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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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jemandem reden. Und Wille ist der Einzige, der infrage kommt.
    Als sie den Schlüssel im Schloss hört, springt sie vom Ledersofa auf und rennt in die Diele. Wille schaut sie verblüfft an.
    »Shit, sorry, Nessa, ich hab ganz vergessen …«
    »Macht nichts«, sagt sie schnell. Sie ist sauer, aber ihr Bedürfnis, sich mitzuteilen, ist größer. »Komm. Ich muss mit dir reden.«
    »Ist es okay, wenn ich erst noch ein Glas Wasser trinke?«
    »Nein!«
    Wille sieht ängstlich aus. Er schleudert die Sandalen von den Füßen und folgt ihr ins Wohnzimmer.
    Sie schaltet den Fernseher aus und setzt sich.
    »Was ist los, Nessa?«, fragt er und lässt sich neben ihr aufs Sofa sinken. »Ist was passiert?«
    Plötzlich bringt sie kein Wort mehr heraus, obwohl sie es versucht. Willes Augen weiten sich.
    »Was ist denn los?«
    Sie schüttelt nur den Kopf. Er nimmt sie in den Arm und sie drückt sich an seine Brust.
    »Nessa …«, sagt er. »Du musst sagen, was los ist, ich krieg ja Angst.«
    Und sie explodiert in einer Fontäne aus Rotz und Tränen. Vor lauter Schluchzen bekommt sie kaum Luft. Es ist so ein Weinen, das im ganzen Körper wehtut. Und trotzdem ist es schrecklich schön. Wille streicht ihr über die Haare, tätschelt ihr den Rücken, und allein die Tatsache, dass er da ist, dass es ihn gibt, ist genug.
    Dann ist es vorbei. Das Weinen verebbt so schnell, wie es gekommen ist. Vanessa fühlt sich vollkommen leer, sie hat keine Tränen und keine Energie mehr. Hastig fährt sie sich über die Augen und richtet sich auf.
    Wille sieht noch immer ganz entsetzt aus. Er muss denken, dass sie verrückt geworden ist. Vielleicht hat er recht.
    »Hat irgendjemand was gesagt?«, fragt er.
    »Was gesagt?«
    Vanessa reibt sich noch einmal Augen und Wangen. Ihre Finger sind schwarz von tränenverschmierter Wimperntusche. Mit Rotz vermischt. Sie räuspert sich.
    »Nein, aber ich habe was gesehen …«, setzt sie an.
    Wille steht abrupt auf, geht in die Küche und kommt mit den Zigaretten seiner Mutter und einem Aschenbecher zurück. Er raucht fast nie normale Kippen – höchstens ab und zu, wenn er feiert. Seine Hände zittern ein wenig, als er sich wieder hinsetzt und sich eine von Sirpas Mentholzigaretten ansteckt.
    »Ich wünschte wirklich, ich hätte es nicht gesehen«, sagt sie. »Verdammt, ich wünschte mir so sehr, ich wäre einfach weitergegangen.«
    Er nimmt einen Zug, ohne sie anzuschauen.
    »Ich habe Nicke gesehen«, sagt sie. »Mit einer … Frau. Und sie waren dabei … Sie …«
    Normalerweise fällt es Vanessa wirklich nicht schwer, über Sex zu reden, aber die Kombination aus Sex und Nicke ist eine ganz andere Geschichte.
    »Er war untreu«, sagt sie schließlich.
    »Was, echt?«, sagt Wille. »Und du hast es
gesehen

    »Jedenfalls genug, um sicher zu sein. Sie waren mittendrin, als ich gekommen bin.«
    Vanessa schüttelt sich beim Gedanken an Nickes schmieriges Grinsen.
    »Das ist so dermaßen ekelhaft«, fährt sie fort. »Warum fängt man eine Beziehung an, wenn man es mit anderen treiben will? Warum kann man nicht ehrlich sein? Wozu diese Lügerei?«
    Wille brummt zustimmend.
    »Das war garantiert nicht das erste Mal. Es ist mal wieder so typisch: Mama und ihr Pech mit Männern. Und ausgerechnet
sie
will sich einmischen, wenn es darum geht, mit wem
ich
zusammen bin. Mama kann doch nur davon träumen, einen Typen zu treffen, der auch nur ein Zehntel so toll ist wie du.«
    Wille nickt und dreht seinen Verlobungsring.
    »Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll«, sagt Vanessa. »Ich weiß nicht mal, ob Mama mir glaubt, wenn ich es ihr erzähle … Und
wenn
sie mir glaubt … Du hast nie erlebt, wie es ihr geht, nachdem es mit einem ihrer Kerle vorbei ist. Und denk mal an Melvin … Aber ich kann doch nicht einfach die Klappe halten, oder? Keine Ahnung, wie ich den Anblick dieses Schweins ertragen soll, wenn …«
    Sie wird ganz still. Wille weint.
    »Scheiße, Nessa«, schluchzt er. »Scheiße, scheiße, scheiße … Ich habe so eine verdammte Dummheit gemacht.«
    Er verbirgt das Gesicht in den Händen. Vanessas Herz rast.
    »Was hast du gemacht?«, fragt sie.
    Dunk-dunk-dunk
in ihrem Brustkorb.
    »Ich hab dich nicht verdient!«
    »Was hast du gemacht?«, wiederholt sie.
    »Ich hatte was mit einer anderen!«
    Die Hände vor seinem Gesicht dämpfen seine Worte. Aber sie durchbohren sie trotzdem. Reißen ihre ganze Welt in Fetzen.
    Und dann tut es nicht mehr weh. Als würde aufgrund emotionaler Überlastung das

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