Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
Bett.«
»Igitt, das ist doch pervers!«
Er presst die Lippen zusammen.
»Also, ich meine, das käme mir komisch vor«, schiebt sie in sanfterem Ton hinterher und schaut ihn an. »Außerdem
mag
ich dein Bett.«
Sie gehen die Treppe runter ins Souterrain, das Erik für sich alleine hat, seit sein Bruder ausgezogen ist. In seinem Schlafzimmer mit den kleinen Fenstern oben unter der Decke bekommt Ida immer leichte klaustrophobische Anfälle.
ErikLove
säuselt von oben herunter. Erik hat die Lautstärke hochgedreht. Ihr ist es irgendwie unangenehm, zu seinen »sexy Liedern« Sex zu haben, wie in einer billigen Bettszene in einem schlechten Film. Aber Ida sagt nichts. Er hat an sie gedacht, als er die Liste zusammengestellt hat. Das hat er ihr gesagt.
»Du bist so schön. Das schönste Mädchen in Engelsfors«, sagt Erik und küsst ihren Hals, knabbert an ihrem Ohrläppchen.
Wärme breitet sich in ihrem Körper aus. Sie fährt ihm über den Rücken, zieht ihn näher an sich. Plötzlich hört Erik auf, sie zu küssen.
»Mann, gehst du ran«, sagt er grinsend und das warme Gefühl löst sich auf und verschwindet.
Aber es ist zu spät, um aus der Sache rauszukommen. Ida zieht sich aus. Sie hat keinen BH an, und Erik beginnt sofort, ihre Brust zu streicheln, während er wieder ihren Hals küsst. Aber ihr Körper reagiert nicht mehr. Sie will es nur noch hinter sich bringen.
»Zieh dich aus«, sagt Ida.
»Und wie du rangehst«, lacht er und fummelt an seinem Gürtel herum.
Kurz darauf liegen sie nackt nebeneinander in Eriks Bett. Sie versucht, an erotische Sachen zu denken, aber ihre Gedanken kreisen nur, nichts bleibt. Sie ist von ihrem Köper getrennt, von Erik.
»Hast du schon deine neue Pille geholt?«, fragt er.
Ida denkt gar nicht daran, je wieder die Pille zu nehmen. Im Sommer hat sie es ausprobiert, aber sie hatte die ganze Zeit Höllenangst vor einer Thrombose. Angeblich ist es ein Warnsignal, wenn eine Wade dicker ist als die andere. Nachdem sie einen Monat lang jeden Abend den Umfang ihrer Unterschenkel gemessen hatte, konnte sie nicht mehr. Sie hat Erik erzählt, sie hätte die Schachtel verloren, und seitdem jammert er deswegen rum.
»Nein, es gab irgendwelche Probleme mit dem Rezept«, sagt sie.
Erik flucht, zieht seine Nachttischschublade auf und wühlt nach den Kondomen.
Hinterher steht sie auf und geht auf die Toilette, denn man soll möglichst direkt nach dem Verkehr pinkeln, sonst kann man einen Harnwegsinfekt bekommen. Als sie sich die Hände wäscht, schaut sie in den Spiegel.
Warum tun alle so, als wäre Sex so einfach, so natürlich und großartig?
Es ist doch das genaue Gegenteil. Sobald man ein Sexualleben hat, eröffnet sich ein ganzes Universum neuer Probleme. Haare oder nicht? Wie viel, wie wenig, wo? Soll ich mich bewegen? Viel? Wenig? Wie sehe ich aus, wenn ich dieses mache? Ist es normal, jenes zu tun? Ist es normal, dass ich so und so empfinde? Machen wir es zu oft oder zu selten? Können seine Eltern uns hören?
Und als wäre das nicht genug, gibt es auch noch lebensgefährliche Verhütungsmittel, Schwangerschaftspanik und Geschlechtskrankheiten.
Wie, um Himmels willen, soll man den Sex unter diesen Umständen genießen?, denkt Ida und geht zurück ins Schlafzimmer.
Erik liegt im Bett und lächelt zufrieden.
»War es schön?«, fragt er, als sie zu ihm unter die Decke kriecht.
»Mhm, total«, murmelt sie und legt den Kopf an seine Schulter.
Er greift nach der Fernbedienung und schaltet den Fernseher an, der genau gegenüber an der Wand hängt. Ida kuschelt sich an ihn.
Und jetzt kann sie die Gedanken nicht mehr länger abwehren.
Denn bestimmt wäre es mit Gustaf anders, oder?
26. Kapitel
V
anessa tanzt, aber im Wohnzimmer bei Evelina zu Hause herrscht so ein Gedränge, dass das Tanzen sich weitgehend darauf beschränkt, zwischen anderen Körpern hin und her zu stolpern, die genauso verschwitzt sind wie ihr eigener. Der Song geht in einen Teil über, in dem nur der zugrunde liegende Beat übrig bleibt, und der Bass bringt die ganze Wohnung zum Beben. Vanessa hebt die Arme, wartet darauf, dass der Refrain explodiert. Sie fühlt sich wie ein Raumschiff kurz vor dem Start.
»Alles Gute zum Geburtstag!«, schreit sie Evelina zu und gibt ihr einen dicken Schmatz auf den Mund.
Und
da
kommt der Refrain. Wir verrückt fangen Vanessa und Evelina an zu hüpfen.
Vanessa fühlt sich so unglaublich lebendig. Und warum auch nicht? Warum soll ihr Leben vorbei sein, nur weil
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