Feuer der Nacht
röteten sich leicht. Sie schniefte. »Nun, offensichtlich ist dir ja bekannt, dass eine Fluffer für die Ständer der Typen in Pornofilmen zuständig ist. Somit kannst du dich nicht beschweren.«
»Ich bin bloß durch einen Blog draufgekommen, was das ist. Und du?«
»Ach, ich auch«, meinte Madelyn leichthin.
»Hm-hm«, brummte Jaclyn. »Nun denn.«
»Jetzt halte mir bloß keine Moralpredigt, wenn ich bereit bin, dieses Luder für dich zu massakrieren, junge Dame.«
»Ich bin dir fürs Massakrieren ja überaus dankbar, aber das hat nichts damit zu tun, dass du dich mit solchen Sachen auskennst.«
Madelyn bedachte sie mit einem strengen Blick. »Ich behandle dich mit allem Respekt wie eine Erwachsene. Ich denke, wir haben uns privat beide schon als Fluffer betätigt, deshalb sollten wir das Thema jetzt lieber auf sich beruhen lassen.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich brauche einen gewissen Zeitpuffer, für den Fall, dass viel Verkehr ist, aber so zehn Minuten bleiben mir noch. Hast du sonst noch was zu tun, oder hast du für heute alles erledigt?«
»Alles abgehakt. Aber ich muss noch eine Tonne Wäsche waschen, ich denke, ich gehe jetzt lieber nach Hause. Durch den Stress mit Carrie bin ich fix und fertig. Ich brauche ein paar Stunden HG - TV für Gartenfreunde oder meinetwegen auch den Geschichtskanal, damit ich von meiner Palme herunterkomme.«
»Wenn mit dieser Dirne noch was passiert, ruf mich sofort an. Ich will nicht, dass du dich noch einmal mit ihr herumschlagen musst. Wenn sie sich mit Premier in Verbindung setzt, kümmere ich mich darum.«
»Auch gut«, sagte Jaclyn. Sie hatte sich bezähmt und keine Vergeltung geübt, aber sie wusste nicht recht, ob sie das ein zweites Mal hinkriegen würde. Sie hegte allerdings Zweifel, dass Carrie sich überhaupt mit ihr in Verbindung setzen würde, da sie natürlich nicht wollte, dass dem armen Trottel, den sie da heiratete, ihr Verhalten zu Ohren kam. Sean Dennison schien ein echt netter Typ zu sein, und er würde es vermutlich nicht glauben; aber aus dem zu schließen, was Jaclyn gehört hatte, war seine Mutter aus anderem Holz geschnitzt. Mit Fayre Dennison war nicht zu spaßen; mit ihr würde Carrie sich nicht anlegen wollen, und schon gar nicht so kurz vor der Hochzeit – die könnte sonst womöglich noch
platzen.
Sie und Madelyn trennten sich zehn Minuten später. Jaclyn fühlte sich jedenfalls erheblich besser. Zu hören, wie ihre Mutter über Carrie herzog, hatte der Sache den angemessenen Stellenwert gegeben und sie ihren Humor wiederfinden lassen. Carrie war nicht mehr wichtig, sie war bloß noch ein Fleck Fliegendreck auf ihrem Rückspiegel.
Witzig, wie die Tatsache, dass Carrie aus ihrem Leben verschwunden war, bewirkte, dass sie sich weniger unter Zeitdruck fühlte, obwohl Carries Hochzeit gar nicht mit auf dem Mammutprogramm dieser Woche gestanden hatte. Ihr Terminplan war noch immer hektisch, aber ihr Stress hatte sich soeben halbiert. Vielleicht hätte sie jetzt sogar Zeit für Eric. Wenn allein schon der Gedanke an ihn die Macht hatte, Carrie völlig aus ihrem Denken zu verbannen, dann sollte sie auch den Mut haben herauszufinden, ob er wirklich so etwas Besonderes war oder ein Bursche wie jeder andere auch.
Vielleicht sollte sie ihn ja anrufen? Nein, noch nicht. Unschlüssig kaute sie auf ihren Lippen herum. Vermutlich wäre es besser abzuwarten, um zu sehen, ob er sie wirklich nächste Woche anriefe, wie er gesagt hatte. Und vermutlich sollte sie ihre Zweifel über Bord werfen und sich einfach ein bisschen amüsieren. Eric musste ja nicht die Liebe ihres Lebens oder auch nur des Jahres werden. Sie hatte letzte Nacht Sex mit ihm gehabt, ohne in ihn verliebt zu sein, ohne Verpflichtung ihrerseits oder seinerseits, und die Welt war nicht untergegangen. Es lag nicht in ihrer Absicht, wahllos mit irgendwelchen Männern herumzuschlafen, das kam ihr irgendwie ungesund vor, aber sie war einfach überfällig für eine heiße Affäre.
Der Sommer könnte jedenfalls interessant werden.
Melissa DeWitt schaute von den Verträgen auf ihrem Schreibtisch auf, zum fünften Mal in einer Viertelstunde warf sie einen Blick durchs Fenster, um zu sehen, ob das Auto von Carrie Edwards noch dastand. Es stand noch da. Sie stieß einen Seufzer aus. Warum konnte diese Frau nicht einfach verschwinden?
Sie hatte nicht den ganzen Parkplatz im Blickfeld, sondern nur eine Ecke, das heißt nicht einmal ein Viertel des weitläufigen Areals. Carrie
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