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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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schlichten weißen Van. Das Schild machte ihn unsichtbar.
    Er brachte es an der Fahrertür an und stieg wieder ein. Dann zog er die Modelliermasse vom Gesicht, zerrte die Krawatte vom Hals, streifte das Hemd ab und zog ein Poloshirt des Bistros an. Sein Herz hämmerte. Er hasste es, wenn sein Herz hämmerte.
Verdammt!
    Seine Hände zitterten, als er den Gang einlegte, die Straße bis zum Ende fuhr und hinter dem nächsten Block auf die Hauptstraße einbog.
    Ich habe den Jungen nicht.
Er klopfte sich auf die Hosentasche.
Aber ich habe sein Telefon.
    Der Aufwand war also nicht ganz umsonst gewesen.
    Mittwoch, 22. September, 1.00 Uhr
    Olivia sprang aus dem Wagen, sobald er angehalten hatte, und sah sich nach Kane um.
Officer am Boden.
Sie hatte es über Funk gehört, als sie gerade fünf Minuten unterwegs gewesen war, und ihr Herz schlug so fest, dass sie kaum Luft bekam.
Schwer verletzt.
Schüsse waren gefallen. Sie hatte in den letzten fünf Minuten dreimal versucht, Kane über das Handy zu erreichen, aber niemand ging ran. Wieso ging Kane nicht ran? Er wusste genau, dass sie sich Sorgen machte. Sie würde ihm den Kopf abreißen, wenn sie ihn endlich fand.
    Sie blickte über die Menschenmenge, während sie an den Rettungs- und Polizeiwagen vorbeirannte.
Wo ist Kenny? Wo ist Kane?
Normalerweise war er immer gut zu sehen, da er größer war als alle anderen. Aber – nichts. Nirgendwo sein Fedora. Ihr schnürte es den Atem ab.
    Zwei Uniformierte kamen in ihre Richtung gelaufen, und ihr Herz setzte aus.
Nein.
Sie kannte den Gesichtsausdruck. Sie setzte ihn selbst oft genug auf.
    Nein!
Sie begann zu laufen.
Nein!
    »Tut uns leid, Ma’am, hier können Sie nicht durch«, sagte einer der Beamten und packte sie am Arm, aber sie riss sich los, zeigte ihre Marke und stürmte weiter. Zwischen den Bäumen waren mehrere Personen zu sehen. Sie sah eine Trage und die Lichter eines Rettungswagens auf der Zufahrt hinter der Schule.
    Sie war fast da, als sich ein weiterer Officer umdrehte. »Sie dürfen hier n…«
    Sie stieß ihn beiseite. Und blieb wie angewurzelt stehen.
    Alles in ihr erstarrte zu Eis.
    »O Gott, o Gott!«, flüsterte sie.
    Kane. Es war Kane. Er lag auf dem Boden, sein Hemd rot vor Blut, zu viel Blut. Rettungssanitäter beugten sich über ihn und hoben ihn auf die Trage. Einer der beiden wandte den Kopf und begegnete ihrem Blick.
    Und schüttelte den Kopf.
    »Nein!« Es war ein Heulen, dasselbe qualvolle Aufheulen, das sie zahllose Male von Angehörigen gehört hatte, von trauernden Familien. Doch nun war sie es, es kam von ihr. Aus ihrem Mund und ihrem Herzen!
    Sie stolperte vorwärts und lief neben der Trage her, bis die Sanitäter ihn in den Wagen gehievt hatten. »Ich komme mit.«
    Die beiden Männer sahen einander an. »Okay«, sagte der eine. »Aber bleiben Sie im Hintergrund.«
    Wie betäubt stieg sie ein und setzte sich auf den Platz, der ihr zugewiesen wurde, als der Fahrer auch schon anfuhr. Aus dem rückwärtigen Fenster sah sie, wie die Uniformierten der Ambulanz hinterherblickten. Sah Kanes Hut auf dem Boden liegen.
    »Sein Hut«, flüsterte sie.
    Der Arzt blickte auf. »Man wird ihn für Sie aufbewahren«, sagte er freundlich.
    Für Sie. Nicht für ihn. »O Gott.« Olivia presste sich die Hand auf die Lippen, um die Welle des Schmerzes, der sie zu zerreißen drohte, zurückzuhalten. »Ich muss meinen Captain anrufen.«
    Der Sanitäter nickte. »Er muss die Familie benachrichtigen.«
    Dumpf nickte Olivia. Ihre Finger schienen zu einer fremden Hand zu gehören, als sie Abbotts Privatnummer wählte. Er ging beim ersten Klingeln ran. »Was ist los?«
    Sie konnte nicht sprechen. Bekam kein Wort heraus.
    »Olivia? Sind Sie das?«, fragte Abbott.
    »Bruce.« Mehr konnte sie nicht sagen. Es klang wie ein Wimmern.
    Einen Augenblick herrschte Totenstille, dann hörte sie schwach: »Oh, mein Gott.«
    Das Telefon ans Ohr gepresst, blickte sie zu Kane auf der Trage. Er regte sich nicht. Atmete nicht. Sein Gesicht war schon grau. Trotz der nicht nachlassenden Bemühungen der Sanitäter war nur eine glatte Linie auf dem Monitor zu sehen. Das Gesicht des Sanitäters, der sie nun ansah, war so verdammt traurig.
    Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid.«
    Sie biss sich auf die Lippen und zwang sich zu atmen. »Kane ist tot«, sagte sie zu Abbott.
    »Ich komme ins Krankenhaus. Ich bringe Jennie mit.«
    Wie soll ich Jennie ins Gesicht sehen?
»Ich bin zu spät gekommen«, flüsterte sie. »Zehn Minuten zu

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