Feuer / Thriller
Anleger. Zu viele dornige Büsche.«
Brie nickte. »Kannst du den Zaun auseinanderziehen, Liv, damit wir durchkommen?«
Olivia tat es, Karli und Brie quetschten sich hindurch, und die anderen folgten erneut. Einige Male verlor der Hund die Spur, doch Brie ließ ihn erneut am T-Shirt schnüffeln. Schließlich stoppte der Hund und setzte sich abrupt.
Sie befanden sich an einem Uferstück. Im Schlamm war eine tiefe Kerbe zu sehen, die bis zum Wasser ging.
Kane ging in die Hocke, um die Spur zu untersuchen. »Sie hatten ein Boot. Klein. Etwas breiter als ein Kanu. Ein kleines Ruderboot wahrscheinlich.«
»Wer hier angelegt hat, muss die Stelle gekannt haben«, sagte Olivia. »Du hattest recht, Micah, hier ist fast alles mit dornigem Gestrüpp zugewachsen. Das hier ist außer dem Anleger das einzige Uferstück in der Nähe des Gebäudekomplexes, an dem man festmachen kann.«
»Tracey war ja nicht von hier«, überlegte Kane laut. »Aber wahrscheinlich der Bursche, mit dem sie hergekommen ist.«
»Vielleicht hat er bloß irgendwann einmal einige Zeit in einem der Ferienhäuschen hier verbracht.« Olivia blickte über den See. »Aber nehmen wir im Augenblick an, dass Traceys Liebhaber tatsächlich ortsansässig war. Wenn wir ihn nicht finden können, sollten wir uns bei den Mietern oder Besitzern der Häuser am Ufer erkundigen.«
Brie starrte noch immer auf den Schlamm. »Er hat das Boot ins Wasser stoßen müssen, aber ich sehe nirgendwo Fußabdrücke. Der Kiel des Bootes hat eine Kerbe hinterlassen, und wir müssten auch Schuhabdrücke sehen. Nun, es sei denn …«, sie drückte Olivia die Hundeleine in die Hand und umkreiste sie in einem weiten Bogen, »… er ist hier entlanggegangen.« Vorsichtig schob sie die Zweige des Dickichts zur Seite. »Treffer. Ein Abdruck.«
Kane kam zu ihr und sah ihr über die Schulter. »Größe zehn, denke ich. Nett.«
Das einzelne Wort aus Kanes Mund war höchstes Lob. Brie blickte sich um. »Seht ihr den Pfad, die niedergetrampelten Zweige und Blätter ungefähr drei Meter weiter als die Stelle, an die er eigentlich wollte?«
»Er hatte Angst«, bemerkte Olivia leise. »Vor dem Feuer. Wusste er, dass Tracey es nicht geschafft hatte?«
»Oh.« Barlow senkte die Kamera und starrte Bries Profil an. »Jetzt weiß ich, wie wir die Suche einschränken können.« Er trat an Bries Seite und beugte sich mit Blick auf ihr Ohr ein wenig vor.
Brie versteifte sich, wich zurück und sah ihn gereizt an. »Was?«
Barlow richtete sich wieder auf und wandte sich an Olivia. »Cochlea-Prozessoren werden hinter dem Ohr getragen, nicht im Ohr«, sagte er. »Wie konnte ich das vergessen?«
Olivia runzelte die Stirn. Und verstand endlich. »Oh. Herrje. Du hast recht. Dabei habe ich doch so oft gesehen, wie du den Prozessor an deine Ohrmuschel hängst, Brie … Ich kann auch nicht fassen, dass ich das vergessen habe!« Sie blickte zu Kane auf. »Bries Prozessor wird durch einen Bügel gehalten, der hier sitzt«, erklärte sie und zeigte auf die oberste Stelle der Ohrmuschel. »Nicht vergleichbar mit dem rosafarbenen Stöpsel, den David im Schutt gefunden hat.«
»Die werden für Hörhilfen benutzt, nicht aber bei Implantaten«, sagte Brie. »Ihr habt ein Im-Ohr-Gerät gefunden?«
»Ja, in der Asche«, sagte Barlow. »Es war noch gut erkennbar.«
»Und es kann nicht sein, dass sie sowohl ein Implantat als auch Hörgerät getragen hat?«, wollte Kane wissen.
»Möglich ist es«, antwortete Brie, die nun ebenfalls verstand. »Es gibt Leute, die beides verwenden, was von der Art der Hörschädigung abhängt. Wie war es bei dem Opfer?«
»Laut ihrer Mutter war Tracey gänzlich gehörlos, aber ihr Vater war angeblich gegen ein Cochlea-Implantat. Sie haben es mit Hörhilfen versucht, aber es hat nichts gebracht.«
»Der Vater ist auch gehörlos, oder?«, fragte Brie. »Die Diskussion, ob Kinder ein Implantat tragen sollen, wird nicht mehr ganz so hitzig geführt, aber immerhin. Viele Gehörlose betrachten ihre Taubheit keinesfalls als zu behebenden Mangel. Sie wollen ihre Kultur und Sprache bewahren und betrachteten Implantate als Bedrohung.«
»Ja, so kam es mir auch vor, als ich mit ihm sprach«, sagte Kane, »und das, obwohl der Vermittler dazwischengeschaltet war. Er war wütend auf seine Frau. Natürlich trauerte er auch um seine Tochter, und es war schwer, über das Telefon Nuancen auszumachen.«
Bries Mund verzog sich wehmütig. »Mit Übung wird es leichter. Nehmen Sie sich beim
Weitere Kostenlose Bücher