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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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immer, wenn sein Bewußtsein derart abgesenkt war, hörte er Stimmen, insbesondere die harte Caesarenstimme seines Vaters: Du bist doch ein Kochale – reiß dich zusammen! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg …
     
     
    So strich er denn am späten Nachmittag des nächstfolgenden Tages durch das weite Parkhaus, in dem neben den abgestellten Taxen auch der Chef-Mercedes stand. Ein günstiger Augenblick war bald gekommen, und die notwendigen Handgriffe hatte er vorher auf einem Schrottplatz eingehend geübt. Handwerklich begabt war er schon immer gewesen; auch die vielen Praxiswochen in der eigenen Maschinenfabrik machten sich bezahlt.
    Er brauchte sieben Minuten, dann saß er in Mallwitz’ Kofferraum und hatte dessen Schloß so präpariert, daß sich der Deckel nur von innen öffnen ließ. Sollte es Mallwitz wirklich von außen probieren, was nach aller vorheriger Beobachtung recht unwahrscheinlich war, denn er hatte auf den Rücksitzen Stauraum genug, so war anzunehmen, daß er nach einigen Fehlversuchen aufgeben und irgendwann mal zur Werkstatt fahren würde.
    Action is satisfaction – Kochale war in seinem Element. Dies war seine einzige Chance, unbemerkt ins Haus zu kommen und vor allem unbehelligt von dieser Riesentöle.
    Seine Gaspistole hatte er dabei, Taxifahrers Grundausstattung, ein paar Kaugummis und etwas zu trinken. Natürlich eine Taschenlampe.
    Es stank nach Gummi und Benzin, und die Zeit dehnte sich endlos. Er dachte an Hanna und an ihren Türken, an Theo, an seinen Vater, an Kelm und an das Nächstliegende: Waren die Notizen in Hocks Taschenkalender nur gemacht worden, um ihn in eine Falle zu locken? Vieles sprach dafür: Hock brauchte ja nur bemerkt zu haben, wie er Djangos weiße Kapuze in die aufgeplatzte Packtasche zurückgesteckt hatte. Und Leute wie Hock, die hatten eine Witterung dafür, aus welchem Stall jemand kam; die merkten im Nu, auch wenn der andere noch so zu berlinern suchte, daß sich da ein Akademiker bei ihnen eingeschlichen hatte.
    Andererseits: Kochale kannte Hock lange genug, um zu wissen, was für ‘n krankhafter Pedant das war. Jede Winzigkeit in seinem Club hielt er in seinen Aktenordnern fest; alles wurde notiert und statistisch ausgewertet. Bei dieser pathologisch-rituellen Dokumentiersucht war anzunehmen, daß er auch bei seinen Kontakten mit dem Großen Drachen nicht ohne Aktenvermerke auskam. Und weshalb sollte er Angst gehabt haben, jemand könnte die Zahlen und Chiffren in seinem Taschenkalender richtig deuten?
    Kochale schrak auf. Jemand hatte sich hinters Steuer gesetzt, die Fahrt ging los… Zuerst wußte er noch, oder ahnte er zumindest, durch welche Straßen sie rollten, doch nach der fünften Ampel und einigen Schlenkern hatte er jede Orientierung verloren.
    Ängste: Wenn nun hinten jemand drauffuhr… Wenn Mallwitz (aber war es wirklich Mallwitz, der den Wagen lenkte?) jetzt in die Spree stürzte… Wenn der Wagen plötzlich Feuer fing…
    Dann stand er irgendwo, wo es ziemlich still war. Schon bei Mallwitz in der Straße? Wenn der nun gar nicht in die Garage fuhr, vielleicht weil er nachher noch weg wollte? Dann wäre sein ganzer Plan im Eimer gewesen. Kochale begann zu schwitzen.
    Die Versuchung, den Deckel mal kurz anzuheben, wuchs von Minute zu Minute. Als er ihr dann nachgab, stellte er fest, daß sie vor dem Krematorium Wilmersdorf standen. Sein Blick ging genau auf den kuppelförmigen Schornstein. Schwärzlicher Rauch kringelte sich hinauf in den märkischen Himmel.
    Mallwitz kam die breite Freitreppe herunter, und Kochale hatte Mühe, wieder rechtzeitig in Deckung zu sein. Aber ganz offensichtlich hatte er nichts bemerkt, und keine Viertelstunde später waren sie am Ziel.
    Das Gartentor. Stopp. Fahrt durch den Garten, den Weg hinauf. Stopp vor der Garagentür. Wildes Hundegebell. Scheiße, der Köter schien ihn zu riechen. Aber Mallwitz jagte das Vieh mit ein paar derben Worten vom Wagen weg. Einfahrt in die Garage. Stopp und Motor aus. Kochale hörte deutlich, wie das Garagentor ins Schloß fiel. Noch ein paar Schritte, eine Tür, dann war Mallwitz verschwunden.
    Totenstille.
    Kochale knipste die Taschenlampe an. Ein paar Sekunden vor acht, Tagesschauzeit. Fünf Viertelstunden noch, dann war’s soweit. Er trank etwas, steckte sich weitere Kaugummis in den Mund und pinkelte dann recht kunstvoll in eine mitgebrachte Plastikflasche.
    Zeit genug, schon über den Rückzug nachzudenken. Am besten, er wartete, bis die beiden fertig waren (wenn Hock

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