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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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durch die Luft und Linnéa schreit auf.
    Anna-Karin zieht sich die Jeans unter das Nachthemd und stürmt in die Diele, zwängt ihre Füße in die alten Turnschuhe, während Erik Linnéa aus Robins Griff zerrt und gegen das Geländer drückt.
    »Eigentlich sollte man dich zur Strafe erst noch ficken, aber wir wollen uns kein Aids holen«, sagt er.
    Anna-Karin sieht nicht, was er tut, aber Linnéa schreit wieder.
    »Ich springe. Ich mache es!«
    »Scheiße, Erik …«, sagt Robin.
    Hilf ihr doch, denkt Anna-Karin. Hilf ihr!
    Sie rennt aus der Haustür, raus auf den Platz. Im Zentrum für ein Positives Engelsfors brennt noch Licht, aber sie kann niemanden sehen. Die Telefonzelle ist direkt um die Ecke und sie reißt den Hörer herunter.
    Zur Hälfte ist sie hier, zur Hälfte am Kanal. Sie muss mehrmals blinzeln, um die Tasten zu erkennen, damit sie den Notruf wählen kann.
    Linnéa schluchzt, aber sie hebt ein Bein, bis sie rittlings über dem Geländer sitzt.
    »Bitte«, sagt Linnéa, den Blick auf Robin gerichtet, aber er dreht den Kopf weg.
    »Tu es einfach«, sagt er heiser.
    »Genau, Linnéa, tu es einfach«, sagt Erik.
    Linnéa hebt das zweite Bein über das Geländer. Jetzt steht sie auf der Außenseite der Brücke, hält sich am Geländer fest.
    Eine Frauenstimme meldet sich mit »Notruf« und Anna-Karin schreit fast:
    »Sie müssen jemanden an die Kanalbrücke in Engelsfors schicken! Erik Forslund und Robin Zetterqvist … Sie bringen Linnéa Wallin um!«

    Linnéa starrt in das schwarze Wasser. Selbst wenn sie den Sturz überleben sollte, hat sie keine Chance gegen die Kälte.
    Sie hebt den Kopf. Sie hasst die Vorstellung, dass Erik und Robin das Letzte sind, was sie in ihrem Leben sieht, aber sie zwingt sich selbst, ihnen in die Augen zu schauen.
    Dann springt sie.
    Sie fällt und fällt und fällt, und sie hofft, dass Elias auf der anderen Seite wartet, um sie in Empfang zu nehmen.
    Das Einzige, was sie bereut, ist, dass sie Vanessa nie von ihren Gefühlen erzählt hat.
    Warum hatte ich so große Angst davor?, denkt sie.
    Die Kälte des Wassers trifft sie wie ein Schock, der alle Gedanken auslöscht. Dann versinkt Linnéa tief unter der Oberfläche, in Dunkelheit und Stille.

52. Kapitel
    V
anessa träumt, und sie weiß, dass es ein Traum ist. Trotzdem fühlt es sich so wirklich an.
    Sie versucht, Linnéas Haus zu finden, aber sie hat sich verlaufen. Sie will Linnéa anrufen oder eine der anderen Auserwählten, sogar Wille, aber alle Nummern sind von ihrem Handy verschwunden, und sie kann sich an keine einzige erinnern.
    Und irgendetwas lässt den Boden beben.
    Als würde dort unten in der Tiefe jemand versuchen, nach oben zu gelangen, die Felsschichten zu zertrümmern, den Asphalt aufzubrechen.
    Vanessa wacht auf. Auf dem Fußboden vor dem Bett vibriert ihr Handy und sie streckt die Hand danach aus.
    »Hallo«, meldet sie sich mit belegter Stimme.
    »Es ist etwas Schreckliches passiert«, sagt Anna-Karin.

    Vanessa sieht das Blaulicht durch den Nebel. Es blinkt lautlos oben auf der Kanalbrücke. Überall sind Menschen in Uniformen. Feuerwehrleute. Polizisten. Sanitäter. Lichtkegel von Taschenlampen irren am Ufer entlang durch die Dunkelheit und ein großer Scheinwerfer oben auf der Brücke sucht die Wasseroberfläche ab.
    Vanessa entdeckt Minoo und Anna-Karin auf dem Fußweg und rennt schneller.
    »Wo ist sie?«, fragt sie, als sie die beiden eingeholt hat.
    »Wir wissen es nicht«, sagt Anna-Karin leise.
    Minoo schüttelt stumm den Kopf.
    »Ich habe versucht, ihre Energie zu spüren«, fährt Anna-Karin fort. »Aber ich, … ich kann sie nicht finden.«
    »Und Ida? Wo ist Ida?«, sagt Vanessa. »Vielleicht kann sie …«
    »Idas Handy ist ausgeschaltet«, unterbricht sie Minoo. »Wir haben versucht, sie zu erreichen, aber …«
    »Dann versuch es noch mal!«
    »Das bringt nichts«, sagt Minoo, aber sie nimmt trotzdem ihr Handy und wählt. Sie lässt es sofort wieder sinken. »Ich bekomme nur die Mailbox.«
    Vanessa schließt die Augen. Versetzt sich in die Lage, in der sie die Energien der anderen spüren kann. Sie nimmt ganz deutlich Anna-Karin und Minoo wahr, aber nicht die geringste Spur von Linnéa.
    Linnéa, die sie immer am leichtesten finden konnte, wenn sie geübt haben.
    Wenn sie Linnéa nicht spürt, dann ist Linnéa nicht hier.
    Oder es ist nur noch ihr Körper da.
    Vanessa öffnet die Augen. Versucht, die Bilder zu verdrängen, die in ihrer Fantasie aufsteigen, Linnéas blassblaues Gesicht,

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