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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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flüstert sie.
    Die Panik, die Ida spürt, ist in ihrem Gesicht auf der anderen Seite des Tisches deutlich zu sehen.

    Anna-Karin sieht, wie Erik auf sie zukommt.
    Sein Gesicht ist dunkelrot und zornige Flammen haben sich auf seinem Hals ausgebreitet. Sie ziehen sich vom Saum seines Pullis bis zu dem kantigen Adamsapfel.
    Sie hat schon oft Angst vor Erik gehabt. Er hat sie mit kalter Berechnung angesehen oder mit einem aufgeregten, belustigten Funkeln in den Augen. Sie zu quälen, war wie ein Hobby für ihn. Manchmal hatte es sogar etwas Nachlässiges, fast Gelangweiltes.
    Das hier ist anders. Mit einem so leidenschaftlichen Hass hat Erik sie noch nie angeschaut. Einem Hass, den man nur für jemanden empfinden kann, der einen enttäuscht hat.
    Die Gespräche an den umliegenden Tischen verstummen.
    »Was zur Hölle ist los mit dir, Ida?«, sagt Erik und baut sich vor Anna-Karin auf.
    Im ganzen Saal ist es mucksmäuschenstill. Einige Schüler sind aufgestanden, um besser sehen zu können.
    »Wie kannst du dich mit dieser Missgeburt an einen Tisch setzen?«, sagt Erik. »Mit dieser elenden Hure, die Gerüchte über mich verbreitet?«
    Linnéa sieht aus, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden. Vanessa streckt sich über den Tisch und nimmt ihre Hand.
    »Antworte mir!«, sagt Erik.
    Anna-Karin steckt fest. Ihr Hirn ist nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Gedanken zu formulieren. Schon gar nicht, ihn laut auszusprechen.
    »Du hast eine Chance«, sagt Erik. »Aber wenn du jetzt nicht aufstehst und mit mir mitkommst, dann ist es aus. Hast du das verstanden? Und zwar nicht nur mit uns. Dann ist es
aus mit dir

    Anna-Karin schaut zu der richtigen Ida in Minoos Körper. Ihre Augen sind groß und ängstlich. Aber sie nickt Anna-Karin kaum merklich zu.
    Gibt ihr Einverständnis.
    Anna-Karin hat dafür gesorgt, dass Erik sich vor der ganzen Schule in die Hose gemacht hat. Jetzt hat sie keinen Zugriff auf diese Magie.
    Aber sie hat Zugriff auf etwas anderes. Sie kann Ida sein.
    Ida zu sein, heißt, sagen zu können, was man will.
    »Verschwinde, Piss-Erik«, sagt sie.
    »Wie hast du mich genannt?«, faucht er, und seine Stimme brodelt vor Wut, sodass Anna-Karins natürlicher Instinkt nach Flucht schreit.
    Sie unterdrückt ihn.
    »Du hast mich verstanden«, sagt sie. »Oder hast du etwa vergessen, wie du dir vor der ganzen Schule in die Hosen gepisst hast?«
    »Du bist so krank«, sagt Erik und das Rot in seinem Gesicht wird noch ein paar Nuancen dunkler.
    »Nein«, sagt Anna-Karin. »Es war krank, dass ich mit dir zusammen war. Du bist ein Psychopath. Dich sollte man wegsperren.«
    »Wenn du denkst, dass sich Julia oder Felicia oder irgendjemand sonst auf deine Seite stellen wird, dann hast du dich getäuscht«, sagt Erik. »Nach dieser Sache wird niemand mehr etwas mit dir zu tun haben wollen.«
    »Denkst du, das macht ihr was aus?«, sagt Ida.
    Erik dreht sich zu ihr um.
    »Wer bist du überhaupt und wer hat dich um deine Meinung gebeten?«, sagt er.
    »Sie hat dich nicht mal geliebt«, sagt Ida. »Nicht einen Tag.«
    »Das stimmt«, sagt Anna-Karin. Und Erik dreht sich wieder zu ihr um. »Weil es unmöglich ist, dich zu lieben. Nichts an dir ist liebenswert. Nicht, wenn man dich wirklich kennt.«
    Erik ballt die Fäuste, und Anna-Karin ist sicher, dass er zuschlagen wird.
    »Mach doch«, sagt sie. »Dann wissen alle, wer du bist.«
    Eriks Fäuste lockern sich.
    »Du hast dich entschieden, Ida. Jetzt wirst du damit leben müssen. Viel Glück.«
    Er geht und um sie herum vertiefen sich alle wieder in ihre Gespräche.
    Anna-Karin schaut Ida an.
    »Ich hätte es selbst nicht besser sagen können«, murmelt Ida.

58. Kapitel
    A
ls Linnéa durch die Stadt zu laufen, ist ein seltsames Erlebnis. Minoo, die immer schon einen alternativen Stil ausprobieren wollte, aber sich nie getraut hat aufzufallen, trägt jetzt einen schwarzen Tüllrock mit kleinen glänzenden Metallspinnen, die ab und zu leise klirren. Jeder starrt sie an. Ein alter Mann schimpft sogar und fragt, ob der Zirkus in der Stadt sei.
    »Wie hältst du das aus, dass dich immerzu alle angaffen?«, fragt Minoo, als sie auf dem Weg zum Jugendamt sind.
    »Das ist ein prima Idiotentest«, sagt Linnéa. »Ich merke sofort, wer ein beschränkter Volltrottel ist und wer nicht. Die Statistik ist deprimierend.«
    Das Jugendamt ist nicht weit von der Redaktion der
Engelsfors Nachrichten
entfernt und Minoo ist in ihrem Leben schon unzählige Male daran vorbeigelaufen.

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