Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
überlegte Grace laut.
Er bewunderte sie dafür, dass sie Mut genug hatte, ihre Befürchtung auszusprechen. „Darüber müssen wir uns jetzt noch keine Gedanken machen“, beruhigte er sie und bot ihr seinen Arm.
„Danke.“
Grace sprach das eine Wort so leise aus, dass er sich nicht sicher war, ob er es wirklich gehört hatte, aber er hörte sie gleich anschließend „Oh! Verdammt!“ murmeln, während sie abrupt stehen blieb. Devlin musste seinen Blick von ihren großen grünen Augen losreißen, um nachzusehen, was sie so aus der Fassung gebracht hatte.
„Verdammt ist der verdammt richtige Ausdruck“, brummte er. Sein Halbbruder, Lord Wesley, spazierte mit Lady Prudence an seiner Seite den Korridor entlang. Was, zur Hölle, taten seine Halbgeschwister hier? Devlins Nackenhaar richtete sich auf. Vielleicht war Wynsome hier, um Lady Warren, seine Verwandte, zu besuchen und hatte den Widerling Wesley eingeladen.
Prudence schnappte nach Luft und blieb stehen, wodurch Wesley ebenfalls zum Anhalten gezwungen wurde, sodass auch er nun Devlin und Grace bemerkte. Prudence’ Lippen verwandelten sich in einen schmalen, harten Strich; dann schob sie das Kinn vor, und in ihre Augen trat ein eisiger, hochmütiger Ausdruck. Sie wirbelte auf dem Absatz herum und sagte mit gerümpfter Nase zu Wesley: „Lass uns hier entlanggehen.“
Als würden sie nicht existieren. Es war das berühmte Schneiden, das die Damen der Gesellschaft anwandten, um ihre Feinde in die Schranken zu weisen.
Devlin lachte bitter auf. In ihren Adern mochte blaues Blut fließen, aber zur Hölle, sie waren kleingeistig und armselig. Er schaute nach unten und sah Grace’ Sommersprossen, goldene Flecke auf elfenbeinfarbenen Wangen.
Verdammt, Prudence’ unhöfliches Verhalten hatte Grace verletzt, hatte die Ängste und Zweifel, die sie in ihrem Herzen mit sich herumtrug, noch verstärkt. Das wusste er, weil auch er lange genug unter diesen Ängsten gelitten hatte.
Er war kein Gentleman. Er war ein Nichts. Wertlos.
Ihm war klar, dass es das war, was Grace befürchtete. Nicht dazuzugehören, ausgestoßen zu sein.
Aber er würde nicht zulassen, dass Grace sich selbst wegen dieser selbstgefälligen aristokratischen Gesellschaft innerlich in Stücke riss. „Komm mit mir“, forderte er sie energisch auf. „In dein Schlafzimmer.“
„Du kannst auf keinen Fall mit hereinkommen“, protestierte Grace, doch Devlin grinste wie Luzifer persönlich. Ohne ihre Worte zu beachten, tat er einen kühnen Schritt vorwärts und zwang sie auf diese Weise, von der Schwelle zu treten und ihn einzulassen. Wenigstens schaute er zuvor rechts und links den Flur entlang, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand sah.
Grace wünschte sich, er würde ein einziges Mal tun, was sie ihm sagte.
Aber natürlich dachte er nicht im Traum daran.
„Nie und nimmer passt du in dieses Bett“, verkündete sie und verschränkte die Arme unter ihren Brüsten.
Devlin lachte über diese Feststellung und schlenderte hinüber zum Bett. Er testete es zunächst mit den Händen und einem Knie, bevor er sich rückwärts auf die gelbe Tagesdecke fallen ließ.
Grace schaute ihm dabei zu und sah sich dann um. Ihr gefiel das bescheidene Zimmer mit seinen gelb getupften Tapeten und den mit goldgelber Spitze eingefassten Vorhängen.
Als sie erneut zu Devlin hinschaute, streckte er seine langen Beine, sodass seine Stiefel den Boden berührten. Ihr Blick verirrte sich dorthin, wo seine Hosen sich über seinen Schenkeln, seinen Hüften und seinem Schritt spannten.
„Hast du noch den Brief, den deine Großmutter dir geschickt hat?“
Diese Frage hatte sie nicht erwartet. „Ja.“ Sie zog ihn aus ihrem Retikül, reichte ihm das zusammengefaltete Blatt und ließ die Tasche auf den Waschtisch fallen. Dort blieb Grace stehen und wartete nervös, während er las. „Es könnte sein, dass eine Zofe kommt, um meine Koffer auszupacken.“
Lässig schob er einen angewinkelten Arm unter seinen Kopf und legte den Brief neben sich auf das Bett. Ihre Kehle wurde eng. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gelegt.
Doch dieser Wunsch erinnerte sie plötzlich an Wesley, an die Dummheiten, die sie in der Vergangenheit begangen hatte, und ihr Magen zog sich zusammen. Wesleys Hände, die ihre Brüste kneteten. Wesleys schmutziges Grinsen. Seine groben Worte, mit denen er von ihren Titten gesprochen hatte. Und sie, einfältig, wie sie gewesen war, hatte das erregend gefunden.
Warum konnte sie ihn nicht
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