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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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Treppe.
    Es erfordert einen speziellen Kniff, um die Tür von innen aufzuschließen, und vielleicht verschafft ihr das ein paar Sekunden Vorsprung.
    Sie rennt weiter, nimmt zwei Stufen auf einmal, die Hand dicht über dem Geländer, voller Angst auszurutschen.
    Die Musik dröhnt und ihre Schritte hallen durchs Treppenhaus, sie kann nicht hören, ob jemand hinter ihr ist. Aber plötzlich ist Eriks Gedanke da.
    Sie darf uns nicht entkommen!
    Dritter Stock. Zweiter. Erster. Sie rechnet jeden Moment mit einem Tritt in den Rücken, einem Stoß zwischen die Schulterblätter, einem Schlag mit dem Baseballschläger direkt auf den Kopf.
    Der Gedanke versetzt sie so in Panik, dass sie die letzten Stufen mit einem Satz nimmt, die Sohlen ihrer Stiefel knallen laut auf dem grünen Betonboden, sie stolpert und verliert ihre Tasche.
    … ich bringe dich um, du verdammte Hure, elende Schlampe, ich bringe dich um …
    Sie wirft sich gegen die Tür, rennt in die kühle Nacht, rennt in den Nebel, und jetzt hört sie ihre Schritte hinter sich.
    Das Adrenalin schießt durch ihre Adern und sie rennt schneller als je zuvor.
    Robin denkt, dass ihnen die ganze Sache völlig zu entgleisen droht und dass er, wenn das hier überstanden ist, ganz sicher nie wieder auf Erik hört, nie wieder wird er tun, was Erik von ihm verlangt, er wird nie wieder … Er hat Angst. Angst, was passieren wird, wenn Linnéa ihnen entwischt, Angst, was passieren wird, wenn nicht.
    Erik hat aufgehört zu denken. Er ist nur noch auf Jagd programmiert.
    Linnéa erreicht den Storvallspark. Sie rennt über das nasse Gras, hofft, dass der Nebel sie schützt. Robin ist irgendwo schräg hinter ihr. Erik irgendwo links.
    Sie verlässt den Park, rennt weiter durch die menschenleeren Straßen von Engelsfors.
    »Du verdammte … Schlampe«, keucht Erik hinter ihr und seine Stimme ist nah, viel zu nah.
    »Hilfe!«
    Sie schreit, obwohl sie kaum noch Luft in der Lunge hat.
    Niemand antwortet ihr. Engelsfors liegt schweigend da und beobachtet gleichgültig, was passiert. Und ihr Handy ist in der Tasche, die sie im Treppenhaus verloren hat.
    Sie schreit wieder. Dieses Mal ohne Worte. Aus einer Wohnung dringt das Licht eines Fernsehers, aber niemand kommt ans Fenster, als sie ruft. Sie muss weiterrennen, weiter.
    Von hier aus ist es nicht weit zu dem Haus, in dem Anna-Karin wohnt, aber Robin könnte ihr einfach den Weg abschneiden, bevor sie es erreichen würde. Und selbst wenn sie es bis dorthin schaffen würde … Was, wenn die Tür verschlossen ist?
    Die einzige Alternative ist: immer geradeaus.
    Blutgeschmack steigt ihr in den Mund.
    Linnéa rennt.

    Anna-Karin sitzt auf dem Bett in ihrem Zimmer. Sie spürt die weiche Matratze, das Bündchen der Schlafanzughose, das in der Taille kneift, aber sie sieht durch die Augen des Fuchses. Im Schutz des Nebels haben sie sich näher an die beleuchtete Vorderseite des Herrenhofs gewagt.
    Mehrere Autos parken auf dem Kiesplatz. In den letzten Tagen sind kontinuierlich immer mehr Fremde angekommen. Anna-Karin wünschte, sie könnte sehen, was hinter den Fensterläden vor sich geht.
    Sie spürt, dass dem Fuchs die Gegenwart der Feldmäuse die ganze Zeit bewusst ist. Sie sind irgendwo bei den verwilderten Büschen, und seine Jagdlust ist so groß, dass Anna-Karin sie fühlt, als wäre es ihre eigene.
    Bald
, verspricht sie.
Bald
.
    Gehorsam bleibt der Fuchs an seinem Platz.
    Die Tür geht auf und Viktor betritt die Treppe. Er geht auf den Vorplatz hinunter. Kickt in den Kies. Dann beugt er sich vor und inspiziert seine Schuhe.
    Plötzlich richtet er sich auf, als hätte er etwas gehört, das nicht einmal die empfindsamen Ohren des Fuchses erfasst haben. Viktor schließt die Augen und scheint sich zu sammeln, bevor er ins Haus zurückgeht und die Tür hinter sich zuzieht.
    Alles ist wieder still.
    Anna-Karin entlässt den Fuchs, und er schleicht zu den Büschen, auf der Jagd nach seinem Abendessen.

    Linnéa ist überzeugt davon, dass sie einen Herzinfarkt bekommen wird. Ihr Herz kann unmöglich noch länger so schnell schlagen. Sie drückt sich an den Brückenpfeiler, presst beide Hände vor den Mund, versucht, ruhiger zu atmen, obwohl ihr Körper nach Sauerstoff schreit.
    Außer dem leisen Gluckern des Kanals ist nichts zu hören. Auch Eriks und Robins Gedanken sind verschwunden, und sie hat keine Kraft mehr, nach ihnen zu suchen. Sie benötigt ihre gesamte Energie, um sich auf den Beinen zu halten.
    Über ihrem Kopf spannt sich das grün

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