Feuer / Thriller
abhören kann. Dein Freund Kenny hat einen Scanner gesehen, als der Mann ihn in seinem Van entführen wollte. Wir haben durchgegeben, dass wir deinen Wagen gefunden haben, du aber entkommen bist. Wir wollen, dass der Kerl weiter nach dir sucht. Also bleib unten und benutze dein Handy nicht. Wenn wir auf der Wache sind, kommt ein Dolmetscher.
Das wilde Hämmern seines Herzens verlangsamte sich ein wenig.
Und meine Mutter?,
schrieb er.
Mein Captain wird sie anrufen und ihr sagen, dass du in Sicherheit bist. Wir holen sie her.
Austin entspannte sich ein wenig. Im Augenblick war er wirklich in Sicherheit, aber noch war der Mann auf freiem Fuß.
Wie kann sich die Polizei weiter verständigen? Und wo ist Kenny?
Wir funken in diesem Fall auf einer besonderen Frequenz. Kenny ist in einem sicheren Haus. Bin gleich zurück. Bleib unten.
Er gab ihm den Notizblock zum Lesen und hielt die Hand auf, um ihn wieder entgegenzunehmen. Dann verschwand er und ließ Austin zurück, und er konnte nur inständig hoffen, dass er das Richtige getan hatte.
Er drehte seinen Scanner ab. Die Cops hatten den Wagen des Jungen gesehen, aber er hatte abhauen können. Es wimmelte plötzlich von Polizei, die nach gestern Nacht nach einem weißen Van suchen würden.
»Und jetzt?«, murrte er laut. Der Junge war zu Fuß unterwegs, er konnte nicht weit gekommen sein. Dank den Autofahrern vor ihm, die begierig die Hälse reckten, fuhr er sehr langsam an dem Eiscafé vorbei. Kein Junge in Sicht. Er fuhr weiter und bog schließlich auf den Parkplatz eines Supermarkts ein. Hier standen so viele Vans, dass seiner kaum auffallen würde.
Er setzte sich zu Fuß in Bewegung, als eine weitere SMS eintraf. Anderes Telefon, andere Tasche. Es war das Handy, das er Eric gegeben hatte und das nun in Alberts Besitz war.
Fick dich,
stand da. Und ein Anhang. Er öffnete ihn und starrte eine Weile fassungslos auf das kleine Handydisplay.
Dieser Tag wurde zunehmend schlimmer.
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24. Kapitel
Mittwoch, 22. September, 13.00 Uhr
S ie hätte ihre Zeit nicht im Studentensekretariat vergeuden sollen, dachte Olivia grimmig. Alberts Wohnheim war überhaupt nicht schwer zu finden. Es standen schließlich genug Polizeiwagen und Ambulanzen davor. »Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte sie.
»Beeilen wir uns, bevor jemand etwas anfasst«, sagte Noah und lief los.
Ein uniformierter Beamter wartete in dem kleinen Wohnbereich der Wohneinheit. »Die Leiche liegt im hinteren Zimmer. Der Mitbewohner hat ihn gefunden.« Der Officer zeigte auf einen jungen Mann mit bleichem Gesicht, der etwas abseits stand. »Er sagt, er habe nichts angefasst.«
»Wir würden gern mit Ihnen reden«, sagte Noah zu dem Jungen. »Warten Sie bitte hier, ja?«
»Verdammt«, murmelte Olivia, als sie im Türrahmen stehen blieb. Auf dem Doppelbett, das an einer Wand stand, lag Alberts große Gestalt – auf dem Rücken und nackt wie Eric. Ein Sanitäter kniete daneben und packte gerade ein.
»Er ist tot, Detectives«, sagte er. »Der Leichenbeschauer wird es Ihnen genau sagen können, aber ich schätze, seit mindestens zwei Stunden. Hat offensichtlich zu viel konsumiert.« Er zeigte auf den Nachttisch, auf dem das Tütchen mit ein paar restlichen Pillen lag. »Percocet.«
Gemischte Gefühle tobten in Olivia – Frustration, aber hauptsächlich hilflose Wut. Albert und Eric waren schuld am Tod vieler Menschen, würden sich doch niemals für ihre Verbrechen verantworten müssen.
Doch dann drängte sie den Zorn zurück und beugte sich über Alberts Lendengegend, was ihr einen befremdeten Blick des Gerichtsmediziners einbrachte. »Hier ist es«, sagte sie. »Genau dieselbe Einstichstelle wie bei den anderen. Dieser Mistkerl.«
»Auf dem Tisch liegt ein Brief«, sagte der Arzt. »Neben dem Drucker.«
»Aber weder Laptop nach Handy«, bemerkte Noah. »Und wie überraschend – keine Unterschrift unter der Nachricht. Sie ist auf Französisch. Fängt mit
Adieu
an und endet mit
mon ami.
Mehr kenne ich nicht.«
»Mein Französisch ist ziemlich eingerostet«, sagte der Gerichtsmediziner, »aber der Grundtenor lautet: ›Leb wohl, du schnöde Welt, bald bin ich bei dir, mein Geliebter‹. Ich nehme an, Sie glauben nicht an Selbstmord aus Liebeskummer?«
»Nein«, sagte Olivia unumwunden. »Deswegen übernehmen wir auch ab jetzt. Danke.«
»Da war es nur noch eine«, murmelte Noah, als der Gerichtsmediziner gegangen war.
Olivia blickte zu ihm auf. »Du meinst,
Mary
hat sie alle
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