Feuer / Thriller
nach einer Teilnehmerliste gefragt?«, wollte Haig wissen.
»Wir versuchen es noch«, gab Kane zurück. »Das Camp ist im Augenblick nicht besetzt.«
Haig seufzte. »Es gab einige, die mit Hilfe eines Stipendiums dorthin gefahren sind, ich musste also eine Empfehlung schreiben. Wenn Sie möchten, hole ich die Schüler her, damit Sie zuerst mit ihnen sprechen können.«
»Das wäre großartig«, sagte Olivia. »Der Junge, den wir suchen, hatte eine Beziehung zu dem Opfer. Wenn nur er dem Feuer entkommen ist, könnte er zutiefst verstört sein. Ist Ihnen in den vergangenen zwei Tagen jemand aufgefallen, der emotional instabil wirkt?«
Oaks sah sie ungläubig an. »Detective, das hier ist eine Highschool. Hier sind alle emotional instabil. Jeden Tag aufs Neue. Es sind
Teenager!
«
»Natürlich«, erwiderte Olivia geknickt. »Der Junge muss sich außerdem mit Booten – Ruderbooten, um es genau zu sagen – auskennen und war in der Nacht von Sonntag auf Montag in dem Apartment-Neubau am See.«
Haig dachte einen Moment nach. »Bei den Booten klingelt bei mir nichts, aber wenn er in der Nacht in diesem Neubau war, dann ist er ein Tagesschüler. Also keiner, der ein Zimmer im Wohnheim hat«, erklärte er. »Die Jugendlichen, die hier wohnen, kommen Sonntagnachmittag von zu Hause zurück, und die Türen werden um zehn Uhr geschlossen. Das Personal überprüft dies. Wenn er gegen Mitternacht im Neubau gewesen ist, wäre sein Fehlen hier aufgefallen.«
»Können wir uns die Jahrbücher der vergangenen Jahre ausleihen?«
»Selbstverständlich«, bedeutete Oaks und erhob sich mit Haig. »Ich gebe meiner Sekretärin Bescheid und besorge Ihnen eine Liste unserer Tagesstudenten.«
»Und auch von denen im Wohnheim?«, fragte Olivia, woraufhin Oaks finster dreinblickte. »Bitte.«
Als sie draußen waren, wandte Olivia sich an Kane. »Er kann natürlich recht haben, aber ich denke, wenn hier jemand um jeden Preis nachts hinauswill, dann gelingt ihm das auch. Derjenige, den wir suchen, wollte eine junge Frau treffen, um mit ihr zu schlafen.«
»Du hast recht, wer es will, würde es schaffen«, stimmte Kane ihr zu. »Val, sind Sie bereit für einen Haufen trotziger Teenies, die sich nicht mit uns unterhalten wollen?«
Die Dolmetscherin zuckte mit den Schultern. »Davon habe ich zwei zu Hause. Ich bin’s gewöhnt.«
Dienstag, 21. September, 10.50 Uhr
Er brauchte eine Pause, aber er war allein hinter der Theke, Buster war spät dran. Schon wieder. Es war schwer, Leute zu kriegen, die pünktlich waren. Verdammte College-Kids. Kein Verantwortungsgefühl.
Er warf einen Blick in die Runde, stellte fest, dass alle Kunden mit sich selbst beschäftigt waren, und klappte seinen Laptop auf. Zuerst Erics Bankkonto. Alles noch da. Mit ein paar Klicks räumte er das Konto und überwies Erics stattliches Guthaben auf sein eigenes, ließ aber elfhundert stehen, damit man Eric nicht abwies, wenn er seinen üblichen Betrag von tausend Dollar abheben wollte.
Er wollte ihn nicht misstrauisch machen. Dann wäre Alberts kleine Überraschung verdorben.
Er gab Alberts Nummer auf seinem Handy ein, die er sich von Erics Mobiltelefon besorgt hatte. Aus Adressbüchern konnte man wirklich viel Spannendes erfahren. Telefonnummern, Adressen, sogar persönliche Informationen wie Geburtstage, Passwörter, Bank-PINs.
das vögelchen will ausfliegen,
tippte er ein.
au revoir. 17.30 lindbergh-terminal.
Er klappte das Handy zu.
Das hätten wir schon mal.
Was würde Albert nun tun? Eric verprügeln? Ihn zum Bleiben zwingen? Ihn abmurksen? Oh, Herr im Himmel, das war ja aufregender als jede TV -Soap.
Als Nächstes stand der auf Veruntreuung spezialisierte Buchhalter Mr. Dorian Blunt auf der Tagesordnung. Dorian schuldete ihm nun schon zwei Monatsraten. Und er war gebührend gewarnt worden. Er loggte sich in Dorians Account ein und sah, dass der Mann nur die Hälfte des Monatsbetrags überwiesen hatte.
Er zog die Stirn in Falten. Anscheinend dachte er ernsthaft, das sei genug.
Vollidiot.
Er räumte Dorians Konto leer und überwies den Betrag an sein Überseekonto. Und wie war nun mit Dorian selbst zu verfahren? Er hatte keinen Streit mit seiner Frau und seinen Kindern, daher war es keine gute Idee, das Privathaus niederzubrennen, und ein praktisches Lagerhaus, wo er sich mit Dorian allein auseinandersetzen konnte, hatte er auch nicht. Hm, er würde eine Weile darüber nachdenken müssen. Solche Dinge durften nicht voreilig entschieden werden.
Die
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