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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Laoghaire. Nein, ich hätte das auch getan, wenn sie unansehnlich gewesen wäre.« Jamie gab mir einen leichten Rippenstoß. »Obwohl ich nicht erwarte, daß du mir das glaubst.«

    »Ich habe euch doch an diesem Tag zusammen im Alkoven gesehen«, verteidigte ich mich, »und irgend jemand hat dich gewiß das Küssen gelehrt.«
    Jamie scharrte betreten mit den Füßen im Staub und senkte scheu den Kopf. »Nun, Sassenach, ich bin nicht besser als die meisten Männer. Du kennst die Stelle beim Apostel Paulus, wo er sagt, es sei besser zu freien, als von Begierde verzehrt zu werden? Und ich war eben ziemlich begierig.«
    Ich lachte wieder, so unbeschwert, als wäre ich selbst sechzehn. »Du hast mich also geheiratet, um nicht zu sündigen?« foppte ich Jamie.
    »Ja. Dazu ist die Ehe da: Sie macht ein Sakrament aus Dingen, die man sonst beichten müßte.«
    Ich brach fast zusammen.
    »O Jamie, ich liebe dich!«
    Nun begann er zu lachen. Er bückte sich und setzte sich, übersprudelnd vor Heiterkeit, an den Straßenrand. Schließlich sank er auf den Rücken und lag keuchend im langen Gras.
    »Was um alles in der Welt ist mir dir los?« fragte ich und starrte Jamie an. Er setzte sich auf und wischte sich die tränennassen Augen. Keuchend schüttelte er den Kopf.
    »Ich habe mein Leben für dich aufs Spiel gesetzt, Sassenach, habe Diebstahl, Brandstiftung, Körperverletzung und einen Mord begangen. Wofür du mich beschimpfst, meine Männlichkeit beleidigst, mich ins Gemächte trittst und mir das Gesicht zerkratzt. Dann schlage ich dich halb tot und erzähle dir die demütigendsten Dinge, die mir widerfahren sind, und du sagst, daß du mich liebst.« Jamie legte den Kopf auf die Knie und lachte wieder. Schließlich erhob er sich und streckte mir die eine Hand entgegen, während er sich mit der anderen die Augen wischte.
    »Du bist nicht besonders vernünftig, Sassenach, aber ich mag dich gut leiden. Laß uns gehen.«
     
    Es war schon spät - oder früh, je nachdem, wie man es betrachten wollte -, und wir mußten uns sputen, um bei Tagesanbruch in Bargrennan zu sein. Ich hatte mich inzwischen so gut erholt, daß ich das Sitzen ertragen konnte.
    Wir ritten eine Weile in freundlichem Schweigen dahin. Ich sann in aller Ruhe darüber nach, was geschehen würde, wenn ich den
Weg zurück zum Steinkreis fand. Man hatte mich dazu gezwungen, Jamie zu heiraten, und notgedrungen war ich nun von ihm abhängig, aber ich hatte ihn zweifellos liebgewonnen.
    Er mich auch? Erst waren es die äußeren Umstände, die uns zusammenbrachten, dann Freundschaft und schließlich eine verblüffend tiefe körperliche Leidenschaft. Dennoch hatte er mir gegenüber nie etwas über seine Gefühle gesagt. Und doch.
    Er hatte sein Leben für mich riskiert. Das mochte er des Eheversprechens wegen getan haben; er hatte ja gelobt, daß er mich bis zum letzten Blutstropfen beschützen würde, und ich glaubte, daß es ihm ernst damit war.
    Die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden hatten mich weitaus mehr berührt, da er mir plötzlich sein Innerstes offenbart hatte. Wenn er so viel für mich empfand, wie ich glaubte - was würde es dann für ihn bedeuten, wenn ich plötzlich verschwand? Mein körperliches Unbehagen trat in den Hintergrund, als ich mich mit diesen unerfreulichen Überlegungen befaßte.
    Einige Kilometer vor Bargrennan brach Jamie plötzlich das Schweigen.
    »Ich habe dir noch nicht erzählt, wie mein Vater gestorben ist«, sagte er.
    »Dougal zufolge an einem Schlaganfall - an Apoplexie, meine ich«, erwiderte ich verwirrt. Ich nahm an, daß sich Jamie, ebenso in Gedanken verloren wie ich, nach unserem Gespräch an seinen Vater erinnert hatte, doch ich konnte mir nicht vorstellen, was ihn gerade auf dessen Tod gebracht hatte.
    »Richtig. Aber es… er…« Jamie hielt inne, wägte seine Worte ab, zuckte dann die Achseln und ließ alle Bedenken fahren. »Du solltest darüber Bescheid wissen. Es hat… mit allem zu tun.« Die Straße war hier so breit, daß wir bequem nebeneinander herreiten konnten.
    »Es geschah im Fort«, sagte Jamie, »wo wir gestern waren. Wohin mich Randall und seine Leute gebracht hatten. Wo sie mich ausgepeitscht haben. Zwei Tage nach dem ersten Mal holten mich zwei Soldaten aus der Zelle und führten mich in Randalls Zimmer, dasselbe, in dem ich dich gefunden habe; daher wußte ich, wohin ich gehen mußte.
    Auf dem Hof trafen wir meinen Vater. Er hatte entdeckt, wohin sie mich geschafft hatten, und war gekommen, um

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