Feuer / Thriller
niedergeschlagen hat, mindestens eins fünfundachtzig sein muss. So groß ist Albert auf jeden Fall.« Olivia sah sich um. »Keine Anzeichen eines Kampfes.«
»Und mit dir ist jetzt alles okay«, bemerkte Noah.
»Wenn ich mir die Leiche angesehen habe, geht es gewöhnlich. Danke für den Stups eben.«
»Gern. Abbott hat angerufen, als ich den Hausmeister nach draußen begleitet habe. Er hat im sicheren Haus mit Kenny gesprochen. Der Junge will einen Funk-Scanner der Polizei im Van des Schützen gesehen haben.«
»Das heißt, er hört uns zu.«
»Ja. Abbott hat eine spezielle Frequenz für die Suche nach Austin gewählt, damit er nicht mithören kann. Und draußen im Kamin habe ich verbranntes Papier gefunden. Sieht aus wie Gebäudepläne.«
»Da wollte jemand Beweise vernichten. Selbst wenn wir Alberts Fingerabdrücke finden, kann er immer noch sagen, dass er praktisch hier gewohnt hat, das bringt uns also nicht weiter. Wir brauchen aber etwas, was ihn mit der Tat verbindet.«
»Vielleicht hat er sein Besteck behalten. Hier habe ich jedenfalls weder Spritzen noch Löffel gesehen.«
»Aber man muss das Oxy erhitzen, damit es sich in Wasser auflöst«, sagte Olivia. »Und wer immer dem Jungen das Zeug gespritzt hat, wusste, wie man es machen muss.« Sie zog Schubladen auf. »Kein Handy, kein Laptop.«
»Im Wohnzimmer auch nicht. Komm, fahren wir zur Uni. Wenn Albert eingeschrieben war, haben sie dort auch seine Adresse. So viele Alberts spielen nicht im Hockey-Team mit.«
»Und Mary müssen wir auch noch finden. Early hat gesagt, sie und Joel seien zum Lernen hergekommen – mit Plakatrollen. Die Pläne? Ich bin sicher, dass sie auch etwas damit zu tun hat.«
»Im Übrigen könnte sie die Nächste sein, wenn Albert seine Mitstreiter nacheinander umbringt.«
»Ich denke, sie wird uns vielleicht auch die Verbindung zu Tomlinson und Dorian Blunt erklären können. Diese Brände ergeben noch immer keinen Sinn, sofern nicht der erste bloß Ablenkung war, und es sich hier um etwas vollkommen anderes handelt.«
»Oder es ist so, wie du und Dr. Donahue es gestern gesagt habt – unterschiedliche Ziele. Jemand hat bei den ersten beiden Bränden eine Glaskugel liegen lassen, aber nicht beim dritten. Umweltaktivismus passt zu Brand eins und zwei. Tomlinson passt zu Brand zwei und drei.«
Olivia biss sich auf die Lippe. »Joel war schon vor dem zweiten Brand tot. Micki sagt, es muss drei Täter gegeben haben. Albert war dabei, denn er ist als Einziger groß genug, um Weems über den Schädel zu schlagen. Joel war auch dabei, da wir Rauch in den Lungen und Kleber unter seinen Schuhen gefunden haben.«
Noah öffnete Erics Schrank. »Wow. Der Bursche hat viel Geld für Klamotten ausgegeben.« Er ging in die Hocke und richtete sich mit einem Laufschuh in der Hand wieder auf. »Kleber. Offenbar hatten sie keine Ahnung, dass sie das Zeug an den Schuhen haben, sonst wären sie sie sicher losgeworden.«
»Also war auch Eric dabei. Kenny sagte, Austin hätte jemanden gesehen, der mit dem Boot abgehauen ist. Ein vierter? Oder war Albert derjenige? Und auch der, der Weems erschossen hat?«
Und Kane! Zorn brodelte in ihr, aber dann zog Olivia die Stirn kraus. Irgendwas stimmte nicht, passte nicht zusammen. »Ein Satz Spuren mit Kleber am Zaun, durch den sie geflohen sind, Spuren ohne Kleber an der Anlegerseite des Neubaus, also können weder Eric noch Joel auf der Seite gewesen sein. Nehmen wir an, Joel hatte seine Meinung geändert und Albert schlug ihn ebenfalls nieder. Könnte Eric Joel allein weggeschleppt haben und dabei keine Schleifspur oder sonst etwas hinterlassen haben, während Albert um das Gebäude herumgelaufen ist, um mit dem Boot zu verschwinden und dabei Weems zu erschießen?«
Noah betrachtete Erics Gestalt. »Er ist ziemlich schmal. Es ist zwar möglich, dass er Joel getragen hat, aber mehr Sinn ergibt für mich, dass Albert es getan hat. Vor allem, wenn er ihn auch niedergeschlagen hat.
»Und Mary war nicht am Anleger, weil Austin eindeutig einen Mann gesehen hat. Vielleicht war es doch Albert, und Mary hat Eric geholfen, Joel mitzunehmen.«
»Vielleicht so, vielleicht anders. Wir müssen Albert und Mary finden, damit wir endlich etwas Genaues erfahren.«
Mittwoch, 22. September, 12.30 Uhr
Austin drückte sich in den Schatten der Gasse neben der Bücherei. Von hier aus konnte er jeden Wagen sehen, der die Straße entlangkam. Hinter ihm befand sich ein drei Meter hoher Maschendrahtzaun, so dass
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