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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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überschritten. Machen Sie so etwas ja nicht wieder.« Damit schwenkte sie auf den Absätzen herum und marschierte aus dem Frühstückszimmer. Nein, Höflichkeit war wahrlich nicht seine Stärke. Doch sie hätte nun beim besten Willen nicht sagen können, was sie jetzt mehr gestört hatte: seine unverschämte Bemerkung, daß er sie küssen wollte - oder seine Behauptung, daß er nicht das Verlangen habe, das auch zu tun.
    Da er noch eine halbe Stunde Zeit hatte, bis er sich mit Sir Anthony in dessen Büro treffen sollte, ging er hin« auf in sein Zimmer. Offenbar waren dort die beiden! Mägde am Werk gewesen, denn das Zimmer glänzte nur l so vor Sauberkeit; und auch der Lakai hatte inzwischen l sein Gepäck aus dem Gasthof geholt, wo er die letzte l Nacht verbracht hatte. Wahrscheinlich würden ihm die ; meisten der Dienstboten in Zukunft keinen Anlaß zur l Klage mehr geben. Sie hatten nur eine feste Hand ge- | braucht.
    Er benötigte nur wenige Minuten dazu, seine Habseligkeiten auszupacken. Aus irgendeinem unerfindlichen “\
    Grund hatte er auch eine Mappe mit seinen Zeichnungen mitgenommen, die er nun ganz hinten im Kleider-schrank verstaute, wo sie vor den Augen der Dienstbo- ; ten sicher sein würden. Dann wanderte er langsam im Zimmer auf und ab. Er fühlte sich so müde, als hätte er einen Fußmarsch von dreißig Meilen hinter sich. Lügen kosteten Kraft.
    Er blieb am Fenster stehen und blickte in den kleinen Garten hinunter. Dahinter ragten die Häuser und Dächer von Mayfair auf, dem elegantesten Viertel der City, die das Herz der Nation darstellte. Obwohl er in Har-row zur Schule gegangen war, das nur ein Dutzend Meilen vom Stadtkern entfernt lag, hatte er bisher immer nur einen oder höchstens zwei Tage hintereinander in der Metropole verbracht. Und sobald er alt genug gewesen war, um auch die Freuden dieser Stadt kennenlernen zu können, hatte er das Land verlassen.
    Er fragte sich nun, was ihm wohl sein jetziger Besuch in London bescheren würde. Hier irgendwo in der Nähe lebte Hermione, die verwitwete Lady Kimball, nun behaglich von dem Vermögen, das sie ihrem verstorbenen Mann abgeluchst hatte. Kenneth hoffte zu Gott, daß sich ihre Wege nicht kreuzen würden. Obwohl er seine Stiefmutter vor fünfzehn Jahren zuletzt gesehen hatte, würde er immer noch seine Schwierigkeiten damit haben, sie mit der ihr zukommenden Höflichkeit zu behandeln. ‘ Auch Lord Bowden wohnte hier in der Nähe, der von seinem Ermittler regelmäßig einen Bericht erwartete. Mit einem Seufzer setzte sich Kenneth in den Lehnstuhl am Fenster, um seine ersten Eindrücke von Sir Antho-nys Haushalt zu formulieren. Sein Auftrag würde sich als ein noch schmutzigeres Geschäft erweisen, als er zunächst angenommen hatte. Obwohl Sir Anthony ein sprunghaftes und zuweilen auch arrogantes Wesen haben mochte, war er keineswegs unsympathisch. Es würde ihm, Kenneth, schwerfallen, täglich mit dem Mann zu arbeiten und zugleich Beweise zu sammeln, mit denen er dessen Leben zerstören konnte.
    Zwar sagte er sich, daß Seaton auch dafür geradestehen mußte, wenn er seine Frau ermordet hatte. Aber war Seaton überhaupt dazu fähig, einen Mord zu begehen?
    Möglicherweise ja. Er war ein Mann von heftigem Temperament, der daran gewöhnt war, stets seinen Willen zu bekommen. Ein Mann, dem er, Kenneth, durchaus zutraute, daß er gewaltätig wurde, wenn er in Zorn geriet.
    Möglich, daß das der Fall gewesen war, als er mit seiner Frau am Rand einer Klippe im Seenbezirk spazierengegangen war; und dann hatte ein einziger heftiger Stoß schon genügt, um diese in den Tod zu schik-ken. Selbst wenn er im Affekt gehandelt und gar nicht die Absicht gehabt hatte, sie zu ermorden, würde man ihn wegen Totschlags ins Gefängnis schicken.
    Aber wie konnte man so eine Tat beweisen, wenn es keine Zeugen dafür gab? Kenneth mußte genau eruieren, was sich zu der Zeit, als Heien starb, im Haushalt der Seatons abgespielt hatte - nicht nur die tatsächlichen Geschehnisse, sondern auch der emotionale Zustand, in dem sich die im Landhaus der Seatons befindlichen Personen befunden hatten.

    Was letzteres anlangte, schien ihm Rebecca Seatons Verhalten heute, als sie den Tod ihrer Mutter einen schrecklichen, dummen Unfall< nannte, über eine bloße Bekundung ihres Schmerzes und ihrer Trauer hin-ausgegangen zu sein. Ein Verhalten, das Bowdens Verdacht zu rechtfertigen schien. Er fragte sich nun, was Rebecca Seaton wohl damit gemeint hatte, als sie sagte, ihr Vater

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