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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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schaut direkt auf die ehemalige Bibliothek im Haus gegenüber. Den ganzen Sommer über wurden die Räume renoviert. Die großen Fenster sind mit braunem Papier abgedeckt, aber durch die Ritzen schimmert Licht.
    Anna-Karin fragt sich, wann die neuen Eigentümer wohl eröffnen werden, und sie tun ihr jetzt schon leid. Länger als ein Jahr werden sie nicht durchhalten.
    Sie geht langsam durchs Zentrum.
    Es ist Montagnacht. Die Stadt ist menschenleer. Hier und da flackert blaues Fernseherlicht hinter einem Fenster. Der Augustmond gleicht einem fetten, gelben Käse. Draußen ist es immer noch warm, und Anna-Karin wünschte, dieser lange Sommer würde endlich irgendwann ein Ende haben.
    Sie überquert den Storvallsplatz und biegt in die Gnejsgata ein, bleibt vor dem dreistöckigen Haus mit der grün verputzten Fassade stehen.
    Mit einem leichten Stoß drückt sie die Tür auf. Anna-Karin geht zu der einzigen Wohnung im Erdgeschoss und klingelt.
    »Guten Abend«, sagt Nicolaus, als er ihr öffnet.
    Sie hat ihn über eine Woche nicht gesehen. Seit dem letzten Mal hat sein Gesicht ein bisschen Farbe bekommen. Seine eisblauen Augen wirken heller als sonst. Er ist ordentlich angezogen mit Hosen und Hemd, aber seine grau gesträhnten Haare sind zerzaust.
    Er sieht richtig gut aus.
    Wenn Mama doch nur einen wie ihn kennenlernen würde, denkt Anna-Karin.
    »Entschuldige, bin ich zu früh?«, fragt sie.
    »Du bist hier immer willkommen«, antwortet Nicolaus und macht einen Schritt zur Seite.
    Das Erste, was ihr ins Auge fällt, als sie ins Wohnzimmer kommt, ist der Farn. Abgesehen von dem alten Stadtplan und dem prächtigen Silberkreuz an der Wand, ist Nicolaus’ Wohnung vollkommen kahl. Keine Teppiche, keine Vorhänge, keine Decke auf dem schäbigen Couchtisch und keine Bücher im Regal. Aber auf der Fensterbank thront jetzt ein Farn in einem weißen Plastikübertopf. Der Gedanke, dass Nicolaus losgegangen ist, um sich eine Pflanze zu kaufen und sie auf die Fensterbank zu stellen, damit sie sein Dasein in dieser einsamen Wohnung ein bisschen aufpeppt, ist herzzerreißend.
    »Hübscher Farn«, sagt sie.
    Nicolaus strahlt.
    »Ja, ich dachte, es fehlt etwas Grünes in dieser Dürre.«
    Anna-Karin ist kurz davor, etwas über den Wald zu sagen, aber dann lässt sie es doch bleiben. Nicolaus ist sicher sowieso schon nervös genug.
    »Du siehst besorgt aus«, sagt er.
    »Am meisten beschäftigt mich, was du darüber denkst. Über diesen Grabstein, meine ich.«
    Nicolaus lächelt eine Spur zu bemüht.
    »Es ist ein wenig unheimlich, das muss ich zugeben.«
    Es klingelt wieder an der Tür und Nicolaus geht, um aufzumachen.
    »Hi«, sagt Minoo im Treppenhaus.
    Sie kommt ins Wohnzimmer und schaut Anna-Karin überrascht an.
    »Wolltest du auch …?«
    »Begleitung, ja«, beendet Anna-Karin ihren Satz.
    Sie tauschen einen vielsagenden Blick. Sie sind aus demselben Grund hier. Anna-Karin fragt sich, ob Nicolaus das auch bewusst ist.

    Vanessa reißt das Fenster weit auf, obwohl sie weiß, dass es nichts bringt. Die Luft ist draußen genauso warm und stickig wie hier drinnen in Jontes Wohnzimmer. Was natürlich auch nicht besser dadurch wird, dass Jonte, Lucky und Wille versuchen, einen Rekord im Wettkiffen aufzustellen.
    Aber Wille hat Vanessa versprochen, jetzt, wo sie wieder zur Schule muss, einen Gang runterzuschalten und sich Arbeit zu suchen. Vanessa hat beschlossen, ihm zu glauben.
    Sie lässt sich wieder neben Wille auf das Sofa sinken. Bald muss sie zum Friedhof. Ihrer Mutter hat sie erzählt, dass sie bei Evelina übernachtet, die natürlich ihrerseits gerne bereit war, ihr ein Alibi zu verschaffen, damit sie bei Wille schlafen kann. Zu Wille hat sie gesagt, dass sie nach Hause muss. Und morgen beim Frühstück wird sie ihrer Mutter dann erklären, dass sie sich mit Evelina gestritten hat und deshalb mitten in der Nacht zurückgekommen ist. Vanessa muss also an ein und demselben Abend ihre Mutter, ihren Freund und eine ihrer besten Freundinnen anlügen. Sie hat noch nie so viel gelogen wie jetzt, seit sie eine der Auserwählten ist. Es ist nicht leicht, dabei den Überblick zu behalten.
    »Oh, verdammt, ist das gut«, stöhnt Lucky genießerisch, den Mund voller Zitronenwaffeln.
    Kleine Krümel rieseln von seinen Lippen. Luckys bodenloser Hunger, wenn er was geraucht hat, erinnert Vanessa an die Zeit, als die Auserwählten Essen und Süßigkeiten in sich hineinschaufeln mussten, sobald sie Magie angewendet hatten.
    »Nessa, trink

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