Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
werde nicht aus dir schlau, mein Kind. Komm erst mal herein.« Pauline trat zurück, um sie hereinzulassen. Das kleine Zimmer, in das sie kamen, wurde offenbar als Wohnstube benutzt. »Drake, hol ihr ein kleines Glas Brandy.«
»Ich hasse Brandy«, protestierte Saria schniefend.
»Ich weiß«, sagte Pauline besänftigend, »aber ein Schluck wird dir helfen. Amos, hör auf, den Jungen so finster anzustarren und bring eine Decke. Ich glaube, das Mädchen steht unter Schock.«
Saria klammerte sich an Pauline. »Du weißt, dass ich nur zur Schule gegangen bin, weil du es so wolltest. Das weißt du doch, oder? Ich habe alles getan, was du wolltest. Ich habe weder auf mon pere noch auf die Betschwestern noch auf meine Brüder gehört, nur auf dich. Das weißt du doch, ja?«
»Natürlich weiß ich das.«
»Du bist ma mere , das warst du immer.« Saria schlang die Arme fester um Paulines Hals und presste das Gesicht an ihre Schulter.
»Selbstverständlich«, versicherte Pauline. »Du bist mein Mädchen. Mein Kind.«
»Ich dachte, ich hätte dich verloren. Das darf nicht sein, Miss Pauline. Ich brauche dich doch.«
»Du verlierst mich ganz bestimmt nicht. Amos und ich, wir lieben uns schon ewig, aber du bist meine Tochter, egal was … «
Saria schüttelte den Kopf, denn ihr wurde bewusst, dass Pauline sie nicht verstand, dass sie gar nicht wusste, wie nah sie dem Tod gewesen war. Pauline nahm sie bei den Armen, führte sie zu einem kleinen, altmodischen Sofa und ließ sich mit ihr darauf nieder.
»Du verstehst mich nicht«, versuchte Saria zu erklären. »Er war hier, hier im Haus. Ich dachte, er hätte dich und Amos umgebracht. Niemand hat ihn gehört. Er kommt und geht, wie er will. Ohne irgendeine Spur zu hinterlassen.«
Pauline runzelte die Stirn und Drake hielt Saria ein kleines Glas Brandy hin. Als sie es ihm nicht abnahm, griff Pauline danach und hielt es ihr an den Mund. Brav schluckte Saria die brennende Flüssigkeit, die heiß durch ihre Kehle rann. Dann hustete sie und versuchte blinzelnd, die Tränen zurückzuhalten.
»Besser?«, fragte Pauline sanft.
Saria presste die Lippen zusammen und nickte. Dann blickte sie zu Drake hinüber, um zu sehen, ob er über ihren hysterischen Ausbruch entsetzt war. Doch er wirkte eher erleichtert und machte nicht den Eindruck, als würde ihn das gleich in die Flucht schlagen.
»Entschuldige«, flüsterte sie ihm zu.
Drake nahm ihre Hand und zog sie an seinen Mund. »Du musst dich nicht entschuldigen. Ich kann dich gut verstehen. Du hast eine schreckliche Zeit hinter dir, über Wochen und Monate, und du hast einiges mitgemacht.«
Saria hätte gern protestiert, denn nur wegen der schrecklichen Dinge, die passiert waren, hatte sie ihn kennengelernt, darum bereute sie keine Minute. Mit ihm Liebe zu machen war wunderschön gewesen, doch das wollte sie ihm vor Pauline und Amos nicht sagen. Die beiden warteten immer noch auf eine Erklärung für ihren Zusammenbruch. Der Brandy in ihrem Bauch brannte wie Feuer. Fragend schaute Saria zu Drake auf. Sie hatte wichtige geheime Informationen ausgeplaudert. Vielleicht schon zu viel gesagt. Bislang waren nur ihre Brüder eingeweiht, aber die durften nichts weitersagen, nicht bevor sie Zeit für ihre Ermittlungen gegen jedes Mitglied des Rudels gehabt hatten.
Mit einem leichten Nicken gab Drake ihr die Erlaubnis, die Wahrheit zu sagen. Saria war vor Scham rot angelaufen. Nie im Leben hatte sie derart die Beherrschung verloren. Die Angst, Pauline zu verlieren, war so groß gewesen, dass sie in Panik geraten war. Der furchtbare Gedanke, dass man das, was einem im Leben das Liebste war, verlieren könnte, war ihr noch nie gekommen.
»Ich hatte Angst um dich, Miss Pauline«, sagte sie heiser. Der Heulkrampf hatte sogar ihren Hals in Mitleidenschaft gezogen. »Irgendjemand ist heute in die Pension eingedrungen. In mein Zimmer.« Sie errötete noch mehr, sah Pauline aber gerade in die Augen. »Ich war bei Drake. Joshua hat es schließlich entdeckt und die Fährte bis in den Sumpf verfolgt.«
Amos runzelte die Stirn. »Wenn es sich um einen Gestaltwandler handelt, muss er einen Geruch hinterlassen haben. Wir können … «
Drake schüttelte den Kopf. »Das ist ja das Problem. Es gibt keine Duftspuren.«
»Das ist unmöglich. Alles riecht nach irgendetwas«, widersprach Amos.
»Lass Saria weiterreden«, riet Pauline sanft. »Es steckt noch viel mehr hinter dieser Geschichte, nicht wahr, cher ?«
Saria nickte und begann, die
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