Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
darauf stand sie auch schon an der Reling des Segelschiffes. Devlin hatte sie zum Bug geführt, wo sie im Freien stehen konnte, selbst als die anderen Gäste in die Kabine gingen. Die Segel wurden gehisst, und sie bewegten sich über das Wasser hinweg.
Devlin stand neben ihr an der Reling. Hatte er sich als Kapitän eines Schiffs, das in der Südsee kreuzte, so gefühlt? Ihr kam es vor, als würde sie über den Wellen dahinfliegen. „Oh!“, stieß sie hervor. Es war ein schlichter Jubelschrei, und gleich darauf hörte sie Devlins Lachen. Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht, das zur Hälfte von seinem im Wind wehenden Haar verdeckt wurde. Sie hielt ihr Gesicht in die Brise, schloss die Augen und genoss die Gischt auf ihren Wangen und ihren Lippen.
Es war so berauschend! So …
Ihr Magen wurde unruhig und begann sich zu heben. Ihr würde übel werden! In einem Moment deutete der Bug des Schiffes zum Himmel, im nächsten zum Meeresgrund.
„Oh Gott …“
„Du bist nicht seefest, Liebste, stimmt’s?“ Devlin trat dichter neben sie und legte ihr den Arm um die Taille. „Schau geradeaus nach vorn, zum Horizont. Sieh nur in die Richtung, in die wir uns bewegen. Dadurch wird die Übelkeit schwächer.“
Grace klammerte sich an die Reling und sah in die Richtung, in die sie anscheinend fuhren, denn das schien tatsächlich ihre Übelkeit ein wenig zu lindern. Für einen Moment lehnte sie sich gegen die vertraute Wärme und Stärke seines Körpers. Dann sprang sie zur Seite und schlug sich die Hand vor den Mund, als das Deck unter ihr schlingerte.
Sie durfte sich nicht so rasch bewegen.
Ihr war klar geworden, wie deutlich sein vertrauliches Verhalten ihr gegenüber zeigte, dass er nicht einfach nur ein Mann war, der sie aus Sicherheitsgründen auf ihrer Reise begleitete. Und sie hatte befürchtet, wenn sie sich an ihn schmiegte, würde sie sich auf seine Kleidung erbrechen.
„W…wie hältst du das aus?“
„Es hat mir noch nie etwas ausgemacht, Grace.“
Natürlich nicht, und es war ein weiteres Zeichen dafür, dass sie und er in vollkommen verschiedene Welten gehörten.
Die Segel blähten sich im starken Wind und standen weiß vor dem blauen Himmel.
Liebevoll legte er ihr die gespreizte Hand auf den Rücken und stützte sie, während das verdammte Schiff auf und nieder rollte, als wäre es eine riesige, biegsame Schlange und kein hölzernes Wasserfahrzeug.
„Alle anderen sind unter Deck – wahrscheinlich seekrank. Und die Mannschaft hat zu viel zu tun, um zu uns herüberzusehen.“
„Du meinst doch nicht … du schlägst doch nicht etwa vor, dass wir … hier Sex haben könnten?“
In seinem tiefen, heiseren Lachen schwang liebevoller Spott mit. „Natürlich nicht, Süße, es sei denn, du bist interessiert …“
„Oh Gott“, schrie sie laut und sah ihn entsetzt an. „Das bin ich nicht.“
„Ist eine Begegnung mit dieser hochmütigen Frau, die dir vorher keinen einzigen Gedanken geschenkt hat, all die Qual und Angst wert, die du dafür auf dich nimmst?“
„Ist es dir die Mühe wert, mir überallhin zu folgen und mir lästige Fragen zu stellen?“
„Das ist es, Liebste.“
Felsen – schwarz und nass von der Gischt – ragten plötzlich zu ihrer Rechten auf, welche Seite das auch immer in der Sprache der Schifffahrt sein mochte. „Sieh nur“, rief sie und deutete auf die Klippen. „Sie sehen wie die Finger eines riesigen Monsters aus, das darauf wartet, ein Schiff in die Tiefe zu ziehen.“
Der Bug des Schiffes deutete auf die glänzenden, scharfen Kanten und raste darauf zu. Grace hielt die Luft an, vergaß alles, außer dem Wunsch zu überleben, und klammerte sich an Devlins Arm.
„Es sieht nur so aus, als würden wir gleich gegen die Felsen krachen“, beruhigte er sie, und damit hatte er natürlich recht, denn das Schiff änderte erneut seine Richtung und glitt in sicherem Abstand an den Klippen vorbei.
Aus den Augenwinkeln nahm sie das Schimmern von Licht wahr und wandte sich in die Richtung, aus der es kam.
Rechtecke aus goldenem Licht – Fenster, in denen sich die Sonne spiegelte – funkelten zwischen dicht beieinanderstehenden Bäumen. Ein prachtvolles Haus lag in der Nähe einer Steilküste, umgeben von einem dichten grünen Wald. Die Reihe der glänzenden Fenster schien endlos zu sein, und während sie an dem Gebäude vorbeifuhren, erreichten sie ruhigeres Gewässer. Der auf den Fenstern liegende Sonnenschein warf auch ein wenig Licht auf die Fassade, doch aus
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