Feuer in eisblauen Augen
Gerade hatte sie sich über die Anrichte gereckt, und dabei waren ihre Shorts ziemlich hoch gerutscht. Anscheinend suchte sie die passende Kaffeesorte für heute morgen und konnte sich nicht entscheiden.
Mark hatte immer nur eine einzige Sorte all die Jahre im Regal stehen gehabt, das hatte ihm genügt. Aber Annie hatte alle möglichen exotischen Kaffeesorten angeschleppt. Er war sich nicht sicher, ob sie die Sorten wegen der bunten Bilder kaufte, oder ob es ihr die fantasievollen Namen angetan hatten. Das Sprichwort ‘Wer die Wahl hat, hat die Qual’ schien sich einmal wieder zu bewahrheiten. Endlich nahm sie aus jeder Tüte ein paar Bohnen, füllte sie in die elektrische Mühle und stellte sie an. Ein herrlicher Duft verbreitete sich in der Küche – allein dafür lohnte es sich, am Morgen aufzustehen.
Als Annie ein paar Bohnen entdeckte, die neben die Mühle gefallen waren, begann sie mit ihnen zu jonglieren. Fasziniert schaute Mark ihr zu. Annie war die einzige Frau, die er kannte, die aus einer simplen Beschäftigung wie Kaffeekochen ein interessantes Spiel machen konnte. Sie konzentrierte sich stark, als sie die Bohnen in einem komplizierten Rhythmus hochwarf und wieder auffing. Dabei glitt ihre Zungenspitze immer wieder über die Oberlippe. Mark hätte Annie am liebsten in seine Arme gezogen und sie stürmisch geküsst.
Annie hatte natürlich nicht mehr daran gedacht, dass die Kaffeemühle lief. Mark machte ein paar große Schritte und stellte sie ab.
Als plötzlich Stille in der Küche herrschte, schaute Annie hoch und sah Mark bei der Kaffeemühle stehen. “Oh”, sagte sie erschrocken. Im selben Moment fielen ihr die Kaffeebohnen aus der Hand.
Mark und Annie starrten sich sekundenlang in die Augen.
Dann ging Mark einen Schritt auf Annie zu. Er würde ihr so gern durch die vom Schlaf zerzausten Locken fahren und ihre weichen Lippen küssen. Mark bemerkte, dass sich unter ihrem dünnen T-Shirt ihre Brustknospen aufgerichtet hatten. Wie immer trug sie auch jetzt keinen BH.
Annie schluckte. “Ich dachte, du würdest heute arbeiten”, stotterte sie verlegen. Anscheinend hatte sie das gehofft.
“Heute ist Samstag”, erinnerte er sie. “Ich denke wir können beide einen freien Tag gebrauchen.”
“Aber die Konferenz … ich dachte …”
“Der Diktator hatte gestern eine Herzattacke. Er wird nicht herkommen, und das macht meine Aufgabe um einiges leichter.”
“Das ist ja schön für dich, hm … ich wollte …”
“Trink nur in Ruhe deinen Kaffee”, sagte er, um ihr aus ihrer Verlegenheit zu helfen. Annies Nerven schienen blank zu liegen. Mark drehte sich um und stiefelte in sein Büro. Annies Nervosität zeigte ihm deutlich, dass sie ihn jetzt nicht um sich haben wollte.
Er verstand sie, aber er war auch ärgerlich. Er war sogar brummig wie ein alter Grizzlybär. Wenn er es gekonnt hätte, wäre er brüllend durch den Wald gestapft.
Das hatte Annie fertiggebracht. Er wusste, dass sie Angst vor ihren eigenen Gefühlen hatte, aber dass sie ihm auswich, machte es ihm nicht leichter.
Stöhnend ließ Mark sich an seinem Schreibtisch nieder, um die gestrige Post durchzusehen.
Warum schrieb Bea ihm denn? Sie hatte doch nicht vor, zu kündigen, jetzt, wo Annie bald ging? Er hatte ganz und gar keine Lust, schon wieder nach einer neuen Nanny für Emily zu suchen.
Neugierig nahm er das gefaltete Blatt Papier heraus. Es sah aus, wie sein Computerpapier. Darauf klebte ein gelber Zettel, auf den Bea geschrieben hatte: Ich denke, Sie sollten das beiliegende Briefchen lesen.
Mark öffnete das Kuvert und las.
Liebe Bea, wie geht es Dir? Mir geht es gut. Ich hoffe, dass es Dir wieder besser geht. Wir haben eine neue Nanny. Ihr Name ist Annie, und sie und ich, wir werden heiraten. Emily wird unsere Brautjungfer sein. Vielleicht trägt sie ein blaues Kleid oder ein grünes. Aber ganz bestimmt keins in Pink. Wir brauchen dich nicht mehr als unsere Nanny.
Dein Freund, Mark Saunders.
Mark stöhnte und ließ den Kopf in die Hände fallen. Darum wollte Emily damals unbedingt die Karte an Bea schreiben. So hatte sie es geschafft, Beas Adresse zu erfahren und eine Briefmarke zu bekommen. Das Kind hatte sich überlegt, dass Annie bleiben würde, wenn Bea nicht zurückkäme. Das war ein schlauer Streich von Emily gewesen, wenn das Ganze nur nicht so entsetzlich traurig wäre.
Emily in ihrer kindlichen Unschuld hatte einen Traum und hoffte, dass er wahr werden könnte, wie durch Zauberei. Sie wünschte
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