Feuer der Nacht
ein paar Streifenpolizisten, die den Kommentar gehört hatten, ein ersticktes Lachen. Garvey setzte eine Leidensmiene auf, nachdem er das Grinsen, das sich auf seinem Gesicht hatte breitmachen wollen, in den Griff bekommen hatte. »Um Himmels willen, Wilder.«
Eric ging in die Hocke, um die Leiche besser betrachten zu können. Er nahm sie vom Kopf bis Fuß in Augenschein, seinem scharfen Blick entging nichts. »Wie würden Sie das denn sonst ausdrücken?«
» Erstochen . Der Terminus lautet erstochen . Vergessen Sie das bloß nicht, vor allem nicht, wenn Sie mit der Familie oder mit den Medien sprechen.«
Er stieß einen Grunzlaut aus und fuhr mit seiner Bestandsaufnahme fort. Was ihn anging, war »mit Kebabspießen aufgespießt« genau richtig. In unterschiedlichen Winkeln ragten aus der Leiche Metallspieße heraus, und selbst aus der Ferne konnte er erkennen, dass einige recht tief drinsteckten, während andere kaum die Haut durchbohrten. Es handelte sich dabei eher um Stichwunden als um richtige Einstiche. Der Mörder hatte wiederholt auf sie eingestochen, vielleicht mit beiden Händen – deshalb die unterschiedlichen Winkel. Der Einstich, der offensichtlich ihr Herz durchbohrt hatte, befand sich verdammt nah am Griff des Spießes, an dem ein Stück blutiges Fleisch hing, dazu eine Perlzwiebel.
Zu schade, dass Franklin in Urlaub war. Der Typ dachte, er hätte schon alles gesehen, aber Eric würde wetten, dass dies auch für ihn etwas Neues war.
Eric war sich absolut bewusst, welch ein emotionales Elend diese Sache auslösen würde. Der oder die Tote war bei einem Mord nämlich nicht das einzige Opfer.
Die Familie litt – lange und schwer. Carrie Edwards war eine schöne junge Frau – war eine schöne junge Frau gewesen –, ermordet während der Hochzeitsvorbereitungen. Sie hatte sicher Eltern, Geschwister, Freunde. Und sie hatte ganz klar einen Verlobten, der noch nicht informiert war. Irgendwo gab es jemanden, der diese Frau liebte. Aber Eric hatte vor langer Zeit gelernt, dass er nicht in der Lage war, als Detective zu »funktionieren«, wenn er sich einen Fall zu Herzen nahm; deshalb konnte er sich Mitleid nicht leisten, deshalb gestattete er sich nicht, sich auf das emotionale Leid und den Kummer einzulassen, die mit einem Mordfall einhergingen. Alle Bullen zogen ihre Fälle mit schwarzem Humor durch, je schwärzer, desto besser. Um der Familie willen musste er jedoch daran denken, seine Kebab-Kommentare zu unterlassen.
Es war der Job von jemand anderem, das Leid zu lindern, das der Tod dieser Frau auslöste: ein Priester, ein Psychiater, ein Freund. Sein Job war es, den Mörder zu fassen und vor Gericht zu bringen.
Esswaren, Schleifen, Bilder von Blumen und Schleiern sowie verschiedene Broschüren waren rund um die Leiche verstreut. Sie hatte sich gewehrt; der Tisch, hinter dem sie lag, stand schief, und ihre Arme ließen diverse Wunden sehen. Ein Aktenkoffer lag am Boden. Wenn die Leute von der Spurensicherung fertig waren, wollte er sehen, welche Informationen dieser Aktenkoffer barg; aber er würde wohl kaum das Glück haben, dass der Mörder so ein bedeutendes Beweisstück am Tatort zurückgelassen hatte. Das Handy des Opfers, das neben der Frau lag, könnte ihnen eher die richtige Richtung weisen. Es war ein iPhone; weiß Gott, was sie da finden würden.
Seitdem er die Identität des Opfers kannte, bemerkte er, wie sich der durch den Stress entstandene kleine Knoten in seinem Magen löste. Er hatte nicht zugelassen, bewusst an sie zu denken, doch als er »Empfangssaal« gehört hatte, da hatte er sich instinktiv auf die Möglichkeit eingestellt, dass es sich bei dem Opfer um Jaclyn handeln könnte. Sie arbeitete in der Branche, und sie hatte ihm selbst gesagt, dass manche Leute bei der Planung ihrer Hochzeit durchdrehten.
Vielleicht war genau das ja passiert: Jemand war hier durchgedreht, ja, eindeutig.
Er stand auf; momentan hatte er genug gesehen. »Wo ist die Managerin?«
»Einer der Beamten nimmt gerade ihre Zeugenaussage auf. Sie hat die Leiche entdeckt und 911 alarmiert.«
Seit dem Eintreffen des ersten Streifenwagens war wie üblich ein Beamter bei der Frau geblieben – um die Szenerie zu beaufsichtigen und um sie daran zu hindern, weitere Telefonate zu führen. Sie wollten nicht, dass sie die Medien, Freunde oder sonst wen kontaktierte, denn die Kontrolle der Nachrichten, die an die Öffentlichkeit gelangten, war ebenso wichtig wie der Tatort.
»Sie war fast hysterisch«, sagte
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