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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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übel wurde, als ich Angus’ Hände betrachtete; sie kamen mir wie Wackersteine vor. Ein paar von den Leuten im Saal lachten; ich war damals noch nicht so groß wie heute und wog kaum die Hälfte. Angus hätte mir mit einem Schlag den Kopf abhauen können.
    Wie auch immer, Colum und Dougal schauten mich finster an,
obwohl ich glaubte, in Wirklichkeit gefiel es ihnen, daß ich den Mut hatte, um Fausthiebe zu bitten. Dann sagte Colum, nein, wenn ich mich wie ein Kind betrüge, würde ich auch wie ein Kind betraft. Er nickte, und ehe ich mich rühren konnte, legte mich Angus übers Knie, zog meinen Kilt hoch und verwamste mich mit seinem Gürtel vor allen Augen.«
    »O Jamie!«
    »Mmmpf. Du wirst gemerkt haben, daß Angus seine Aufgabe sehr ernst nimmt. Er gab mir fünfzehn Streiche, und ich kann dir heute noch genau sagen, wo jeder einzelne landete.« Jamie schauderte im nachhinein zusammen. »Die Striemen waren noch nach einer Woche zu sehen.«
    Er streckte die Hand aus, brach einen kleinen Zweig von der nächsten Kiefer ab und rieb ihn zwischen den Fingern. Terpentingeruch stieg auf.
    »Ich durfte auch nicht gehen und meine Wunden lecken. Als Angus mit mir fertig war, packte mich Dougal beim Kragen und führte mich zum anderen Ende des Saales. Dann mußte ich den ganzen Weg auf Knien zurückrutschen und vor Colums Sessel, immer noch auf Knien, Mrs. FitzGibbons um Verzeihung bitten, dann Colum und dann alle im Saal, und schließlich mußte ich Angus für die Prügel danken. Daran erstickte ich fast, aber Angus war sehr liebenswürdig; er gab mit die Hand und half mir auf. Dann mußte ich auf einem Hocker neben Colum Platz nehmen und sitzen bleiben, bis der Gerichtstag vorbei war.«
    Jamie zog abwehrend die Schultern hoch. »Es war die ärgste Stunde meines Lebens. Mein Gesicht brannte und mein Hintern auch, und die Knie waren aufgeschürft. Da saß ich dann und konnte nirgendwohin schauen als auf meine Füße, doch das Schlimmste war, daß ich dringend pinkeln mußte. Ich bin fast gestorben, wäre aber lieber geplatzt, als mich auch noch vor allen naß zu machen, aber es war knapp. Ich habe mein ganzes Hemd durchgeschwitzt.«
    Ich verkniff mir das Lachen. »Hättest du Colum nicht sagen können, was los war?« fragte ich.
    »Er wußte es ganz genau, und die anderen im Saal wußten es auch; sie sahen ja, wie ich mich auf dem Hocker wand. Es wurden sogar Wetten darüber abgeschlossen, ob ich es schaffen würde oder nicht.« Jamie zuckte die Achseln.

    »Colum hätte mich durchaus gehen lassen, wenn ich ihn darum gebeten hätte. Aber - nun, ich war eben störrisch.« Jamie grinste ein bißchen verlegen. Als Colum schließlich sagte, ich könnte gehen, kam ich gerade noch aus dem Saal, doch nur bis zur nächsten Tür. Stellte mich dahinter an die Wand und ließ wahre Gießbäche heraussprudeln; ich dachte, es würde nie wieder aufhören.«
    Jamie breitete die Arme aus und ließ den Kiefernzweig fallen. »So«, sagte er, »jetzt weißt du das Schlimmste, was mir je widerfahren ist.«
    Ich konnte nicht anders, ich lachte, bis ich mich an den Straßenrand setzen mußte. Jamie wartete geduldig eine Minute lang, dann sank er auf die Knie.
    »Was lachst du?« fragte er. »Es war nicht lustig.« Doch er lächelte selbst.
    Ich schüttelte, immer noch lachend, den Kopf. »Nein, sicher nicht. Es ist eine furchtbare Geschichte. Aber… ich sehe dich vor mir, wie du störrisch auf deinem Hocker sitzt, mit zusammengebissenen Zähnen, und der Dampf quillt dir aus den Ohren…«
    Jamie schnaubte, doch er lachte auch ein wenig. »Aye. Es ist nicht leicht, sechzehn zu sein, wie?«
    »Dann hast du Laoghaire also geholfen, weil sie dir leid tat«, sagte ich, als ich meine Fassung wiedergewonnen hatte. »Weil du wußtest, wie es ist.«
    Jamie war überrascht. »Richtig, das habe ich doch schon gesagt. Es ist sehr viel leichter, sich mit dreiundzwanzig ins Gesicht schlagen zu lassen, als mit sechzehn öffentlich den Hintern versohlt zu bekommen. Gekränkter Stolz tut mehr weh als alles andere, besonders in diesem Alter.«
    »Ich habe mich damals gewundert. Hatte noch nie jemanden erlebt, der grinst, bevor er einen Fausthieb ins Gesicht kriegt.«
    »Danach konnte ich’s schwerlich tun.«
    »Mhm.« Ich nickte. »Ich habe gedacht…«, begann ich und verstummte verlegen.
    »Was hast du gedacht?« erkundigte sich Jamie. Doch er erriet es selbst. »Ach so, über Laoghaire und mich. Du hast es gedacht, und Alec und alle anderen, einschließlich

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