Feuer der Nacht
liegt, den du mit Liliengirlanden geschmückt haben wolltest – wobei ich übrigens finde, dass Girlanden bei einer Beerdigung von schlechtem Geschmack zeugen. Und du wolltest, dass ein Dudelsackspieler aufspielt und dass Schimmel deinen Katafalk zum Friedhof ziehen. Du kannst nicht in Schönheit im Sarg liegen und dich gleichzeitig verbrennen lassen. Das schließt sich irgendwie aus.«
»Du kriegst keinen Katafalk«, sagte Jaclyn. »Staatsoberhäupter kriegen so was. Denk doch bloß an den Verkehrsstau. Ich schätze, dazu bräuchtest du die Genehmigung des Gouverneurs.«
»Ach, mach mir nur alles mies! Wie kannst du nur!«, ärgerte sich Peach. »Ich hätte gedacht, dass ein Mensch zumindest bei seiner Beerdigung einmal kriegt, was er haben möchte. Aber lass wenigstens die Lieder spielen, die ich mir wünsche, okay?«
»Klar«, versprach Madelyn ihr, »solange es nicht gerade You Picked a Fine Time to Leave me, Lucille ist.«
»Spielverderber. Na gut, wie wäre es dann mit Floyd Cramers Last Date ? Kapiert? Das wird es nämlich sein.«
»Du bist krank. Einfach krank. Du bist dann doch eh nicht mehr bei uns, wozu also die ganze Aufregung? Ich werde eine wunderhübsche Beerdigung für dich ausrichten, wie es sich für den Ruf und den Standard von Premier ziemt.«
»Du willst aus meiner Beerdigung einen Event machen? Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen oder verärgert sein soll, dass du meinen Tod für Werbezwecke nutzen willst.«
»Ach, meine Liebe, ich verspreche dir, dass deine Beerdigung der Event schlechthin werden wird. Ich muss nur dafür sogen, dass er auch geschmackvoll wird.«
»Apropos Geschmack … Jaclyn, meine Süße, dir ist doch schon klar, dass deine Hochzeit am Samstag die reinste Katastrophe wird, oder?«
Jaclyn schaute auf, ihre Lippen zuckten. »Ich habe eine Ahnung davon bekommen, als die Braut darauf bestand, dass ihre elf Monate alte Tochter, die im Übrigen nicht das Kind des Bräutigams ist, in einem roten Wägelchen den Kirchengang hinuntergeschoben werden soll.« Sie musste lachen. Die Hochzeit würde witzig werden, aber solange das Brautpaar mit den Arrangements glücklich war, betrachtete sie es als ihre Aufgabe, alles so zu machen, wie es gewünscht wurde. »Diedra dankt ihrem guten Stern, dass wir diese Woche so viele Reservierungen haben, dass sie eine der Hochzeitsproben am Samstag übernehmen kann anstelle der Hochzeit.«
»Ich bin bloß froh, wenn diese Woche vorüber ist«, sagte Madelyn und warf einen Blick auf den Terminkalender an der Wand. Da sie in der kommenden Woche so viele Buchungen hatten, versuchten sie nicht, irgendwelche weiteren Termine einzuschieben. Sie hatten alle Hände voll zu tun, sechs Hochzeiten bedeuteten schließlich auch sechs Hochzeitsproben. Sie rieb sich die Hände. »Unser Bankkonto freut sich jedenfalls sehr. Keiner der Schecks ist geplatzt.«
»Na dann hallelujah«, sagte Jaclyn trocken. »Also, wenn ich heute sämtliche Termine mit Carrie schaffe, ohne dass mir jemand abspringt – einschließlich meiner Wenigkeit –, wird die restliche Woche vergleichsweise locker.«
»Schmeiß hin, wenn es sein muss«, riet ihr Madelyn mit verkniffenen Lippen. »Lass dich von ihr nicht verarschen. Die Summe, die wir ihr erstatten müssen, ist es vielleicht wert, denn dann sind wir sie los.«
Ihre Verträge gestalteten sich so, dass Premier die Arbeit bezahlt bekam, die termingerecht geleistet war. Das schützte sie davor, in letzter Minute gefeuert zu werden und dann kein Geld zu bekommen, weil der Auftrag nicht komplett erledigt war. Ein paar sparsame – oder, je nach Standpunkt, betrügerische – Bräute beziehungsweise Brautmütter hatten das bereits versucht. Sobald ihnen allerdings klar wurde, dass ihnen das hohe Honorar nicht rückerstattet wurde, kamen sie aber zu dem Schluss, dass der Service von Premier eigentlich doch ganz ordentlich war.
»Sobald wir den magischen Punkt überwinden, nämlich Carries Annahme, dass sie ihre Meinung ändert und sich ihre Wünsche noch erfüllen lassen, ist alles okay. Nicht super, aber okay.«
Madelyn rollte mit den Augen. »Wir haben diesen Punkt bereits überschritten.«
»Nicht ihrer Vorstellung nach. Ich hoffe, dass sie heute Nachmittag so weit kommt. Sie ist allerdings nicht gerade vernünftig«, fügte sie noch hinzu – die Untertreibung des Jahres, wenn nicht der Dekade. Sie überlegte sich, ob sie Eric zu ihrer Unterstützung kommen lassen sollte – die riesige Pistole gut
Weitere Kostenlose Bücher