Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
fort, »ist es mir auch schon aufgefallen.«
    Jamie lächelte, während er sein Pferd um eine tiefe Pfütze auf der Straße lenkte.
    »Hm. Nun, ich will nicht behaupten, daß Dougal sich irrt«, sagte Jamie. »Aber wenn ich störrisch bin -«
    Jamie streckte plötzlich die Hand aus, um den Zügel meines Pferdes zu fassen, da das Tier schnaubte und sich aufbäumte. »Heda! Sachte! Stad, mo dhu!« Sein Pferd, weniger verängstigt, warf nur nervös den Kopf hin und her.
    »Was ist?« Ich konnte nichts sehen trotz des Mondlichts, das die
Landschaft erhellte. Vor uns lag ein Kiefernwald, und die Pferde schienen nicht bereit, sich ihm zu nähern.
    »Ich weiß es nicht. Bleib hier und sei leise. Steig auf dein Pferd und halt meines fest. Wenn ich rufe, dann laß den Zügel fallen und flieh.« Jamie klang beiläufig; was mich ebenso beruhigte wie die Pferde. Mit einem gedämpften »Sguir!« und einem leichten Schlag auf den Hals brachte er das Pferd dazu, sich dichter an mich zu drängen, dann verschwand er in der Heide, die Hand an seinem Dolch.
    Angestrengt versuchte ich zu erkennen, was die Pferde nervös machte; sie stampften mit den Hufen, und ihre Ohren und Schweife zuckten erregt. Der Nachtwind hatte die Wolken inzwischen vertrieben, und der Mond strahlte herab. Trotz der Helligkeit sah ich weder auf der Straße noch im Wald etwas.
    Die Kiefern rauschten leise, und Millionen Nadeln wisperten im Wind. Uralte Bäume, die in der Finsternis sehr unheimlich wirkten. Nacktsamer, Zapfenträger, die ihre geflügelten Samen ausstreuten, weitaus urtümlicher und strenger als die Eichen und Espen mit ihrem Laub und ihren zarten Zweigen. Ein geeignetes Zuhause für Ruperts böse Geister.
    Nur du, dachte ich verärgert, kannst dich so in Gefühle hineinsteigern, daß du dich vor einem Haufen Bäume fürchtest. Aber wo war Jamie?
    Plötzlich packte mich eine Hand am Oberschenkel, und ich quiekte wie eine verschreckte Fledermaus; das kam davon, wenn man schreien wollte, obwohl einem das Herz bis zum Hals schlug. Mit dem unvernünftigen Zorn eines Menschen, der Gespenster sieht, trat ich nach Jamie.
    »Schleich dich nicht so an!«
    »Psst«, sagte Jamie. »Komm mit.« Er zog mich ohne viel Federlesen aus dem Sattel und band hastig die Pferde fest, die uns unruhig hinterherwieherten, als er mich ins hohe Gras führte.
    »Was ist?« hauchte ich, blindlings über Wurzeln und Steine stolpernd.
    »Ganz still. Schau auf meine Füße. Tritt dahin, wo ich hintrete, und halt an, wenn ich dich berühre.«
    Langsam und leise näherten wir uns dem Waldrand. Unter den Bäumen war es dunkel, nur hier und da fiel ein wenig Licht auf den dichten Nadelteppich. Selbst Jamie konnte hier nicht lautlos
gehen; aber das Rascheln wurde vom Rauschen der grünen Nadeln über uns übertönt.
    Ein Stück weiter ragte ein Granitfelsen auf. Hier schob mich Jamie vor sich und half mir, auf den Fels hinaufzuklettern. Oben war soviel Platz, daß wir Seite an Seite auf dem Bauch liegen konnten. Jamie drückte, kaum atmend, den Mund gegen mein Ohr. »Zehn Meter zur Rechten. Auf der Lichtung. Siehst du sie?«
    Nachdem ich sie einmal erspäht hatte, konnte ich sie auch hören. Wölfe, ein kleines Rudel, acht bis zehn Tiere. Kein Geheul. Die Beute lag im Schatten, ein dunkler Flecken mit hochstehendem Bein, das dürr wie ein Stock war und hin und her schlug, so heftig rissen die Wölfe an dem Kadaver. Gelegentlich, wenn ein Junges von einem ausgewachsenen Tier verjagt wurde, war ein leises Knurren und Winseln zu vernehmen, auch wohliges Schmatzen und das Knacken von Knochen.
    Als sich meine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, erkannte ich mehrere zottige Gestalten, die sich satt und zufrieden unter den Bäumen ausgestreckt hatten. Ab und zu leuchtete ein Stück grauer Pelz auf, als diejenigen, die noch mit dem Kadaver beschäftigt waren, nach zarten Stücken wühlten, die bisher übersehen worden waren.
    Plötzlich hob sich ein breiter Kopf mit gelben Augen und gespitzten Ohren ins Mondlicht. Die Wölfin - ich war sicher, daß es sich um ein Weibchen handelte, obwohl ich nicht sagen konnte, woher ich das wissen wollte - machte ein leises, dringliches Geräusch, das zwischen einem Jaulen und einem Knurren lag, und unter den Bäumen herrschte plötzliche Stille.
    Die safrangelben Augen schienen sich in meine zu bohren. Das Tier wirkte weder verängstigt noch neugierig, nur aufmerksam. Jamie gab mir durch eine Geste zu verstehen, daß ich mich nicht bewegen sollte,

Weitere Kostenlose Bücher