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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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völlig okay. Ihr ist es lieber, dass die Leute sich über sie aufregen, als dass niemand sie bemerkt.
    Aber noch nie hat irgendwer sie so hasserfüllt angesehen. Und es sind so viele. Der ganze Klüngel wirkt wie ein einziges Lebewesen mit vielen Köpfen.
    Sie hört das aufgeregte Flüstern hinter ihrem Rücken, als sie langsam losgeht.
    »Die ist so dermaßen
billig
«, sagt jemand.
    »Ich frage mich, wie viele Abtreibungen sie heute schon hatte.«
    Felicia und ein paar andere Mädchen fangen an zu kichern. Vanessa will nichts mehr hören. Sie zeigt ihnen den Mittelfinger über die Schulter und beschleunigt ihren Schritt.
    Tommy Ekberg steht an ihrem Spind und erwartet sie mit verschränkten Armen. Sein erbsengrünes Hemd ist noch weiter aufgeknöpft als sonst und das Silberamulett liegt tief eingebettet in einen Teppich aus struppigen Haaren. Sein Brustpelz ist so dicht, dass es aussieht, als würde sein Schamhaar bis zum Schlüsselbein wuchern.
    »Ich will dich in meinem Büro sprechen«, sagt er. »Jetzt.«
    »Wieso denn?«
    »Deine Freundinnen sind schon da.«
    »Meine Freundinnen?«
    »Du kommst jetzt mit!«, brüllt Tommy Ekberg.
    Vanessa starrt ihn schockiert an. Das einzig Schreiende an ihm sind sonst seine Hemden. Sie hat noch nie erlebt, dass er laut geworden ist.
    »Okay«, sagt sie. »Bleiben Sie ganz ruhig.«

    Linnéa fährt zusammen, als die Tür aufschlägt. Tommy Ekberg schiebt Vanessa ins Zimmer. Er zeigt stumm in die Ecke, wo ein Plastikklappstuhl neben Linnéa auf sie wartet. Minoo, Anna-Karin und Ida sitzen zusammengedrängt auf dem Sofa.
    »Als ich von den Gerüchten erfahren habe, die ihr hier an dieser Schule über zwei unserer Schüler verbreitet habt, konnte ich es erst nicht glauben«, sagt Tommy, während Vanessa sich setzt. »Eine derartig gemeine Verleumdung. Eine so unglaubliche Bösartigkeit! Und dann komme ich hierher und muss dieses furchtbare Plakat sehen. Das war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt!«
    Tommy stemmt die Hände in die Hüften und schaut Linnéa durchdringend an. Sie bekommt fast Angst vor der Verachtung in seinem Blick, vor dem Hass, den er für sie empfindet.
    Ist es sein Hass?, fragt sie sich und schaut auf sein Amulett. Oder ist es Helenas und Kristers?
    Linnéa weiß nur, dass Tommy absolut überzeugt davon ist, dass sie schuldig sind. In seinen Gedanken herrscht nicht der Hauch eines Zweifels.
    »Ihr sollt wissen, dass ich diese Angelegenheit hier sehr persönlich nehme«, sagte er. »Was ihr den Schülern meiner Schule antut, das tut ihr auch
mir
an.«
    »Aber wir haben nichts gemacht«, sagt Anna-Karin.
    »Durch eure Lügen verschlimmert ihr es nur noch. Ich weiß, was ihr im Schilde führt. Denkt ihr, ich hätte nicht gemerkt, wie ihr versucht, die gute Stimmung an dieser Schule zu sabotieren?«
    »Das mit den Plakaten müssen die beiden selbst gewesen sein«, sagt Minoo.
    »Und wieso sollte PE seine eigenen Mitglieder verunglimpfen?«, fragt Tommy verächtlich.
    »Um genau diese Situation zu schaffen!«
    »Ihr haltet mich wohl für total bescheuert?«, brüllt er.
    Minoo starrt ihn erschrocken an, und Ida beginnt, leise zu weinen.
    »Wollen Sie wirklich, dass wir auf diese Frage antworten?«, sagt Vanessa.
    Tommy wird so rasend wütend, dass er nach Luft schnappt.
    »Fakt ist, dass wir nichts getan haben«, sagt Linnéa schnell. »Und was Sie hier machen, ist nichts als Schikane.«
    Tommy marschiert auf sie zu und hält sein hochrotes Gesicht ganz dicht vor ihres. Sein Atem riecht süß und zwischen seinen Zähnen kleben Schokoladenreste.
    »Man muss das Unkraut ausrotten, bevor es dem Boden alle Nährstoffe entzieht«, zischt er.
    Sie dürfen damit nicht durchkommen.
    Seine Gedanken hallen so laut durch Linnéas Kopf, dass es ihr ganz unglaublich vorkommt, dass die anderen sie nicht hören. Er richtet sich wieder auf und stürmt aus dem Büro.
    »Ihr rührt euch nicht vom Fleck«, schreit er, bevor er die Tür hinter sich zuknallt.
    »Was hat er vor?«, fragt Minoo und schaut zu Linnéa.
    »Ich weiß es nicht«, sagt sie.
    Sie versucht, ihre Kraft weiter aufzudrehen, noch mehr seiner Gedanken aufzufangen.
    Und da hört sie ihn wieder. Denselben Satz wie eben. Und doch ist etwas anders.
    Sie dürfen damit nicht durchkommen.
    »Wartet kurz«, sagt sie und steht auf.
    »Was hast du vor?«, fragt Vanessa, aber Linnéa antwortet nicht.
    Sie öffnet die Tür und geht auf den menschenleeren Flur. Bleibt stehen und lauscht. Sie hört nichts

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