Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
noch nicht in Erscheinung getreten war. Was würde die anderen Ärzte davon abhalten können, mich ebenfalls aufzugeben und zu einem Leben in einer psychiatrischen Einrichtung oder einem Pflegeheim zu verurteilen? Still und heimlich und trotz ihres standhaften Optimismus begann meine Familie, sich Sorgen zu machen, dass sie mich, falls die Dinge weiterhin bergab gingen, für immer verlieren könnten.
Am nächsten Tag kamen die Ergebnisse der Lumbalpunktion. Frau Dr. Russo überbrachte die Nachricht, die alarmierend war, aber zumindest bedeutete, dass sie einer Antwort näherkamen: Meine Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit enthielt 80 Leukozyten pro Mikroliter Flüssigkeit gegenüber 20 in der Woche zuvor. Dies bedeutete mit großer Sicherheit, dass mein Gehirn entzündet war. Nun mussten sie nur noch herausfinden, wodurch diese Entzündung verursacht wurde. Als ich auf die Station gekommen war, waren meine Hauptbeschwerden Krampfanfälle; der Zustand änderte sich in eine Psychose; nun schrieb Frau Dr. Russo »Enzephalitis unbekannter Ursache«. Enzephalitis, erklärte schließlich ein Neurologe, wird umgangssprachlich als »krankes Gehirn« bezeichnet, eine Entzündung des Gehirns aus verschiedenen möglichen Gründen.
Da meine Mama bei Frau Dr. Russos Visite nicht anwesend war, schrieb mein Daddy die Neuigkeiten in ihr gemeinsames Tagebuch:
1. Krampfanfälle, 2. Infektion, 3. Lumbalpunktion, 4. Gehirnentzündung
Er versuchte, mir die gute Neuigkeit mitzuteilen, aber ich konnte ihm nicht folgen. »Warum schreibst du nicht das ab, was ich aufgeschrieben habe, und schreibst noch ein paar Sachen dazu, die ich dir sage?«, fragte er.
Eine Infektion löste Krampfanfälle aus und eine Lumbalpunktion zeigte eine Entzündung. 1. Infektion, 2. Krampfanfälle, 3. Eine Reihe von Tests wie MRT, CT, Lumbalpunktion, EEG, 4. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass mein Gehirn entzündet ist
Wir stellten uns vor, wenn Leute zu Besuch kämen, könnte ich ihnen die Seite im Tagebuch zeigen und hoffen, dass sie daraus die ganze Geschichte entnehmen könnten. Der Plan löste sich jedoch schnell in Luft auf: Als Hannah am selben Tag kam, konnte ich das Notizbuch nicht finden. Es war irgendwo zwischen den Blumen und Zeitschriften verschollen, die das Krankenzimmer füllten. »Ich habe, ich habe …«, kämpfte ich um eine Erklärung. Hannah schlüpfte neben mir ins Bett und schlang ihre Arme um meinen Hals.
»Ich habe, ich habe, ich habe …«, sagte ich.
»Ist schon gut, Susannah, lass es. Du bist müde«, unterbrach mich meine Mutter.
»Nein. Ich möchte …«, stotterte ich. Mein ganzer Körper spannte sich. »Ich … will … reden!«
»Du bist müde, Liebling. Du solltest dich ausruhen«, sagte meine Mama.
Ich atmete wütend aus. Meine Mama begriff, dass ich zutiefst frustriert war über meine Unfähigkeit und weil ich wie ein Baby behandelt wurde. Hannah spürte meine Gereiztheit und lenkte mich mit einem Monatsvorrat an US Weekly -Zeitschriften und einem Exemplar des Romans Der Fänger im Roggen ab, um das ich sie gebeten hatte. Da ich nicht mehr selber lesen konnte, las Hannah mir vor, bis ich die Augen schloss, um zu schlafen. Plötzlich jedoch schaute ich sie an.
»Tlantyoiforslen«, sagte ich. »Tlantyoiforslen! Tlantyoiforslen!«, wiederholte ich immer wieder, wobei sich mein Gesicht allmählich rötete.
»Keine Ursache«, sagte Hannah unsicher.
Ich schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein, nein!«
»Tlantyoiforslen!!!«, schrie ich. Hannah beugte sich näher zu meinem Gesicht, aber die Nähe machte meine Worte noch unverständlicher. Ich fing an, nachdrücklich auf die Türe zu deuten.
»Slefeen, sleefen!«
Endlich verstand Hannah. Sie rief Stephen herein, und als ich ihn sah, beruhigte ich mich sofort.
Am nächsten Tag begannen die Ärzte, die durch meine hohe Leukozytenzahl einen Hinweis erhalten hatten, nach der Quelle der Infektion zu suchen. Es stand eine neue Reihe von Blutuntersuchungen an, daher kam Krankenpfleger Edward, um mir Blut abzunehmen. Stephen saß neben mir, er war beeindruckt von meinem heutigen Verhalten. Auch wenn ich weit von meinem früheren Selbst entfernt war, schienen doch kleine Fetzen meines früheren Humors wieder aufgetaucht zu sein. Ich lächelte mehr und wirkte interessierter am Spiel der Yankees, wobei ich sogar äußerte, wie nett ich Baseball-Pitcher Andy Pettitte fände.
»Wie läuft das Spiel?«, fragte Pfleger Edward. »Gewinnen die Mets?« Er scherzte. Ich streckte
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