Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
tröstlichen Gewohnheit festhielt, ohne zu trinken.
»Ich verstehe. Du bist jung. Du hast diesen stressigen Beruf und einen neuen Freund. Alles ist in der Schwebe. Das ist beängstigend. Aber reicht das wirklich aus, dass du dich so durcheinander fühlst?«
Sie hatte recht. Über das alles hatte ich auch nachgedacht, aber es war eine große Anstrengung, ein passendes Detail zu finden, mit dem sich das gesamte Problem würde lösen lassen, als würde man zwei Teile von nicht zusammengehörigen Puzzles ineinanderdrücken. »Da ist noch etwas anderes«, stimmte ich zu. »Aber ich weiß nicht, was es ist.«
~
Als ich an diesem Abend nach Hause kam, wartete Stephen bereits auf mich. Anstatt ihm zu sagen, dass ich noch mit Angela aus gewesen war, log ich und erzählte ihm, ich sei arbeiten gewesen, überzeugt davon, dass ich mein verwirrendes Verhalten vor ihm verbergen müsste, obgleich Angela mich gedrängt hatte, ihm die Wahrheit zu sagen. Immerhin warnte ich ihn, dass ich nicht so handelte wie sonst und dass ich schlecht geschlafen hatte.
»Mach dir keine Sorgen«, antwortete er. »Ich mache eine Flasche Wein auf. Dann wirst du schon schlafen können.«
Ich fühlte mich schuldig, als ich Stephen dabei zusah, wie er mit System die Soße für die Shrimps Fra Diavolo zusammenrührte. Er hatte sich ein Geschirrtuch in die Gürtelschlaufen seiner Hose gesteckt. Stephen war ein erfinderischer Koch mit natürlicher Begabung, aber an diesem Abend konnte ich es nicht genießen, verwöhnt zu werden; stattdessen stand ich auf und ging auf und ab. Meine Gedanken gingen mit mir durch, erst empfand ich Schuldgefühle, dann Liebe, gefolgt von Abscheu und wieder alles von vorne. Ich konnte nicht klar denken, daher bewegte ich meinen Körper, um meinen Geist zu beruhigen. Vor allem wollte ich nicht, dass er mich in diesem Zustand sah.
»Weißt du, ich habe länger nicht richtig geschlafen«, verkündete ich. Tatsächlich konnte ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal geschlafen hatte. Seit mindestens drei Tagen jedenfalls nicht und die Schlaflosigkeit quälte mich seit Wochen, mal mehr, mal weniger. »Ich werde dich vielleicht beim Schlafen stören.«
Er schaute von seinem Pastateller auf und lächelte. »Keine Sorge. Du wirst besser schlafen, wenn ich bei dir bin.«
Er reichte mir einen Teller mit Nudeln und einer ordentlichen Portion Parmesan. Mein Magen drehte sich bei dem Anblick um, und als ich die Shrimps kostete, musste ich beinahe würgen. Ich schob die Nudeln auf meinem Teller herum, während er seine verschlang. Ich beobachtete ihn und versuchte, meinen Ekel zu verbergen.
»Wie? Schmeckt es dir nicht?«, fragte er verletzt.
»Nein, das ist es nicht. Ich habe nur keinen Hunger. Das gibt ein großartiges Resteessen«, sagte ich fröhlich, während ich mich physisch zurückhalten musste, um nicht in der Wohnung auf und ab zu gehen. Ich konnte nicht bei einem Gedanken bleiben; mein Geist wurde von verschiedenen Wünschen überschwemmt, vor allem jedoch von dem Drang zu flüchten. Schließlich konnte ich mich so weit entspannen, um mich mit Stephen auf die Bettcouch zu legen. Er goss mir ein Glas Wein ein, aber ich stellte es auf dem Fensterbrett ab. Vielleicht wusste ich instinktiv, dass Alkohol bei meinem Geisteszustand schlecht sein würde. Stattdessen rauchte ich eine Zigarette nach der anderen bis zum letzten Stummel.
»Du bist ja die reinste Kettenraucherin heute«, meinte er und drückte seine Zigarette aus. »Vielleicht hast du deshalb keinen Hunger.«
»Ja, ich sollte damit aufhören«, antwortete ich. »Ich habe das Gefühl, als würde mir das Herz aus der Brust springen.«
Ich reichte Stephen die Fernbedienung und er schaltete auf den Sender PBS. Als sein schwerer Atem in Schnarchen überging, begann die Realityshow Spain … on the Road Again , die die Schauspielerin Gwyneth Paltrow, den Chefkoch Mario Batali und den Restaurantkritiker der New York Times , Mark Bittman, durch Spanien begleitete. Oh Gott, nicht Gwyneth Paltrow , dachte ich, war jedoch zu träge, um den Sender zu wechseln. Während Batali appetitliche Eier und Fleisch aß, stocherte sie in einem dünnflüssigen Ziegenjoghurt, und als er ihr einen Bissen von seinem Essen anbot, sträubte sie sich.
»Schön, morgens um sieben so etwas zu essen«, sagte sie sarkastisch. Man kann sich denken, wie angewidert sie von seinem dicken Bauch war.
Als ich ihr dabei zusah, wie sie an ihrem Joghurt nippte, drehte sich mir der Magen um. Mir
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