Feuer / Thriller
das FBI ? Hat Abbott schon von Agent Crawford gehört?«
»Falls ja, hätte er sich bestimmt schon gemeldet«, meinte Olivia. »Was machen wir jetzt mit dem Schuhabdruck Größe 10?«
»Ich rufe die CSU an, damit sie davon und von der Kerbe, die der Kiel hinterlassen hat, einen Gipsabdruck macht.«
»Und uns bleibt gerade noch genug Zeit, bei Ian vorbeizuschauen, bevor wir uns um fünf mit den anderen treffen«, sagte Kane. »Er müsste jetzt mit Weems’ Autopsie fertig sein.«
Es war kurz vor vier. Zum Leichenschauhaus, dann ins Büro zum Fünf-Uhr-Treffen, dann wieder zurück zum Leichenschauhaus, um Traceys Vater bei der offiziellen Identifizierung beizustehen, dann …
Zu David, der in einer Hütte an einem anderen See, eine halbe Stunde von hier entfernt, auf sie warten würde. Warum dort?
Weil er dort weitermachen will, wo wir aufgehört haben.
Was verdammt verlockend war, sowohl für ihr angeschlagenes Ego als auch für ihre vernachlässigte Libido. Dennoch konnte sie sich leider noch allzu gut an den Namen erinnern, den er in der gemeinsamen Nacht gestöhnt hat.
Meiner war es definitiv nicht.
Wenn er wirklich eine Neuauflage dieser Nacht wollte, wusste sie keinesfalls, wie sie reagieren würde.
Tja, Mädel, du hast ungefähr zwei Stunden Zeit, um es dir zu überlegen.
Montag, 20. September, 16.35 Uhr
»Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«, fragte er die Lady an der Theke, während er aus dem Augenwinkel den restlichen Laden beobachtete.
Sie schaute mit einem verträumten Lächeln von ihrem BlackBerry auf. In ihrer Hand lag ein Zwanziger. »Nein danke, das reicht. Einen schönen Tag noch.«
»Ihnen auch. Buh-bye.«
Er sah der Frau nach und hatte nicht den geringsten Zweifel daran, was das Lächeln in ihr Gesicht gezaubert hat oder wohin sie unterwegs war. Ob ihr Mann wusste, dass sie ihn betrog, dass auf ihrem Handy viele Nachrichten eingingen, in denen ihr Liebhaber ihr seine unsterbliche Liebe beteuerte, die er ihr jeden Montag im Motel um die Ecke bewies?
Ihren E-Mail-Account zu knacken, war ein Kinderspiel gewesen. Jedes Mal, wenn sie in der Warteschlange stand, sah sie auf ihr Handy, wie drei Viertel der Kunden es taten. Jeder schien heutzutage ein Smartphone zu haben, die Verlockung des Internets war zu groß, um ihr in der ungenutzten Wartezeit nicht nachzugeben.
Was sie nicht ahnten, war, dass jeder, der sich in das frei zugängliche Netz einloggte, das er zur Verfügung stellte, einen kleinen Trojaner bekam, der sich ihre Passwörter, ihre Kontaktliste und alles andere, was sie auf ihrem Handy oder Laptop gespeichert hatten, verschaffte.
Er hatte sich schon bei einigen Stammkunden eingeloggt und seinen Nutzen daraus gezogen. Meine Güte, was Leute für E-Mails schickten. Und abspeicherten! Da konnte man ja rot werden! Und natürlich war das wunderbares Erpressermaterial.
Du betrügst deine Frau? Schäm dich. Aber wenn du mich bezahlst, muss es nie jemand erfahren.
Es war so unglaublich einfach.
Er hatte nur einige von Erics E-Mails abfangen müssen, um festzustellen, dass er auf eine Goldmine gestoßen war. Eric und Joel hatten sich vorher schon über das Bauprojekt am See ausgetauscht. Eric war ihm nicht wie jemand vorgekommen, der sich für solche Dinge engagierte, aber die Mails hatten ihm sehr deutlich gemacht, wie Joel ihn umgarnt hatte.
Joel war ein enthusiastischer Gutmensch, wusste aber auch, welche Knöpfe er bei Eric drücken musste.
Ein einziges Mal in deinem Leben,
hatte er geschrieben,
solltest du etwas wagen. In der ersten Liga mitspielen. Etwas bewirken. Mein Vater meint, du bist ein Langweiler, der immer auf Nummer sicher geht. Willst du so leben? Willst du wirklich so werden wie unsere Väter?
Die beide stinkreich waren.
Schade, dass Joel über ein Gewissen verfügte. Er hätte ein großartiger Verkäufer werden können. Eric dagegen hatte wenig Phantasie, dafür aber Verstand. Wenn man ihm einmal die Richtung wies, dann marschierte er unbeirrt voran, und ihm hatte die Idee gefallen, einmal in seinem Leben den Helden zu spielen.
Eric war zum Anführer der Truppe geworden, und der Plan hatte rasch Gestalt angenommen. Er hatte Albert rekrutiert, seinen Liebhaber, der sich wahrscheinlich nicht nur aus selbstlosen Gründen auf die Idee eingelassen hatte. Joel hingegen hatte seine Freundin ins Spiel gebracht, deren Name ihn hatte erstarren lassen. Mary. Einen Namen, den er schon eine Weile nicht mehr gehört hatte. Den er auch sein ganzes Leben nicht mehr hätte
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