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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hatte einen prima Platz im Schatten ergattert. Sie hatte beim Ankommen die Qual der Wahl gehabt: Sollte sie den Platz gleich bei der Eingangstür oder den im Schatten nehmen? Melissa wunderte sich, dass die Braut sie nicht verflucht hatte, weil nicht beides gleichzeitig vorhanden war. Carrie hatte sich, weiß Gott, über alles beschwert.
    Es war eine Weile her, seit Melissa irgendwelche Geräusche vom Empfangsbereich vernommen hatte, aber sie hatte ja viele Telefonate getätigt und empfangen, und wenn es zu weiteren Eskalationen gekommen war, dann könnte sie sie überhört haben. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Jaclyn noch mit dieser übellaunigen Hexe sprach, aber warum sonst war Carrie dann noch hier?
    Melissa hatte gedacht, sie würde vor Schreck in Ohnmacht fallen, als Carrie Jaclyn geschlagen hatte. Arme Jaclyn! Dann erinnerte sie sich an das Aufblitzen in Jaclyns Augen, und ihre sentimentale Anwandlung verschwand. Arme Jaclyn, meine Güte. Wenn jemand Carrie Edwards Paroli bieten konnte, dann sicher Jaclyn Wilde. Dass sie normalerweise ruhig, besonnen und diplomatisch war, bedeutete nicht, dass hinter der Fassade kein Feuer brannte. Sie fragte sich, ob Carrie ahnte, wie nah dran sie gewesen war, eins auf die Nase zu kriegen. Jaclyn hatte nicht zurückhauen wollen, sie hatte sich für eine richtige Schlägerei gerüstet.
    Aber weshalb war Carrie noch hier?
    Melissa stand von ihrem Schreibtisch auf und ging zur Tür ihres Büros, um den Kopf in den Gang zu stecken. Sie lauschte. Stille. Ihr Büro befand sich im Empfangsbereich auf der anderen Seite des Gebäudes; dazwischen lagen mehrere kleine Konferenzräume und die Toiletten. Den ganzen Nachmittag über hatte sie seit Carries Eintreffen immer wieder erhobene Stimmen gehört. Im Allgemeinen wurden bei solchen Terminen hier viele gutmütige Witze gerissen und gelacht, doch heute nicht.
    Sie wollte Carrie Edwards nicht allein gegenübertreten, aber sie wollte abschließen und es für heute gut sein lassen. Und das war nicht möglich, wenn sich die künftige Braut noch in den Konferenzräumen aufhielt. Um herauszufinden, ob Carrie noch da war, musste sie ihr gegenübertreten, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Da die Frau den ganzen Tag damit verbracht hatte, jeden, der ihr in die Quere kam, umzumähen, war Melissa nicht gerade erpicht darauf, nun selbst in diese Situation zu geraten.
    Sie atmete tief durch und straffte die Schultern. Wenn dieses Luder ihr etwas tun wollte, dann würde sie zurückschlagen, ganz bestimmt. Sie war keine gewalttätige Frau – absolut nicht. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie sich so im Griff hätte wie Jaclyn. Nicht dass Jaclyn sanftmütig gewesen wäre. Wenn Blicke töten könnten …
    Melissa lauschte angestrengt, als sie in Richtung Empfangsbereich ging, doch im Gebäude herrschte völlige Stille. Es war unheimlich zu wissen, dass Carrie irgendwo hier drin war, aber nicht, wo genau. Sie spähte durch die Tür des Empfangssaals und bemerkte, dass auf dem Tisch noch immer alle möglichen Papiere und Arbeitsproben lagen, und ging dann weiter den Gang hinunter zum Seiteneingang, den sie für Carrie und ihre Selbstständigen nicht abgeschlossen hatte.
    Neugierig trat sie ins Freie hinaus. Sie fragte sich, ob Carrie womöglich draußen in der Hitze stand und sich mit jemandem unterhielt. Es war niemand da. Carries Auto und ihr eigener Wagen waren die einzigen Fahrzeuge auf dem Parkplatz.
    Stirnrunzelnd ging sie wieder ins Haus. Ob Carrie in der Damentoilette war? Oder hatte jemand sie im Auto mitgenommen, und sie hatte ihren Wagen einfach stehen lassen, um ihn später abzuholen? Weshalb sollte sie das tun? Nicht dass dies nicht im Bereich des Möglichen gelegen hätte, aber es wäre ein Akt der Höflichkeit gewesen, im Büro vorbeizuschauen und ihr mitzuteilen, dass alle gegangen waren und dass sie ihr Auto noch ein paar Stunden hier parken wolle, während sie beispielsweise mit einem Freund noch etwas trinken ging oder so.
    Höflichkeit hatte Carrie allerdings nie an den Tag gelegt, niemandem gegenüber. Und nicht nur das, sie bezweifelte, dass sie überhaupt richtige Freunde hatte. Unter den Umständen hoffte Melissa, dass Carrie mit einem Bekannten, der zumindest als Freund durchging, unterwegs war und nicht in der Toilette lauerte, um sich für eine weitere Auseinandersetzung zu rüsten. Sie blühte dabei richtig auf. Melissa nicht. Bei der Vorstellung, Carries nächstes Angriffsziel zu sein, krampfte sich ihr

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