Feuer der Leidenschaft
Markland absolut gleich aussehen.«
»Eine interessante Herausforderung für jeden Maler, Sir.«
»Zumal dann, wenn ich zwei Porträts von diesen Herrschaften anfertigen soll — eines für jeden Haushalt.« Sir Anthony studierte seine Auftraggeber. »Ich werde jedoch für das zweite Porträt ein anderes Arrangement verwenden.«
Worauf eine der beiden Gräfinnen lachend meinte: »Man kann die Identität ja auch übertreiben.«
»Alles, was sich zu tun lohnt, kann man gar nicht oft genug machen«, sagte der dunkelhaarige Mann und zwinkerte dabei schalkhaft seiner Gattin zu. »Schon gar nicht bei zwei so reizenden und schönen Frauen.«
Nun brach auch unter den Freunden der beiden gräflichen Paare, die sich in Sir Anthonys Atelier eingefunden hatten, um seinen Auftraggebern bei der Porträtsitzung Gesellschaft zu leisten, ein Gelächter aus. Die hier versammelten Leute hatten diesen trüben Nachmittag in eine Party verwandelt.
Nachdem sich Kenneth noch davon überzeugt hatte, daß Sir Anthonys Gäste ausreichend mit Erfrischungen versorgt waren, zog er sich wieder aus dem Studio zurück und begab sich auf sein Zimmer, um für die nun bevorstehende Sitzung bei Rebecca sein Korsarenkostüm anzulegen. Er wollte gerade die Treppe zu ihrem Atelier hinaufsteigen, als ein Gemälde im Treppenhaus, das er bisher kaum beachtet hatte, seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Das Gemälde stellte den Tod des Sokrates dar, ein bei Malern beliebtes Thema. Auf dem großformatigen Bild war dieser noble Philosoph in dem Augenblick dargestellt, wo er, umgeben von seinen weinenden Schülern, das Todesurteil an sich vollstreckt und den mit dem giftigen Schirlingstrank gefüllten Becher an die Lippen hebt. Es war ein nicht ganz schlechtes, aber auch kein sonderlich gutes Bild. Zwar war an der Machart und der Technik, die dem Gemälde zugrundelag, nichts auszusetzen. Doch die darauf abgebildeten Personen hatten etwas Steifes und Konventionelles, die Komposition und das Kolorit etwas Mittelmäßiges. Und was am schlimmsten war, es fehlte dem Bild an Seele.
Aber wenn er an seine gestrigen Versuche dachte, war die Ausführung des Bildes immer noch besser als alles, was er zuwege bringen würde, sagte Kenneth sich nüchtern und wollte gerade die Treppe zum Speicher hinaufsteigen, als er eine Männerstimme unter sich rufen hörte: »Gefällt Euch der Sokrates, Captain?«
Kenneth drehte sich um und sah unter sich die Gestalt des sich stets leutselig gebenden Lord Frazier, der soeben im Haus eingetroffen sein mußte. Als Kenneth die gespannte Erwartung auf den Zügen von Lord Frazier bemerkte, erwiderte er taktvoll: »Ja, Mylord. Ein sehr dramatisches und bewegendes Sujet. Ist das eine von Euren Arbeiten?«
Sichtlich zufrieden mit dieser Antwort, nahm Frazier nun den Hut ab und schüttelte das Regenwasser von dessen Krempe. »Ich habe es vor fünf Jahren gemalt. Als ich es in der Royal Academy ausstellte, bekam ich ein paar recht schmeichelhafte Angebote dafür, die ich natürlich ablehnte.
Schließlich bin ich ein Gentleman und kein Krämer. Da Sir Anthony das Bild bewunderte, habe ich es ihm zum Präsent gemacht.«
Wenn Sir Anthony das Gemälde wirklich bewundert haben sollte, dann lediglich aus Höflichkeit einem Freund gegenüber, da es sich hier um ein in keinerlei Hinsicht bemerkenswertes Gemälde handelte. Aber seine Gedanken für sich behaltend, sagte Kenneth: »Mir war Eure Reputation natürlich bekannt, ehe ich hierherkam, doch das ist das erste Werk von Eurer Hand, das zu sehen ich bisher die Ehre hatte. Malt Ihr oft Bilder mit historischen Themen?«
»Natürlich, es ist das einzig würdige Genre für einen ernsthaften Maler. Sind Euch vielleicht Sir Joshua Reynolds Schriften über das Malen im erhabenen Stil bekannt? Er erklärt darin auf eine überaus anschauliche und einleuchtende Weise, daß die Kunst auf einer höheren Ebene tätig sein sollte, gereinigt von den alltäglichen und banalen menschlichen Elementen.« Frazier stülpte die Lippen auf. »Ein Jammer also, daß Anthony Porträts malen muß, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Er ist wirklich sehr gut als Historienmaler, wenn er die Zeit für dieses Genre findet.«
Die versteckte Harne, die aus diesen Worten sprach, bestätigte das, was Phelps ihm bereits angedeutet hatte.
Obwohl Lord Frazier und Sir Anthony seit vielen Jahren Freunde waren, neidete Frazier Seaton doch dessen größeren Erfolg als Maler.
»Seine Porträts mögen zwar nicht diese
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