Feuer / Thriller
Schuhe abstreifte.
»Ich bin neben einer orthodoxen Familie aufgewachsen. Als einmal jemand gestorben war, gingen meine Mum und ich rüber und brachten etwas zu essen mit. Nimm auch den Hut ab.« Sie tat es ebenfalls.
Er gehorchte. »Hör mal, Liv, wenn du so viel weißt, solltest du das hier vielleicht doch übernehmen. Wir haben größere Chancen, wenn ich nicht versehentlich in irgendwelche Fettnäpfchen trete. Ich übernehme die nächsten beiden, versprochen.«
Sie warf ihm einen mürrischen Blick zu. »Ich hasse es, wenn du recht hast. Na gut.« Sie klopfte und wartete. Furcht stieg in ihr auf. Eltern zu informieren, war nie leicht, aber wenn der Verstorbene auch noch ein potenzieller Verdächtiger war … Nein, das würde nicht lustig werden.
Die Tür ging auf, und vor ihnen stand ein bärtiger Mann in einem dunklen Anzug. »Ja?«
»Entschuldigen Sie die Störung. Ich bin Detective Sutherland, und das ist mein Partner Detective Kane.« Sie zeigte ihre Marke. »Wir möchten mit Mr. und Mrs. Fischer sprechen.«
»Sie trauern und sollen nicht gestört werden.«
Olivia legte die Hand an die Tür, die sich zu schließen begann. »Verzeihen Sie«, sagte sie, »aber es handelt sich hier nicht um einen Höflichkeitsbesuch. Uns ist bewusst, dass in diesem Haus getrauert wird, aber wir müssen mit den Fischers reden.«
Mit eindeutigem Missfallen zog der Mann die Tür wieder auf. »Ich bin Rabbi Hirschfield. Kommen Sie herein.«
»Danke.« Olivia setzte sich auf das kleine Sofa, auf das der Rabbi deutete, Kane neben sie. Einen Augenblick später kamen Mann und Frau mit verquollenen Augen herein und setzten sich auf ein zweites Sofa zu ihnen. Der Rabbi blieb im Türrahmen stehen, als wollte er Wache schieben.
»Wir sind die Fischers«, begann der Mann indigniert. »Wann werden Sie den Leichnam endlich freigeben? Wir wollen unseren Sohn begraben.«
»Ich verstehe, dass es schwer für Sie ist«, gab Olivia zurück. »Aber der Gerichtsmediziner hat bei der Autopsie etwas gefunden, das der genaueren Untersuchung bedarf. Deshalb sind wir hier.«
Mrs. Fischer hob das Kinn. »Man hat uns bereits erzählt, dass man angeblich Narkotika im Körper unseres Sohnes gefunden hat. Wir glauben kein Wort davon.«
Oh, ganz großartig,
dachte Olivia.
Dann werdet ihr das hier noch weniger glauben.
»Unser aufrichtiges Beileid, Ma’am, aber der Gerichtsmediziner hat keinerlei Grund, Sie anzulügen.«
Mrs. Fischer schien in sich zusammenzufallen. »Ich habe nicht gesagt, dass er gelogen hat. Aber er muss einen Fehler gemacht haben. Mein Sohn hat keine Drogen genommen. Er war ein guter Junge. Aus einer guten Familie.« Ihre Stimme brach, und die Tränen begannen zu strömen. »Er war extrem engagiert, kein Junkie.«
»Wofür hat er sich eingesetzt, Mrs. Fischer?«, fragte Olivia sanft.
»Für alles Mögliche. Er hat Spenden für die Aids -Stiftung gesammelt – allein in seinem Abschlussjahr auf der Schule zehntausend Dollar. Ganz allein. Wir wollten ihm das Geld geben, aber er wollte es unbedingt allein aufbringen. Er hat für Wohltätigkeitsorganisationen gearbeitet. Im Tempel geholfen.« Sie schluchzte hemmungslos. »Er wollte die Welt besser machen, und ich lasse nicht zu, dass Sie seinen Namen in den Schmutz ziehen.«
Ihr Mann zog sie an sich und sah Olivia und Kane böse an. »Gehen Sie jetzt.«
»Nein, noch nicht«, sagte Olivia freundlich. »Bitte hören Sie mir zu. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
»Wobei?«, fuhr Mr. Fischer sie an, während seine Frau versuchte, sich wieder zu beruhigen.
»Sir, war Ihr Sohn Mitglied in einer studentischen Gruppe?«
»Nein.« Mr. Fischer sah sie verwirrt an. »Wieso?«
»Hat er jemals davon gesprochen, aussterbende Tiere, Feuchtbiotope oder die Umwelt allgemein retten zu wollen?«
»Natürlich.« Mr. Fischer tätschelte den bebenden Rücken seiner Frau. »Er hat sich viele Gedanken darum gemacht. Wieso?«, fragte er wieder, diesmal misstrauisch.
»Unser Gerichtsmediziner hat festgestellt, dass die Atemwege Ihres Sohnes geschädigt waren. Und zwar von einem Hausbrand. Höchstens zwölf Stunden vor seinem Tod.«
Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen, dann machte Mrs. Fischer sich von ihrem Mann los. Ihre Augen waren geweitet, ihr Blick erbost. »Nein! Ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie deuten an, dass er an diesem Brand beteiligt war, von dem wir in den Nachrichten erfahren haben. In dem das Mädchen gestorben ist. Aber das stimmt nicht. Er
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