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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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verschwunden sind. Ihre Flucht ist Teil des Mythos rund um die Ereignisse geworden, das Einzige, worüber in den Fluren, der Mensa und den Klassenräumen gesprochen wurde.
    In der letzten Stunde hat Minoo gehört, wie Hanna H. verkündete, Ida hätte versucht, Erik die Treppe runterzuschubsen. Sie hätte zusammen mit Linnéa Drogen genommen und wäre auf einen üblen Trip gekommen. Hanna H. machte sich natürlich wahnsinnig Sorgen um Ida. Aber so richtig überrascht war sie wegen der ganzen Geschichte nicht, schließlich hat Ida sich ja schon das ganze Schuljahr über irgendwie komisch benommen, nicht wahr?
    Linnéa schaut auf, als Minoo näher kommt, aber Ida rührt sich nicht. Sie sieht vollkommen weggetreten aus. Ihre Augen sind rot und verschwollen.
    »Wie sieht’s aus?«, fragt Minoo vorsichtig.
    Linnéa wirft einen Seitenblick auf Ida.
    »War ein langer Tag«, sagt sie und schaut wieder zu Minoo.
    Sie hat den ganzen Tag kein Wort gesagt. Ich habe sie mit zu
mir nach Hause genommen. Sie hat weder gegessen noch getrunken. Sie saß nur da und hat ins Leere gestarrt, während ich die Wohnung aufgeräumt habe
.
    Minoo nickt stumm.
    Das Ritual muss in der Dämmerung durchgeführt werden und die Sonne steht schon tief am Himmel. Langsam müssen sie sich beeilen.
    Sie schielt auf Linnéas stark geschminktes Gesicht.
    »Wie geht es dir?«, fragt sie.
    Linnéa knabbert an einem Fingernagel, von dem der schwarze Lack abblättert.
    »Auf dem Weg hierher dachte ich, ich hätte Erik gesehen. Er war es nicht, aber ich hatte auf einmal eine Riesenpanik«, sagt sie. »Das ist das Schlimmste. Dass sie es geschafft haben, mich kleinzukriegen.«
    »Das haben sie nicht«, sagt Minoo.
    Schritte nähern sich über den Schotter und Minoo dreht sich um. Vanessa und Anna-Karin kommen in den Pavillon.
    »Wie geht’s dir?«, fragt Vanessa und geht zu Linnéa.
    »Ich lebe noch«, antwortet sie.
    Vanessa umarmt sie. Für einen kurzen Moment schließt sie die Augen, ehe sie Linnéa wieder loslässt. Und Minoo hofft, dass Linnéa irgendwann den Mut haben wird, ihr zu sagen, was sie fühlt. Wenn sie die beiden so sieht wie jetzt, dann ist sie überzeugt davon, dass Vanessas Antwort Linnéa überraschen würde.
    »Hast du noch mal was wegen der Anzeige gehört?«, fragt Vanessa. »Hat sich die Polizei bei dir gemeldet?«
    »Nein. Ich bin auch ziemlich sicher, dass es keine Ermittlung geben wird. Aber Jugendamts-Diana will mich morgen sehen. Ich nehme an, das ist dann wohl gelaufen.«
    »Es ist nicht zu spät zu erzählen, wie es wirklich war«, sagt Minoo. »Du kannst sagen, dass du Angst vor den Typen hattest und dich deshalb nicht getraut hast, die Wahrheit zu sagen. Wenn du einen Zeugen brauchst, dass du wirklich von der Brücke gestoßen wurdest, könnte Viktor …«
    Minoos Stimme erstirbt. Sie hört selbst, wie naiv sie in Linnéas Ohren klingen muss. Aber es fällt ihr schwer zu akzeptieren, dass Erik und Robin nicht dafür bestraft werden sollen.
    »Das kommt nicht infrage«, sagt Linnéa. »Die ganze Stadt hat längst entschieden. Mein Wort würde gegen Helenas stehen. Und es stimmt zwar, dass Viktor mir das Leben gerettet hat, aber ich traue ihm nicht.«
    »Was wäre, wenn Erik und Robin alles zugeben würden?«, sagt Anna-Karin. »Ich könnte sie dazu zwingen. So, wie wir es damals bei Max vorhatten.«
    »Das war damals schon ein schlechter Plan«, sagt Linnéa. »Du kannst nicht deine ganze Energie darauf verwenden, Erik und Robin während der Ermittlungen und des ganzen Prozesses zu kontrollieren. Wir brauchen dich für andere Sachen.«
    Minoo schaut vorsichtig zu Ida. Immerhin sprechen sie hier über ihren Freund. Aber Ida verzieht keine Miene. Sie blinzelt kaum.
    »Ich will, dass sie sterben«, sagt Vanessa.
    »Von mir aus gerne«, sagt Linnéa.
    Minoo durchfährt ein eisiger Schauer. Sollen sie jetzt etwa dieselbe Diskussion führen wie vor einem Jahr? Als es darum ging, was sie gegen Max unternehmen könnten?
    »Ich fürchte nur, das wäre keine gute Lösung«, sagt Linnéa dann. »Ich war damals überzeugt davon, Max umbringen zu wollen, aber als ich dann die Gelegenheit dazu hatte, konnte ich es nicht. Ich konnte ganz einfach nicht. Ich weiß bloß nicht, wie ich damit fertigwerden soll, Erik und Robin durch Engelsfors spazieren zu sehen.«
    »Uns wird etwas einfallen«, sagt Minoo. »Gemeinsam.«
    Linnéa nickt.
    »Sobald wir dieses Prozesstheater hinter uns gebracht haben, nehmen wir alles andere in Angriff. Erik, Robin,

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