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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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Wohnzimmer. Schwülstiger R’n’B strömt aus den Lautsprechern, und Ida weiß, welche Tracklist das ist. Sie heißt
ErikLove
. Das ist so peinlich, dass sie darüber nicht weiter nachdenken will. Sie setzt sich auf das Sofa. Wartet.
    Bei Erik zu Hause riecht es seltsam.
    Nicht direkt eklig, aber
anders
. Muffig und ein bisschen nach Oma-Seife.
    Idas Blick bleibt an einer dicken Wollmaus kleben, die in dem flauschigen Teppich hängt. Ihre Mutter fragt sich immer, warum Eriks Eltern nicht einfach eine Reinigungsfirma beauftragen, wenn sie schon nicht selbst in der Lage sind, sauber zu machen.
    Als Ida und Erik noch klein waren, war Familie Forslund das erste Gesprächsthema ihrer Eltern, wenn sie nach einem Besuch bei ihnen wieder nach Hause kamen. Mama seufzte über den Dreck, die Einrichtung und ihre Kleider. Papa über das Essen, die Weine und den Garten.
    Damals fragte Ida sich, warum sie überhaupt miteinander zu tun hatten. Jetzt, wo sie älter ist, weiß sie es. Es ist einfach so. Anders Holmström besitzt das Sägewerk. Bosse Forslund ein erfolgreiches Transportunternehmen. Sie machen Geschäfte miteinander und kennen sich seit ihrer Jugend, damals spielten sie zusammen Eishockey.
    Erik kommt mit zwei Gläsern. Eins reicht er Ida.
    »Prost. Auf uns. Vier Monate.«
    Idas Eltern waren auch noch auf dem Gymnasium, als sie zusammenkamen. Manchmal fällt ihr das ein, dann stellt sie sich vor, wie Erik und sie als Erwachsene zusammenleben, im eigenen Haus, in dieser Gegend. Es macht ihr Spaß, sich das auszumalen. Eriks älterer Bruder studiert Medizin, also wird Erik die Firma übernehmen, und sie selbst kann das Sägewerk leiten. Okay, im Moment interessiert sie sich überhaupt nicht für das Geschäft, aber sie weiß, dass sie sich nur dafür entscheiden muss, dann läuft das wie von selbst. Papa hat schon immer gesagt, dass sie alles hat, was eine Unternehmerin braucht.
    »Prost«, sagt sie und lächelt.
    Sie trinkt einen Schluck. Das Zeug ist so scharf, dass es im Hals bis runter in den Magen brennt. Sie muss fast husten.
    »Ist vielleicht ein bisschen stark geworden«, sagt Erik.
    »
Ein bisschen
vielleicht«, sagt Ida spitz.
    Aber als sie Eriks enttäuschtes Gesicht sieht, wird ihr Tonfall weicher.
    »Es schmeckt trotzdem gut. Ich war nur nicht darauf vorbereitet.«
    Sie hat beschlossen, heute nett zu sein.
Nicht
an Gustaf zu denken, Erik nicht die ganze Zeit mit ihm zu vergleichen. Erik ist hier und jetzt da. Außerdem sieht er heute Abend richtig gut aus. Und er gibt sich ihretwegen Mühe.
    Erik und Ida Forslund.
    Engelsfors’ erfolgreichstes Unternehmerpaar. Attraktiv. Neu gebautes Haus. Zwei perfekte Kinder. Ein Junge und ein Mädchen.
    Sie essen Chips und trinken ihre Gläser aus und Ida fühlt sich schon betrunken. Sie hasst dieses Gefühl, kann nicht nachvollziehen, was andere so toll daran finden, dass sie gar nicht genug davon bekommen können.
    Erik serviert Wein zum Essen und sie nippt nur. Als er auf die Toilette geht, kippt sie den Rest in die Spüle. Er kommt zurück und schenkt nach, bemerkt nichts.
    Sie reden über dieselben Leute und Sachen wie immer. Die Behauptung, Jungs würden nie hintenrum schlecht über andere sprechen, ist der größte Blödsinn überhaupt. Erik ist genauso besessen von Gerüchten und Tratsch wie Ida, wenn nicht sogar noch mehr. Sie erzählt ihm von Kerstin Stålnacke, und Erik ist ebenfalls der Meinung, dass sie definitiv lesbisch sein muss.
    »Wahrscheinlich ist sie nur zickig zu dir, weil sie unglücklich verliebt ist oder so was. Du solltest sie wegen sexueller Belästigung anzeigen«, sagt er und Ida lacht.
    Aber so weit würde Ida natürlich niemals gehen. Das würde nur auf sie selbst zurückfallen. Einzelne Gerüchte dagegen können mit Leichtigkeit den Boden zersetzen, auf dem jemand steht, ohne dass derjenige etwas davon mitbekommt. Irgendwann bricht alles zusammen und das Gerücht hat sich in eine allgemein bekannte Wahrheit verwandelt.
    Aber es ist fraglich, ob Kerstin Stålnacke die Mühe wert ist. Vielleicht wenn Ida dieses Jahr wieder nicht zur Lucia gewählt wird.
    Beim Nachtisch sind ihre Gesprächsthemen erschöpft. Erik hat, ohne es zu merken, fast die ganze Weinflasche alleine ausgetrunken.
    »Wollen wir in mein Zimmer gehen?«, fragt er, sobald Ida den letzten Löffel Eis geschluckt hat.
    »Mhm«, sagt sie und schaut weg, weil ihr bei seinem Lächeln ganz anders wird.
    »Oder vielleicht ins Zimmer meiner Eltern? Sie haben das größere

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