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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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nur noch Sekunden dauern. Sie werden sich nicht lange quälen müssen.
    Der Projektor schnarrte, klickte, röhrte. Hanna, Theo. Die Werkzeugmaschinenfabrik. Die Uni. Jever. Der Boss – Kochale senior vor seiner Belegschaft. Die Villa im Grunewald. Guadeloupe, Martinique und Curaçao. Hanna, Theo. Theos Wohnung am Erkelenzdamm, die Renovierung, die house-warming-party …
    Magenkrämpfe.
    Die Turnschuhe. Anziehen, zubinden.
    Nur raus hier!
    Kochale stürzte auf die Straße und lief in Richtung Volkspark. Er wollte mitten im Lauf zusammenbrechen.
    Doch je schneller er lief, desto besser ging es ihm. Als er dann, unter der Ringbahn hindurch und die Prinzregentenstraße entlang, den Park erreicht hatte, war alles klar: Er hatte eine der drei Schalen mit den unvergifteten Bohnen erwischt. Die Würfel waren gefallen; er hatte entschieden. Grünes Licht.
    Er lief wieder nach Hause, duschte, zog sich an, kippte die grünen Bohnen, die vergifteten wie die normalen, ins Klo, reinigte die Fondue-Schälchen dann vollends und briet sich Eier mit Speck.
    Die Götter liebten ihn. Ein neuer Anfang war gemacht.
    Was jetzt noch kam, das war Routine. War alles so einfach, weil es keiner Rechtfertigung mehr bedurfte.
    Punkt sieben stand er unten auf der Straße und verstaute den Farbeimer mit den vergifteten Bohnen wieder im Laderaum des Variant. Friedenau, Schöneberg, Tempelhof – bis zum Ausländerknast war’s nicht weit. Oldies im Autoradio. Mit siebzehn hat man noch Träume. Er fühlte sich wie neugeboren.
    Die große Reinigung Deutschlands! Er war ausgewählt, sonst hätte ihn das Schicksal aus einer der anderen Schalen essen lassen… Freude, schöner Götterfunken!
    Ein Backsteingebirge kam in Sicht, eine hoch aufgetürmte Festung aus Millionen von Backsteinen, alle von der Farbe geronnenen Blutes. Der Ausländerknast.
    Die erste Hürde, als der Beamte an der Pforte seine Ladung zu kontrollieren begann. Der wußte von nichts, der war nicht eingeweiht. Soweit reichte Hocks Einfluß nun auch wieder nicht.
    Heckklappe hoch. Blicke voller Mißtrauen. Sicher, Kochale hatte sich all die Tage zuvor bei den Beamten an der Pforte anzubiedern versucht, aber dennoch kam er jetzt ins Schwitzen.
    Er stieg aus. «Kochale – Firma Conradi. Unsere Farbe für die nächsten Tage.»
    «Machense den Eima da hinten mal uff!»
    Aussetzender Herzschlag.
    «Den hier?»
    «Nee, den daneben!»
    Kochale konnte aufatmen; da war tatsächlich nur Dispersionsfarbe drin.
    «Danke!» Ein Blick ins Handschuhfach, ein weiterer unter die Motorhaube, dann konnte Kochale passieren.
    Als er die letzten Utensilien ausgeladen hatte, kam Hock auf ihn zu, schlüsselbundklirrend.
    «Alles klar. Essensausgabe 11 Uhr 30. Ich komme mit meinen beiden Hausarbeitern ‘ne Minute später als sonst, wichtiges Telefongespräch vorher… Unser Behälter – D II/T, steht ganz groß drauf…»
    «Das hab ich auch schon mitgekriegt.»
    «… unsern Behälter stellen sie also erst mal auf ‘n Flur, vor die Küche. Da is ‘ne Nische, weißte ja, links neben der Tür. Damit keiner darüber fällt. Genau die Sekunde mußte abpassen… Also: Toi toi toi!» Hock ging weiter. Es war nicht gut, wenn man sie allzu lange zusammen sah.
    Sie hatten sich beeilen müssen, denn in der nächsten Woche, wenn die Küche voll ausgebaut war, hatte man genügend Gefangene als Hausarbeiter im Einsatz, um die Thermophore in eigener Regie bis zu den jeweiligen Stationstüren bringen zu können.
    Kochale fuhr seinen Variant zur Pforte zurück und durfte nach einer flüchtigen Kontrolle – kein Knacki irgendwo versteckt! – auf die Straße zurück. Dicht an der nicht allzu hohen Backsteinmauer fand er einen freien Platz. Der Beamte auf dem nordwestlichen Wachtturm hatte gute Laune und spuckte mit einem Kirschkern nach ihm. Hinten zog eine eifrig bemühte Baukolonne mit Hilfe zweier Kräne eine neue Mauer hoch, diesmal aus Betonfertigteilen.
    Wieder auf dem Anstaltsgelände, zog Kochale seinen farbverkrusteten Malerkittel über und griff sich seine diversen Eimer, Pinsel und Rollen. Wenig später stand er auf der Leiter und verschönte den Verbindungsgang zwischen Küche und Wirtschaftsverwaltung.
    Noch dreieinhalb Stunden.
    Die Farbe wurde immer klebriger, die Rolle war bald hantelschwer; in immer kürzeren Abständen brauchte er ‘ne Zigarettenpause.
    Dabei konnte er es kaum vermeiden, daß hin und wieder jemand bei ihm stehenblieb und reden wollte, mal ein Gefangener, mal Bedienstete. Insbesondere

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