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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Sie drehte sich um und verließ das Büro.
    Er blickte ihr nach und wußte, daß sein erster Eindruck richtig gewesen war: Diese junge Dame würde ihm Kummer machen.
    Ihren Kater streichelnd, um sich wieder zu beruhigen, stieg Rebecca die Treppe zur Küche hinunter. Es war nicht einfach für sie gewesen, mit Captain Wilding über den Tod ihrer Mutter zu reden, und als er ihr dann offenbart hatte, wie sehr auch er noch unter dem Verlust seiner Mutter litt, hatte das ihren eigenen Schmerz wieder aufleben lassen. Doch dieses Feingefühl, mit dem er von dem Tod seiner Mutter sprach, hatte ihr eine unerwartete Seite seines Charakters enthüllt. Einen Moment lang hatte dieser so gestreng wirkende Armeeoffizier ihr den empfindsamen Jungen gezeigt, der er einmal gewesen war.
    Dieser Mann war für sie ein faszinierendes Rätsel. Ihre ersten Eindrücke von ihm waren Härte und Intelligenz gewesen. Beides gehörte zweifellos zu seinen Charak-tereigenschaften; doch heute hatte er sich zu ihrer Überraschung sogar als toleranter und unabhängiger Geist erwiesen. Sie hatte ihm absichtlich die Tatsache enthüllt, daß sie ein gefallenes Mädchen< sei, um zu sehen, wie er darauf reagieren würde, und sie mußte es ihm hoch anrechnen, daß ihn das weder schockiert noch dazu veranlaßt hatte, sie weniger respektvoll als bisher zu behandeln.
    Nachdem sie den Kater gefüttert hatte, überlegte sie, daß sie noch eine halbe Stunde Zeit hatte, ehe sie sich zum Dinner umziehen mußte, und beschloß, noch ein-; mal in ihr Studio hinaufzugehen, um diese Zeit für eine oder zwei weitere Skizzen von Captain Wilding auszunützen.
Kapitel 6
    Wie sie es vorher abgesprochen hatten, suchte Kenneth am Ende der ersten Woche, die er in Sir Anthonys Haushalt verbrachte hatte, Lord Bowden auf, um diesem Bericht zu erstatten. Er wurde sofort in dessen Arbeitszimmer geleitet, und als Bowden seinen Besucher ins Zimmer kommen sah, legte er sogleich seine Zeitung beiseite und deutete auf einen Sessel, damit Kenneth dort Platz nehmen sollte. »Guten Tag, Lord Kimball. Was habt Ihr bisher herausgefunden?«
    Kenneth studierte einen Moment das Gesicht des älteren Mannes. Nachdem er dessen jüngeren Bruder kennengelernt hatte, fiel ihm auf, wie sehr sich die beiden Männer in körperlicher Hinsicht ähnelten: die gleiche hagere Figur, die gleiche Größe, dieselben wie gemeißelt wirkenden Wangenknochen. Doch Sir Anthonys Vitalität, der Charme, den er zuweilen aufblitzen ließ, und auch seine gelegentliche Gereiztheit ließen ihn viel jünger erscheinen als Lord Bowden, der nur zwei Jahre älter war als sein
    >Arbeitgeber<.
    »Ich habe mit meinen Nachforschungen noch nicht den Erfolg gehabt, den ich mir eigentlich erhofft hatte«, sagte Kenneth, als er in dem Sessel Platz nahm. »Ich fürchte, daß meine Ermittlungen länger dauern werden, als wir zunächst glaubten.« Er zählte Bowden die Gründe dafür auf: keine ausreichenden Informationsquellen unter den Dienstboten, kaum Zeit für seine Nachforschungen, da er die liegengebliebene Korrespondenz von Sir Anthony hatte aufarbeiten müssen - und beendete dann seine Ausführungen mit den Worten: »Sir Anthony hat jedoch die Gewohnheit, täglich schriftliche Aufzeichnungen von seinen Terminen und Tätigkeiten anzufertigen, die uns eine Menge über die Vorgänge im Haus Eures Bruders zur Zeit von Lady Seatons Tod erzählen könnten. Unglücklicherweise befinden sich aber die Tagebücher, die sich auf diese Zeit beziehen, noch im Landhaus Eures Bruders, der, wie man mir erzählte, in der Konfusion, die damals nach dem Tod von Lady Sea-ton im Hause herrschte, vergessen hatte, sie einzupak-ken, als er nach London zurückkehrte. Ich werde mir diese Tagebücher vermutlich erst im Sommer ansehen können, falls ich dann noch ein Mitglied seines Haushalts sein sollte, wenn Sir Anthony wieder sein Landhaus in Schottland bezieht. So wie die Dinge stehen, werde ich wohl kaum früher Gelegenheit dazu bekommen.«
    Bowden hatte ihm stirnrunzelnd zugehört. »Ich hatte gehofft, daß Ihr mir schon früher Ergebnisse bringen könntet.«
    »Trotzdem komme ich mit meinen Ermittlungen voran, wenn sie auch noch nicht die von Ihnen erwarteten Früchte tragen. Man hat mich inzwischen mit Sir An-thonys Freunden bekanntgemacht, und ich werde bald damit beginnen können, sie über die Vergangenheit zu befragen.
    Ich möchte auch mit diesem Morley sprechen - meinem Vorgänger als Sir Anthonys Sekretär.«
    »Das läßt sich leicht

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