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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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selbst.«
    Er fragte sich, ob diese Bemerkung etwa eine versteckte Kritik an ihrem Vater sein sollte. Ein so erfolgreicher Maler wie Sir Anthony hatte vermutlich sehr wenig Zeit für seine Familie gehabt. »Muß ein Künstler denn immer egoistisch sein?«
    »Vielleicht nicht immer, aber doch die meiste Zeit.« Sie strich sich eine von diesen Locken, die sich nicht von ihren Haarspangen bändigen ließen, aus dem Gesicht.
    Er sah ihr dabei zu und dachte, daß sich zwar ein so prächtiges kupferrotes Haar auch künstlich erzeugen ließ, jedoch kein kosmetisches Mittel der Haut eine so feine, fast durchsichtige Blässe verleihen konnte, wie ihre. Das war die Haut einer echten Rothaarigen.
    Mit einem jählings in ihm aufwallenden Zorn wünschte er sich jetzt, daß sie sich zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort kennengelernt hätten, wo sie nicht die Tochter eines Mordverdächtigen und er ein wohlhabender Gentleman und kein mittelloser Spion gewesen wären.
    Ein Ort, wo er die Komplexität ihres Geistes und ihrer Seele hätte erforschen können. Ein Ort, wo er sie küssen und dazu überreden könnte, seine Küsse zu erwidern.
    Er holte ein paarmal tief Luft, bis dieser Zorn über die Ungerechtigkeit des Schicksals wieder in ihm abebbte.
    Doch dieses mächtige Verlangen, sie zu berühren, vermochte er damit nicht zu verdrängen. Er beugte sich vor und nahm ihre Hände in seine, deren Innenflächen er nun nach oben drehte. Es waren überaus fähige Hände mit langen, eleganten Fingern, die ihn an die Heiligenfiguren der Renaissance erinnerten. »Soviel Kraft und Gewandtheit«, murmelte er. »Was für Meisterwerke werden diese Hände wohl noch in Zukunft erschaffen?«
    Ihre Hände begannen nun leise in seinen zu zittern. »Das wahre Geschick eines Künstlers befindet sich in seinem Verstand und nicht in seinen Händen«, sagte sie rauh. »Sein Geist muß das Werk sehen, bevor sein Körper es erschaffen kann.«
    »Woher diese Befähigung auch kommen mag, Ihr seid ein Riesentalent.« Er fuhr die Linien in ihrem Handteller mit der Spitze seines Zeigefingers nach. »Ich frage mich, ob es wirklich möglich ist, die Zukunft aus der Hand zu lesen.
    Wird Euer Talent Euch Ruhm bescheren? Reichtum?
    Glück?«
    Sie entzog ihm jetzt ihre Hände und rollte die Finger ein.
    »Eine schöpferische Begabung ist keine Garantie für diese Dinge. Wenn sie etwas tut, dann verhindert sie vielleicht ein persönliches Glück. Das Werk selbst ist die einzige sichere Belohnung. Sie ist ein Schutzschild, das uns vor Einsamkeit bewahrt, eine zuverlässigere Leidenschaft als menschliche Liebe.«
    Er hob den Kopf, und ihre Blicke begegneten sich. Die Spannung, sie sich langsam in ihm aufgebaut hatte, steigerte sich nun fast ins Unerträgliche. Er spürte, daß sie beide verletzbar waren - auf eine erschreckende Weise verwundbar - und dicht davor, etwas zu tun, das man nicht mehr ungeschehen machen konnte.
    Aus Angst, daß sie ihm mit ihren haselnußbraunen Augen bis auf den Grund seiner Seele blicken und dort seine wahren Absichten erkennen könnte, erhob er sich nun abrupt von seinem Stuhl. »Ich muß mich jetzt wieder um meine eigentlichen Pflichten kümmern, fürchte ich. Wollt Ihr, daß ich Euch morgen wieder als Modell zur Verfügung stehe?«
    Sie schluckte. »Nein … nichtmorgen. Den Tag darauf.«
    Er nickte und verließ das Atelier, während er sich fragte, wie er es denn fertigbringen sollte, noch mehr von ‘ diesen intimen Sitzungen unbeschadet zu überstehen. Rebecca konnte sich als seine beste Informationsquelle erweisen, was den Tod ihrer Mutter betraf. Aber vielleicht gelang es ihm nicht, die Hände so lange von ihr zu lassen, bis er von ihr bekommen hatte, was er hier eigentlich suchte.
    Rebecca bemühte sich, solange regungslos auf ihrem Stuhl zu verharren, bis sie hörte, wie sich die Ateliertür hinter dem Captain schloß. Dann schloß sie die Augen und preßte die rechte Hand gegen ihre Wange. An den Stellen, wo er sie berührt hatte, kribbelte die Haut, als hätte sie im Winter mit bloßen Händen Schnee zu einer Plastik geformt.
    Zum Henker mit diesem Mann! Was für ein Recht hatte er, hierherzukommen und das Schild zu zerbrechen, das sie so lange beschützt hatte? Sie hatte bisher immer die Kontrolle über ihr Leben gehabt, war dankbar für die Freiheit gewesen, zu malen, wann immer sie Lust dazu hatte, und daß es da kaum etwas gab, das sie von ihrer Malerei ablenken konnte. Außer ihrer Malerei hatte sie nichts

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