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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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Engelsfors zu Eurem eigenen Besten verlasse. Es wäre egoistisch von mir zu bleiben.
    Schwere Zeiten stehen bevor. Ihr müsst zusammenhalten. Vertraut einander und vertraut Matilda und dem Buch der Muster.
    Ich glaube und hoffe, dass ich zurückkehren werde.
    Für immer Euer treuer
    N.E.
    Anna-Karin lässt den Brief sinken.
    »Was steht da?«, fragt Minoo.
    Anna-Karins Kopf pocht.
    »Was steht da?«, wiederholt Minoo.
    Anna-Karin reicht ihr den Brief.
    Als Minoo ihn gelesen hat, dreht sie das Blatt, als suche sie nach einer Fortsetzung.
    »Er kann doch nicht einfach abhauen …«, sagt Anna-Karin und spürt, wie sich ihr Hals zuzieht.
    Minoo wirft ihr einen vielsagenden Blick zu, und Anna-Karin weiß ja, dass er kann. Er hat es schon getan.
    Sie geht ins Wohnzimmer. Schaut auf das Silberkreuz an der Wand.
    »Ich rufe Ida an«, sagt Minoo und stellt sich neben sie. »Sie soll mit dem Pendel nach ihm suchen.«
    »Nein«, sagt Anna-Karin. »Das ist keine gute Idee. Er hat die Stadt sicher schon verlassen. Und außerdem will er nicht, dass wir ihn finden.«
    »Glaubst du, was er geschrieben hat?«, fragt Minoo. »Dass er zu unserem Besten abgehauen ist?«
    »Glaubst
du
es?«, fragt Anna-Karin.
    Sie schauen sich an.
    »Ja«, sagt Minoo. »Ich glaube ihm.«
    Schwere Zeiten stehen bevor
.
    Anna-Karins Blick wandert zu dem großen, schwarzen Regenschirm, der in der Ecke neben der Wohnungstür steht. Es ist der Schirm, den Nicolaus an jenem Abend im Herbst über sie hielt, nur wenige Stunden nach Rebeckas Tod. Anna-Karin erinnert sich an das Prasseln des Regens. Daran, wie geborgen sie sich bei Nicolaus gefühlt hatte.
    Jetzt ist er verschwunden. Die Auserwählten sind auf sich allein gestellt.

18. Kapitel
    D
er Warteraum der Kinder- und Jugendpsychiatrie schreit förmlich »Institution«.
Wir sehen dich! Wir überwachen jeden deiner Schritte!
    Manchmal fragt sich Linnéa, ob sie diesem Wartezimmer je entrinnen wird. Es nervt sie, wenn andere sich darüber beklagen, dass ihre Eltern sich wie Gefängniswärter aufführen. Die müssen wenigstens nicht Woche für Woche ihr Privatleben ausbreiten, um zu beweisen, dass sie weder Drogen nehmen noch kurz vorm Zusammenbruch stehen. Und wenn sie gegen die Regeln verstoßen, bekommen sie … was? Eine Runde Ausschimpfen von Mami und Papi? Wenn Linnéa sich danebenbenimmt, verliert sie ihre kleine Wohnung und das bisschen Freiheit, das sie hat.
    Heute hätte Jugendamts-Diana eigentlich zu einem ihrer sogenannten »Hausbesuche« kommen sollen. Als wäre das ein gemütlicher Kaffeeklatsch und keine Kontrolle. Aber sie hat sich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen und in letzter Minute abgesagt.
    Linnéa hätte nichts dagegen, wenn Jakob auch absagen würde.
    Ihr Bedürfnis, über Vanessa zu reden, ist enorm, und sie ist sich nicht sicher, ob sie es für sich behalten kann. Dabei will sie mit Jakob genauso wenig über Vanessa sprechen wie über Elias. Lieber kaut sie noch tausend Mal ihren Vater, ihre Kindheit und ihre tote Mutter durch.
    Vanessa und Elias sind ihre Schätze, das einzig Gute, das sie hat, obwohl beide zugleich tiefe Wunden sind, die ihr wehtun.
    Die Tür zum Sprechzimmer geht auf und Jakob erscheint.
    »Hallo, Linnéa.«
    Er gibt ihr die Hand.
    Die Trauer, die in ihr aufwallt, ist ganz frisch, sie hat das Gefühl, zurückgeworfen zu werden, an den Tag, an dem Elias starb. Aber was sie spürt, ist nicht ihr Schmerz. Es ist Jakobs.
    … ich schaffe diese Stunde nicht, ich hätte absagen sollen …
    Sie zieht ihre Hand zurück, aber Jakobs Gefühle und Gedanken hallen noch immer in ihr wider.
    Sie folgt ihm ins Zimmer und lässt sich auf den Stuhl sinken. Versucht zu verbergen, wie erschüttert sie ist.
    »Wie war die erste Schulwoche?«, erkundigt sich Jakob.
    »Fantastisch.«
    Jakob scheint die Ironie nicht zu bemerken. Er nickt nur.
    »Hattest du wieder Panikattacken?«
    »Nein, schon länger nicht mehr.«
    Er antwortet nicht, und Linnéa streckt vorsichtig einen Fühler in seine Gedanken aus, um herauszufinden, ob er glaubt, dass sie lügt.
    … es geht einfach nicht … Wie zur Hölle soll ich den Kindern in diesem Zustand helfen, ich hätte mich krankschreiben lassen sollen …
    Linnéa betrachtet sein Gesicht. Unter der Sommerbräune ist er blass. Sie registriert die roten Ränder unter seinen Augen. Wie er an einem losen Faden am Saum seiner Shorts zupft.
    … warum war mir nicht klar, wie sehr mich das mitnehmen würde, ich bin doch verdammt noch mal Psychologe …

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