen, so daß er in die Halle vordrang, wo ein Lakai, der Sir Anthony von London nach Schottland begleitet hatte, ihm entgegenkam.
    »So rasch hatten wir mit Eurer Ankunft eigentlich nicht gerechnet, Lord Kimball«, rief der Mann erstaunt.
    »Offenbar hattet Ihr es kaum erwarten können, Miss Rebecca wiederzusehen.«
    »Richtig. Wo ist sie?«
    »Ich glaube, sie hat einen Spaziergang in die Hügel unternommen.«
    Kenneth fluchte leise in sich hinein. »Und was ist mit Sir Anthony? Oder Lady Claxton?«
    »Sie halten sich beide im Garten auf. Soll ich Euch zu ihnen bringen?«
    »Bitte«, sagte Kenneth, der seine Ungeduld kaum beherrschen konnte.
    Sir Anthony und Lavinia genossen den Schein der blassen Sonne, als Kenneth im Garten anlangte, »So rasch habt ihr schon die Vorbereitung für die Instandsetzungsarbeiten abschließen können?« begrüßte ihn sein Arbeitgeber erstaunt. »Wenn Ihr im Krieg eine Armee befehligt hättet, wäre Napoleon bereits nach sechs Monaten besiegt gewesen!«
    Nachdem Kenneth den Lakaien wieder weggeschickt hatte, sagte er: »Ich bin so rasch hierhergekommen, weil ich für Euer Leben fürchte. Ist Frazier hier in der Nähe?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Vielleicht ist er das«, bemerkte Lavinia. »Eine der hier ansässigen Dienstmädchen erzählte mir heute morgen, daß alle Londoner in diesem Jahr schon sehr zeitig ihre Sommerquartiere bezögen. Ich hatte mir da nichts weiter gedacht, aber Frazier hat ein Sommerhaus, das nur wenige Meilen von hier entfernt ist. Möglich, daß das Mädchen ihn meinte, als sie das sagte.«
    Wieder fluchte Kenneth leise in sich hinein. »Ich glaube, daß er den Brandsatz in Sir Anthonys Haus geworfen und Lady Seaton im letzten Sommer ermordet hat.«
    Einen Moment lang herrschte ein eisiges Schweigen, bevor Sir Anthony hervorsprudelte: »Das ist absurd!
    Helens Tod war ein Unfall. Es ist Wahnsinn, zu behaupten, daß sie von einem meiner ältesten Freunde umgebracht wurde.«
    Kenneth schüttelte den Kopf. »Die Umstände sprechen gegen einen Unfall. Alle, die ihre nahestanden, hatten den Verdacht, daß sie Selbstmord begangen hätte. Deshalb wollte auch niemand, der sie näher gekannt hatte, über ihren Tod reden.«
    Sir Anthony wurde ganz blaß. »Ihr habt mit Rebecca über Helens Tod gesprochen?«
    Kenneth nickte. »Nach allem, was sie mir erzählte, würde sich Lady Seaton, wenn sie sich tatsächlich hätte

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