Feuer / Thriller
legte seine Wange auf ihren Scheitel, als die Dämme brachen und eine Flut von Schluchzern, Tränen, Flüchen und Racheschwüren freigaben. Irgendwann ebbte der Sturm ab und sie sank erschöpft zusammen und empfand nur noch Verzweiflung.
Er fuhr ihr mit der Hand durchs Haar und drückte sie an sich. »Schlaf, meine Süße.«
»Aber morgen früh ist Kane noch immer tot«, flüsterte sie.
»Ja. Aber dein Kopf muss klar sein, damit du denjenigen finden kannst, der das getan hat.«
»Ich will, dass er stirbt. Dass er blutet und leidet. Und ich will ihm dabei zusehen.«
»Ich auch.«
Da war etwas in seiner Stimme. Grimmige Gewissheit, aber auch Schmerz. Sie rückte gerade weit genug ab, um sein Gesicht zu sehen. »Was ist passiert?«
»Schlaf jetzt.« Er versuchte, sie wieder an sich zu ziehen, aber sie wehrte ab.
»Was ist passiert?«, fragte sie, bestimmter jetzt. »Sag’s mir.«
»Der Brand heute Nacht ist auch gelegt worden.«
Ihre Gedanken gingen zu den Ereignissen dieser Nacht. »Woodview. Noah sagte, dort wohne Tomlinsons Geliebte. War das das Ziel? Habt ihr wieder eine Glaskugel gefunden?«
»Keine Glaskugel, aber ihr Haus war das Ziel, ja. Doch der Wind drehte, und das Feuer griff auf die beiden Nachbarhäuser über. Eine Gastankexplosion hat zwei weitere Häuser weggerissen. Und dann sprang das Feuer auf ein Mehrfamilienhaus über.
»Wie viele Opfer?«, fragte sie leise.
»Vier Tote.« Sein Blick flackerte. »Darunter ein kleines Mädchen, erst zwei Jahre alt.«
Sie legte ihm die Lippen an die Wange. »Es tut mir leid.«
»Wir haben außerdem Dutzende von Verletzten.« Seine Stimme klang zu monoton.
»Feuerwehrleute?«
»Zell«, brachte er heiser hervor. »Ein herabfallender Balken hat ihn getroffen. Er spürt seine Beine nicht mehr.«
Sie kniff die Augen zusammen, denn sie sah alles nur allzu deutlich vor sich. »Wer hat ihn rausgeholt?«, fragte sie, obwohl sie es schon wusste und es ihr noch im Nachhinein einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
»Ich.« Er schloss die Augen. »Ich habe ihn nach draußen gezogen. Und vielleicht habe ich es damit noch schlimmer gemacht.«
»Und hättest du ihn nicht nach draußen gezogen, wäre er jetzt tot.«
Nun, da sie ihren Kummer hatte teilen können, konnte sie ihn zum ersten Mal wirklich ansehen. Er war zu Tode erschöpft und verzweifelt …
genau wie ich.
»Komm, lass uns ins Bett gehen. Auch du musst schlafen.«
Müde folgte er ihr und trug die Tasche. »Paige hat dir deinen Tweety-Schlafanzug eingepackt.«
Wie ferngesteuert ging sie ins Bad, zog den Pyjama an und kehrte zurück zum Bett, in dem er schon lag. Ihre Handys befanden sich nebeneinander auf dem Nachttisch. Er zog sie an sich, streifte ihr das Haarband ab und begann, den geflochtenen Zopf zu lösen. »Ich mag es offen«, murmelte er, dann schob er eine Hand unter ihr Oberteil und legte sie ihr über die Brust.
Ihr Herz tat noch immer weh, noch immer fiel ihr das Atmen schwer. »Ich brauche dich«, sagte sie. Im Dunkeln war es leichter, das auszusprechen. »Ich brauche dich einfach bei mir.«
»Und hier bin ich.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Schulter. »Ich habe eine Frage.«
»Was?«
»Trägst du diesen Schlafanzug wirklich, oder wollte Paige nur gemein sein?«
Sie lächelte traurig. Sie war so froh, dass er da war. »Letzteres. Wenn es nicht gerade unter null ist, schlafe ich gewöhnlich ohne irgendetwas.« Er anscheinend auch.
Seine Finger machten sich bereits an den Knöpfen zu schaffen. »Ich mag das Gefühl deiner Haut an meiner.« Und schon war sie nackt, und er schmiegte sich an sie. »Jetzt kann ich schlafen.«
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21. Kapitel
Mittwoch, 22. September, 4.30 Uhr
D avid konnte nicht schlafen. Er lag da und hielt sie im Arm, während vor seinem inneren Auge unerwünschte Bilder aufblitzten. Der eingeklemmte Zell, der tote Kane.
Es hätte auch sie erwischen können.
In der Kakophonie seiner tosenden Gedanken schrie dieser lauter als alle anderen.
Auch sie schlief nicht. Sie lag steif in seinen Armen und atmete flach. Plötzlich schauderte sie, und als er ihre Wange küsste, spürte er, dass sie tränenüberströmt waren. »Hey.«
»Ich sehe ihn die ganze Zeit vor mir«, flüsterte sie erstickt. »Im Gras. Ich kann einfach nicht fassen, dass es wirklich passiert ist.«
Er drehte sie in seinen Armen, und sie grub die Finger in seine Haut, als eine neue Welle des Kummers über ihr zusammenschlug. »Gut so«, murmelte er. »Weine, wenn du musst. Ich lasse
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