Feuer / Thriller
sie nicht längst etwas ahnen? Er kommt nach Hause, ist aufgebracht, hat vorher immer von dem Feuchtbiotop erzählt, dann brennt es dort. Ihr habt geduscht, aber
seine
Klamotten haben immer noch nach Rauch gerochen. Die Fischers sind ja nicht dumm. Sie haben wahrscheinlich den Verdacht, dass Joel etwas mit dem Brand zu tun hat. Wenn wir jetzt einen zweiten Brand legen, gehen sie davon aus, dass Joel es doch nicht gewesen ist.«
»Sie werden dich verdächtigen«, sagte Albert kalt. »Du warst sein Freund.«
Und was für ein toller Freund.
Ich habe Albert gesagt, dass er ihn töten soll.
»Nein, werden sie nicht«, gab er zurück. »Mr. Fischer hat immer gesagt, ich hätte keine Phantasie. Keine Leidenschaft. Ich bin bloß einer, der mit trockenen Zahlen jongliert. Er fand das immer total lustig und meinte, ich täte seinem Joel gut, weil ich wahrscheinlich der Einzige war, der ihn davon abhalten konnte, sich Hals über Kopf in irgendwelche unausgegorenen Ideen zu verrennen.«
»Wie … wie konnte das nur passieren?«, brachte Mary hervor. »Joel war aufgeregt, als ich ihn gestern nach Hause gefahren habe, aber er war nicht … ihr wisst schon.«
»Nein. Was?«, fragte Albert.
»Selbstmordgefährdet«, sagte sie. »Die Straße war trocken, es war helllichter Tag. Er muss absichtlich von der Straße gerast sein. Wenn ich geahnt hätte, dass er sich etwas antun wollte, wäre ich bei ihm geblieben.«
Eric wagte es nicht, Albert anzusehen. »Es war ein Unfall, genau wie bei dem Mädchen. Keiner von uns wollte, dass dem Mädchen etwas geschieht. Es war ein Unfall.«
Mary schlug die Hände vors Gesicht. »Ich will keine Nachrichten sehen. Überhaupt, ich will ihren Namen nicht wissen. Ich versuche die ganze Zeit, sie zu vergessen, aber immerzu sehe ich sie schreien.«
Ein Schauder rann Eric über den Rücken. Auch ihn verließ das Bild nicht. Aber es hatte einen Vorteil, dass Mary keine Nachrichten sah. So wusste sie auch nichts von dem Wachmann. »Mary, hör zu. Denk doch mal daran, was Joel angetrieben hat. Dich angetrieben hat. Dieses Feuchtgebiet. Unsere Erde. Wir wollten doch ein Stück dieser Welt bewahren.« Seine Stimme troff vor Aufrichtigkeit. Und es kam ihm vor, als würde er daran ersticken. Gestern noch hatte er jedes Wort davon geglaubt. Heute wollte er nur noch, dass es vorbei war. »Wir haben sie aufgehalten, aber nur kurzfristig. Mit Tomlinsons Geld bauen sie weiter. Noch größer vielleicht. Und dann war alles, was wir bisher getan haben, umsonst, und Joels Tod auch. Willst du das wirklich?«
Mary schüttelte den Kopf. »Nein«, flüsterte sie.
»Er hätte das hier gewollt«, murmelte Eric. »Und das weißt du. Das sind wir ihm schuldig.«
Sie blieb einen Moment lang still sitzen. »Was sollen wir tun?«, fragte sie schließlich leise.
Eric hätte am liebsten erleichtert den Atem ausgestoßen, beherrschte sich aber. »Wir treffen uns auf dem Parkplatz, genau wie gestern. Tomlinson hat einen Wachhund. Wir müssen präpariertes Fleisch geben – nur, damit er schläft, Mary«, fügte er beruhigend hinzu, als sie zusammenzuckte. »Ich habe zwar ein Muskelrelaxans zu Hause, aber das ist schon lange abgelaufen.«
»Ich habe Schlaftabletten«, murmelte sie. »Nur, um ihn schlafen zu lassen.«
»Nichts anderes«, versicherte Eric ihr.
Sie richtete sich etwas auf. »Joel wird morgen beerdigt.«
Eric zog die Brauen hoch. »Morgen schon? Ach ja. Irgendeine Regel der Orthodoxen, richtig?«
»Innerhalb von vierundzwanzig Stunden muss die Beerdigung stattfinden. Ich möchte hingehen, aber wenn ich allein komme, rasten seine Eltern bestimmt aus. Du gehst doch auch hin, nicht wahr? Nimmst du mich mit?«
Falls ich noch im Land bin.
»Natürlich. Jetzt ruh dich aus. Und sieh keine Nachrichten.«
Er blickte ihr einen Moment lang nach, dann wandte er sich Albert zu. »Bist du dabei?«
Albert blickte stur geradeaus. »Was hat er in der Hand?«
»Was hat wer?«
Ein Muskel zuckte in Alberts fest zusammengepresstem Kiefer. »Der Typ, der den Wachmann erschossen hat. Er hat uns gesehen. Er ist doch derjenige, der uns zwingt, heute Nacht den Brand zu legen, stimmt’s?« Sein Akzent trat deutlich hervor, wie immer, wenn es emotional wurde, und normalerweise zog Eric ihn deswegen gern auf. Heute jedoch nicht. »Eine andere Erklärung für diesen albernen Quatsch gibt es nicht. Also? Was hat er gegen uns in der Hand?«
Was sollte Eric schon sagen? »Ein Video. Da ist alles drauf. Nahaufnahmen von uns, das
Weitere Kostenlose Bücher