Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
fiel ein, wie wenig ich in der letzten Woche gegessen hatte.
»Nur weiter so«, antwortete er. »Bleiben Sie nur auf Ihrem hohen Ross sitzen.«
Ich lachte, bevor alles undeutlich wurde.
Gwyneth Paltrow.
Eier und Fleisch.
Dunkelheit.
Kapitel 8
Eine außerkörperliche Erfahrung
S o wie Stephen später diese albtraumhafte Szene beschrieb, war er davon aufgewacht, dass ich immer wieder merkwürdig leise stöhnte, was er zwischen der Geräuschkulisse des Fernsehers wahrnahm. Zuerst dachte er, ich würde mit den Zähnen knirschen, als jedoch aus dem Knirschgeräusch ein hohes Quietschen wurde, als wenn man mit Schleifpapier über Metall fährt und dieses sich anschließend in ein tiefes Grunzgeräusch wie in dem Film Sling Blade verwandelte, war ihm klar, dass etwas nicht stimmte. Er dachte, ich würde vielleicht schlecht schlafen, aber als er sich zu mir umdrehte, saß ich aufrecht da mit weit offenen Augen, vergrößerten Pupillen, aber leerem Blick.
»Hey, was ist los?«
Keine Antwort.
Als er mir vorschlug, ich solle versuchen, mich zu entspannen, wandte ich ihm mein Gesicht zu, wobei ich wie besessen durch ihn hindurch starrte. Plötzlich schlugen meine Arme gestreckt nach vorne aus, mein Körper versteifte sich und ich schnappte nach Luft. Mein Körper versteifte sich weiter, als ich wiederholt einatmete, ohne jedoch auszuatmen. Durch die zusammengebissenen Zähne quollen Blut und Schaum aus meinem Mund. Entsetzt stieß Stephen einen unterdrückten Schrei aus und starrte eine Sekunde wie gelähmt auf meinen bebenden Körper.
Schließlich wurde er aktiv – auch wenn er noch nie zuvor einen Krampfanfall gesehen hatte, wusste er, was zu tun war. Er legte mich hin, drehte meinen Kopf zur Seite, damit ich nicht ersticken konnte und rannte an sein Telefon, um den Notruf zu wählen.
~
Ich konnte mich später nie an diesen Krampfanfall oder die noch folgenden erinnern. Dieser Augenblick, mein erster schwerer Blackout, markierte die Trennlinie zwischen geistiger Gesundheit und Geisteskrankheit. Auch wenn ich in den kommenden Wochen geistig klare Momente hatte, sollte ich nie wieder dieselbe Person sein. Es war der Beginn der dunklen Periode meiner Krankheit, als ich ein Leben im Fegefeuer zwischen der realen Welt und einem umnebelten unwirklichen Bereich begann, bestehend aus Halluzinationen und Paranoia. Von diesem Punkt an war ich zunehmend gezwungen, mich auf äußere Quellen zu verlassen, um die »verloren gegangene Zeit« wieder zusammenzusetzen.
Wie ich später erfuhr, war dieser Krampfanfall lediglich der dramatischste und erkennbarste einer Reihe von Anfällen, die ich bereits seit Tagen erlebt hatte. Alles, was mir in den letzten Wochen passiert war, war Teil eines größeren, heftigeren Kampfes, der in zentralen Bereichen meines Gehirns ausgefochten wurde.
Ein gesundes Gehirn ist das Zusammenspiel von 100 Billionen Neuronen (wie bei einer Sinfonie), wobei die Wirkung jeder einzelnen Gehirnzelle sich harmonisch zu einem Ganzen fügt, welches das Denken, Bewegungen, Erinnerungen oder auch einfach nur ein Niesen möglich macht. Ein einziges dissonantes Instrument genügt jedoch, um den Wohlklang einer Sinfonie zu verderben. Wenn Neuronen aufgrund einer Krankheit, eines Traumas, Tumors, Schlafmangels oder auch Alkoholentzugs anfangen, pausenlos, falsch und alle auf einmal zu spielen, kann das misstönende Ergebnis ein Krampfanfall sein.
Bei manchen Menschen ist das Ergebnis ein »tonisch-klonischer« Anfall wie der, dessen Zeuge Stephen wurde, gekennzeichnet durch Bewusstlosigkeit oder Muskelstarre und einen seltsamen, häufig synchronisierten Tanz unwillkürlicher Bewegungen – meine erschreckenden Zombiebewegungen. Andere können unauffälligere Anfälle erleiden, die sich durch Phasen, in denen sie vor sich hinstarren, äußern, durch ein benebeltes Bewusstsein und wiederholte Mund- oder Körperbewegungen. Zu den langfristigen Auswirkungen von Krampfanfällen, die nicht behandelt werden, können kognitive Defekte und sogar Todesfälle gehören. Art und Schwere eines Krampfanfalls hängen davon ab, wo die neurale Funktionsstörung im Gehirn konzentriert ist: Passiert sie beispielsweise in der Sehrinde, so sieht der Patient optische Verzerrungen und nimmt visuelle Halluzinationen wahr; ist die Störung in den motorischen Arealen des Frontalkortex angesiedelt, vollführt der Patient seltsame, zombieähnliche Bewegungen, und so weiter.
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Es stellte sich desweiteren heraus, dass ich neben dem
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