Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
seiner Besatzung keine Spur zu sehen. Aber etwas anderes fiel ihm auf: Der Polizeiwagen war ganz zweifellos der einzige Wagen auf der ganzen Straße. Die versetzt auf den gegenüberliegenden Seiten eingezeichneten Parkflächen waren verwaist, und auch die meisten Garageneinfahrten waren leer. Als er an der Absperrung vorbeiging, konnte er einen zweiten Streifenwagen am anderen Ende der Straße erkennen, das ebenso blockiert war wie dieses. Für einen simplen Verkehrsunfall – selbst einen mit ungeklärter Ursache –ein ziemlich großer Aufwand, fand Will. Er fand auch, dass das, was er im Moment tat, kompletter Wahnsinn war. Der Streifenwagen hinter ihm war möglicherweise leer, aber seine Besatzung ganz bestimmt nicht weit, und er ging nicht nur ein großes, sondern auch ein vollkommen überflüssiges Risiko ein, indem er sich hier herumtrieb. Aber er musste wissen, was in diesem Zelt war. Es war ungewöhnlich groß. Und es stand ganz bestimmt nicht zufällig an genau derselben Stelle, wo der Wagen explodiert war. Irgendetwas sagte ihm, dass es wichtig für ihn war, herauszufinden, was sich unter der schmucklosen Zeltplane verbarg; möglicherweise lebenswichtig.

Kapitel 16
    Es war nur ein knappes Dutzend Schritte bis zum Zelt, aber der Eingang lag auf der anderen Seite, und als er es einkreiste, stellte er fest, dass der zweite Streifenwagen keineswegs so verlassen wie der erste war. Ein Polizeibeamter lehnte offensichtlich gelangweilt am Kotflügel und unterhielt sich mit einem Kollegen, der vorschriftswidrig eine Zigarette rauchte; vermutlich der Fahrer des anderen Wagens, an dem er gerade vorbeigekommen war.
    Und selbstverständlich sahen sie beide direkt in seine Richtung.
    Will schwenkte ohne lange nachzudenken nach rechts, schlug die Zeltplane zurück und trat ein. Das Zelt war so hoch, dass er sich nicht einmal bücken musste, und auch sein Inneres war geräumiger, als sein ohnehin schon imposantes Äußeres erwarten ließ. Der schwere Stoff sperrte das Sonnenlicht zuverlässig aus, aber dafür sorgten zwei auf dürren metallenen Spinnenbeinen stehende Scheinwerfer für schon fast unangenehme künstliche Helligkeit. Der ausgebrannte Wagen war weggeschafft worden, und der Boden so sauber, als hätte ihn jemand sorgfältig geschrubbt. Wo das Fahrzeugwrack gestanden hatte, gähnte jetzt ein gut anderthalb Meter messendes Loch im Asphalt, dessen Ränder sonderbar schimmerten, als wären sie mit Plastik überzogen, oder mit Glas. Die beiden oberen Sprossen einer Aluminiumleiter ragten daraus hervor, und aus der Tiefe drangen Geräusche und gelbes Licht herauf.
    Gerade als Will sich vorbeugen wollte, um einen neugierigen Blick nach unten zu werfen, erschien ein orangefarbener Schutzhelm auf der Leiter, und im nächsten Augenblick Kopf und Schultern des dazugehörigen Mannes. Im ersten Moment schien er mindestens so überrascht zu sein, Will zu sehen, wie dieser umgekehrt ihn, und das auch auf mindestens ebenso unangenehme Weise. Dann zog er die Augenbrauen zusammen, kletterte zwei weitere Sprossen die Leiter hinauf und fragte: »Was suchen Sie denn hier? Schickt Sie Bergmann?«
    Will hätte um ein Haar genickt, aber das hätte ihm nur weitere Fragen eingehandelt, auf die er ganz bestimmt keine Antworten gehabt hätte. So machte er eine Bewegung, die irgendwo zwischen einem Nicken, einem Kopfschütteln und einem Achselzucken angesiedelt war, und antwortete: »Ganz im Gegenteil. Ich bin auf der Suche nach ihm. Ist er da unten bei euch?«
    »Hier?« Der andere machte ein Gesicht, als hätte Will ihn allen Ernstes gefragt, ob er noch an den Weihnachtsmann glaubte. Aber er brachte ihn nicht durch eine weitere Frage in Verlegenheit, sondern drehte den Kopf und rief zu irgendjemandem unter sich hinab: »Toni! Hat einer von euch den Prof gesehen?«
    »Ich habe ihn nicht in der Tasche«, brüllte die übellaunig klingende Stimme zurück. »Verdammt noch mal, wir können uns doch nicht zerreißen. Sag ihm, dass ich die Proben schicke, sobald ich einen Mann entbehren kann!«
    Der Mann auf der Leiter wandte sich wieder Will zu und zwang ein leicht gequält wirkendes Lächeln auf sein Gesicht – jedenfalls nahm Will das an. Sein Gesicht war so schmutzig, dass er die Züge darunter eigentlich nur erraten konnte. »Sie haben's gehört. Wir sind hier völlig unterbesetzt. Wenn Bergmann die Hälfte der Mannschaft abzieht, braucht er sich nicht zu wundern.«
    »Sie kennen ihn doch«, sagte Will. Er versuchte, an dem Helmträger

Weitere Kostenlose Bücher