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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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liegen lassen und heimkommen würde, wenn er erfuhr, wie schlecht es mir ging. Heute jedoch beschloss sie zum ersten Mal, das Telefon an mich weiterzugeben.
    »James … James … James«, sagte ich, als ich die Stimme meines Bruders am anderen Ende hörte. »James … James … James.«
    In seinem Zimmer im Studentenwohnheim in Pittsburgh musste James die Tränen zurückhalten. Ich klang so anders, gar nicht wie seine große Schwester. Er beharrte: »Ich komme bald nach Hause. Und es wird dir wieder besser gehen.«
    +++
    Am nächsten Tag, während ich meine zweite IVIG-Behandlung erhielt, kam Herr Dr. Arslan, der Psychopharmakologe, auf seinem Rundgang vorbei und stellte fest, dass sich meine Sprechprobleme verschlechtert hatten. In seinem Entwicklungsbericht notierte er:

    Nachts Schlafstörungen und deutlich verlangsamte Sprache, die Sorge bereitet, weil sie ein erstes Anzeichen für eine Katatonie sein könnte. Seroquel letzte Nacht weniger schlaffördernd als bisher.
    Zum ersten Mal hatte jemand den Begriff » Katatonie« verwendet, einen Zustand, der durch Absencen, Handlungsunfähigkeit und Nichtverhalten gekennzeichnet wird. » WIRED ’N MIRED« lautet die von Ärzten genutzte Gedächtnisstütze für die Diagnose der Katatonie:
• Wachsartige Flexibilität/Katalepsie (Muskelstarre und Beibehaltung von Körperstellungen),
• Immobilität/Stupor [Erstarrung, Anm. d. Red.],
• Rebellion gegen beziehungsweise Verweigerung von Wasser- und Nahrungsaufnahme,
• Exzitation [Erregung],
• »Dasiger Blick«,
• Negativismus/Minussymptome,
• Mutismus,
• Impulsivität,
• Rigidität,
• Echolalie [das automatische Wiederholen von Wörtern oder Aussagen anderer Personen],
• Direkte Beobachtung.
    Katatonie entsteht durch »Fehlzündungen« in den Neuronen. Diese »Muskelstarre«, die auch als posturale Haltungsstereotypie bezeichnet wird, tritt ein, wenn die chemische Verbindung zwischen dem Körperbewusstsein des Patienten und dem Gefühl für angenehme und angemessene Bewegungen unterbrochen ist. Mit anderen Worten: Ein katatonischer Patient kann seinen Körper nicht im Raum spüren und ihn aus diesem Grund nicht angemessen bewegen. Als Ergebnis sitzt der Patient stumm in unbeholfenen, atypischen, unnatürlichen Haltungen. Katatonie hat mehr Ähnlichkeit mit den Ergebnissen einer verpfuschten Lobotomie [neurochirurgische Operation] als mit einem anhaltenden vegetativen Zustand, da der Betroffene eigentlich noch aktiv ist. Es kommt zu Verhaltensweisen, die in höchstem Maß bizarr und unpassend sind und den Patienten nicht ansprechbar erscheinen lassen.
    Inzwischen nagte eine Bemerkung in Stephen, die die Schwester in der letzten Nacht gemacht hatte. Sie war eine junge Immigrantin aus Asien, die gerade erst in der New Yorker Uniklinik zu arbeiten begonnen hatte. Als sie mich untersuchte, fragte sie spontan: »War sie schon immer so langsam?«
    Stephen schüttelte heftig verneinend den Kopf und musste sich beherrschen. Wie kann sie es wagen, so etwas zu sagen?! Susannah ist nicht und war niemals langsam!
    Am nächsten Morgen traf Stephen meinen Vater auf dem Flur. Zuerst sprachen sie über Lappalien – das kalte Wetter, wie es mit Stephens Arbeit lief und so weiter. Aber schon bald kamen sie auf mich zu sprechen.
    »Sie ist noch da«, sagte Stephen. »Ich kann sie sehen. Sie ist noch da. Ich weiß das.«
    »Ganz meine Meinung. Und deshalb kämpfen wir für sie. Keiner von den Ärzten oder Schwestern sieht es, aber wir sehen es«, antwortete mein Vater. »Und wir müssen stark bleiben für sie.«
    »Abgemacht.« Die beiden Männer gaben sich die Hand. Über diesen neuen Eindruck von Stephen schrieb mein Vater in sein Tagebuch: »Der Freund, der jeden Tag kam, war Stephen. Er war großartig. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, war ich von ihm nicht so angetan gewesen, aber mit jedem Tag, der vergeht, sind meine Achtung und mein Respekt für ihn gewachsen.«

Kapitel 25
Blue Devil Fits
    A m 9. April wurde die zweite Lumbalpunktion durchgeführt. Ich war nun seit 18 Tagen im Krankenhaus und einer Heilung nicht einen Schritt näher, mein Zustand schien sich im Gegenteil ständig weiter zu verschlechtern. Zum Beispiel hatte Stephen bemerkt, dass meine ständigen Kaubewegungen, meine Armbewegungen, die an Frankensteins Braut erinnerten, und die Phasen, in denen ich ausdruckslos vor mich hinstarrte, häufiger geworden waren.
EEG-Videoaufzeichnung, 8. April, 22.30 Uhr, 11 Minuten
    Aus dem Fernseher dröhnt die

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