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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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war sauberer und ehrenhafter als das, was er hier tun mußte.
    »Schickt an alle, die sich in diesem Stapel befinden, ein höflich formuliertes Mahnschreiben«, sagte Sir Anthony, wobei er die Hand auf einen Stoß Briefe auf seinem Schreibtisch legte. »Die meisten von ihnen sind Aristo-kraten. Die Zahlungsmoral meiner bürgerlichen Auftraggeber ist unvergleichlich besser.« Er wühlte nun in den Papieren auf dem Schreibtisch des Sekretärs und zog ein in Leder gebundenes Notizbuch unter diesen hervor. »Zu Euren Aufgaben gehört auch das Führen meines Tagebuchs.
    Ich notiere mir alles, was darin eingetragen werden soll, zuerst auf Zetteln oder irgendwelchen Papierfetzen.« Er öffnete das Notizbuch und enthüllte dabei ein rundes Dutzend vollgekritzelter Papiere, die zwischen Buchdeckel und Vorsatzblatt eingeklemmt waren. »Das müßt Ihr in Reinschrift übertragen.«
    Kenneth nahm das Notizbuch in die Hand und schlug eine Seite darin auf. In Tom Morleys säuberlicher Handschrift fanden sich dort solche Bemerkungen wie: »5. Februar, 10:00-11:00, Herzog von Candover und Familie, erste Skizzen. Wetter dunstig mit Aufhellungen.« Noch zwei weitere Sitzungen waren unter diesem Datum eingetragen, desgleichen der Besuch einiger Freunde und eine Ausschußsitzung der Royal Academy am Abend. Kenneth spürte, wie sich eine leise Erregung seiner bemächtigte: Das Tagebuch vom August des letzten Jahres, als Lady Seaton starb, würde ihm unschätzbare Informationen über Sir Anthonys Tätigkeiten zu jener Zeit liefern.
    Sich seine Aufregung nicht anmerken lassend, sagte er: »Ihr seid ein sehr beschäftigter Mann, wie ich sehe.« »Viel zu beschäftigt. Im letzten Jahr hatte ich drei-hundertundsechs Sitzungen, die mir kaum Zeit ließen für meine Historienbilder«, erwiderte Seaton mit einem ausdrucksvollen Seufzen. »Aber es ist schwer, eine Lady abzuweisen, die einen um ein Porträt bittet und sagt, es gäbe sonst niemand, der sie so gut malen könnte wie ich.«
    Kenneth war versucht, Seaton darauf hinzuweisen, daß er ihm gegenüber bereits zugegeben hatte, wie sehr* er die Poträtmalerei liebte, und sich nur mit dem Verdienst, den er damit erzielte, eine so kostspielige Haushaltsführung leisten konnte. Aber er verbiß sich diese« Bemerkung und sagte: »Gibt es noch etwas, das Ihr mir,* erklären möchtet, Sir?«

    »Nein, das reicht fürs erste.« Sir Anthony erhob sich von seinem Schreibtisch. »Ich werde das Diktieren der l Briefe auf morgen früh verschieben, weil Ihr heute schon genug zu tun habt.«
    Eine gelinde Untertreibung, dachte Kenneth, weil er $
    mindestens drei Tage dazu brauchen würde, um das, i was sich dort auf seinem Schreibtisch stapelte, aufzu-1
    arbeiten. Er wollte Sir Anthony gerade fragen, was er l denn als erstes erledigt haben wollte, als er Schritte l draußen in der Halle hörte. Kurz daraufklopfte jemand l an die Tür, ehe sie von draußen geöffnet wurde und i drei elegant gekleidete Personen über die Schwelle tra- l ten.
    Eine von ihnen, ein gutaussehender Mann, der un- j gefähr in Seatons Alter war, sagte: »Was, du stehst am |
    Schreibtisch und nicht hinter deiner Staffelei, An- j thony?«
    »Ich muß erst noch meinen neuen Sekretär, Captain :i Wilding, den mir der Himmel heute ins Haus geschickt |
    hat, in seine Pflichten einweisen.« Seaton machte eine kurze Handbewegung zu Kenneth hin. »Oder vielmehr ein namenloser Freund, der wußte, daß ich dringend einen Sekretär benötige. Bist du etwa dieser namenlose Freund gewesen, bei dem ich mich dafür bedanken sollte, Malcolm?«
    Malcolm musterte Kenneth mit einem scharfen, neu- j gierigen Blick. »Ich würde das doch wohl kaum zugeben, wenn ich anonym zu bleiben wünsche, nicht wahr?«
    Sir Anthony quittierte diese Antwort mit einem amü-
    sierten Nicken, als hätte sich seine Annahme bestätigt.
    »Captain Wilding, das sind ein paar von diesen mit mir befreundeten Taugenichtsen, die mein Studio als Salon zu mißbrauchen pflegen.«
    »Aber immer nur in den späten Nachmittagsstunden«, sagte die Frau, die bisher von Malcolm halb verdeckt gewesen war und nun hinter diesem hervortrat. Zu Kenneths Erstaunen war es diese Lavinia, die ihn am Morgen in einem sie nur spärlich verhüllenden Schleiergewand begehrliche Blicke zugeworfen hatte und nun nach der neuesten Mode gekleidet war.
    »Wenn ein Mann nicht einmal unter seinem eigenen Dach Tyrann sein kann - wann dann?« erwiderte Sir Anthony, bevor er Kenneth mit seinen Besuchern bekannt

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