Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
nahm den Kater auf den Arm. In dieser Gestalt war ihr Aysa irgendwie lieber. Und wieder wurde sie durch ein Schnurren belohnt.
„Hast du denn einen anderen Namen als die Fee? Ich meine, Aysa klingt sehr weiblich“, fragte sie den Kater. „Ihr, hübsche Dame, dürft mich Ays nennen. Und wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich Euch gern ein Stück begleiten. Ich bin mir nicht sicher, ob hier nicht noch mehr von diesen Schwerter schwingenden Verrückten herumlaufen.“
Aidan, der den Kater mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck betrachtete, dachte über ihre jetzige Lage nach.
„Lasst uns noch ein Stück weiterreiten. Nicht weit von hier müssten wir auf einen guten Rastplatz bei einem Wasserfall treffen. Morgen, im Laufe des Vormittags, erreichen wir Conlans Festung. Vorher sollten wir uns noch ein wenig ausruhen.“
Also machte sich die kleine Gruppe auf den Weg. Savannah nahm den Kater auf ihrem Pferd mit. Er schlief schon nach einigen Minuten friedlich in ihren Armen ein, sodass sie mit ihren Gedanken wieder allein war. Als Gavin sich ein wenig zurückfallen ließ und mit einem Mal neben ihr ritt, ergriff sie ihre Chance.
„Gavin, was meinte Aysa mit dem Wort Wahrheitsfinder?“ Sie versuchte, sich ihre Neugier nicht zu sehr anmerken zu lassen. Doch Gavins Lächeln sagte ihr, dass er genau Bescheid wusste.
„Nun, es ist so, dass ich die Gabe besitze, mit meinem Blick mein Gegenüber dazu zu bringen, mir die Wahrheit zu sagen. Es ist wie ein innerer Drang. Ich muss diese Gabe nur selten anwenden, da meine Familie weiß, dass ich es immer durchschaue, wenn jemand lügt. Doch es ist auch wichtig, dass jeder seine kleinen Geheimnisse hat. So muss ich oft auch sehr vorsichtig sein.“
Savannah nickte verstehend. Ihre Finger kribbelten leicht, sodass sie sie an ihrer Hose rieb. Zum Glück handelte es sich hierbei um die Hand, die Gavin nicht sehen konnte, denn als Savannah mit den Fingerspitzen den Stoff ihrer Hose berührte, sprangen kleine Funken heraus und fielen unbemerkt zu Boden. Eine leichte Gänsehaut lief ihr den Rücken hinunter. Ihre Kraft schien wieder unnatürlich anzuwachsen. Eigentlich hatte sie sich in der letzten Nacht völlig verausgabt, doch die Funken bewiesen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Aidans Worte ließen sie zusammenzucken.
„Savannah, ist alles in Ordnung?“
Automatisch nickte sie. „Ja, natürlich.“ Ein Aufschrei Laylahs bewahrte sie davor, noch weitere Fragen beantworten zu müssen. Aidans Blick sagte ihr, dass er ihr nicht glaubte und er bei der nächsten Gelegenheit eine wahrheitsgemäße Antwort erhalten wollte. Trotzig reckte sie das Kinn nach vorn. Wer war sie denn, dass sie sich von jemandem einschüchtern ließ, der wesentlich mehr Geheimnisse zu haben schien als sie selbst. Eigentlich war sie wirklich eine zurückhaltende Person, doch dieser Mann schaffte es tatsächlich, dass sie das Gefühl bekam, sich ständig behaupten zu müssen. Der Schalk in seinen Augen verriet ihr, dass er ihre Reaktion sehr wohl bemerkt hatte.
Laylah deutete aufgeregt in die Richtung, in die sie unterwegs waren. „Seht dort, ich kann das Wasser in der Sonne glitzern sehen. Los, beeilt euch. Je eher wir ankommen, desto schneller kann ich ein ausgiebiges Bad nehmen.“
Savannah hatte sie noch nie so euphorisch gesehen. Ays war inzwischen ebenfalls aufgewacht, und schaute mit großen Katzenaugen zu ihr auf. „Nun, wie kommt es, dass eine so hübsche junge Dame wie Ihr mit ein paar Gestaltwandlern durch die Gegend reist? Ich hoffe, ihr verzeiht mir meine Neugierde.“
Savannah, die das kleine Pelztier irgendwie ins Herz geschlossen hatte, erzählte ihm von der ersten Begegnung mit Aidan, der mittlerweile ein Stück nach vorn zu seinem Großvater geritten war. Sie war sich sicher, dass er sie trotz des Gesprächs mit Gavin, das er gerade angeregt führte, verstehen konnte. Er hatte ihr ja erzählt, dass er ein sehr gutes Gehör besaß. Sie erzählte Ays von ihrer Ankunft in dieser Welt und von ihrer Mutter und Nola. Ihre Vermutung, dass man etwas Wichtiges vor ihr verbarg, behielt sie jedoch vorerst für sich. Der Kater hörte aufmerksam zu, warf nur hin und wieder eine kurze Frage ein und gab beipflichtendes Schnurren von sich.
Irgendwann hörte auch Savannah das Tosen des Wasserfalls. Und dann bot sich ihr ein atemberaubendes Bild. Ein glasklarer azurblauer See beherrschte die Landschaft vor ihnen. Am Ufer wuchsen Pflanzen und abertausende Farne. Etwa zehn Meter tief
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