Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Furcht an Randalls Fenster, verzerrt vor Wut am Straßenrand, gezeichnet von Schmerz bei meinen Beleidungen.
    Jamie. Er war real, realer als alles andere, selbst als Frank und mein Leben im Jahre 1945. Jamie, zärtlicher Liebhaber und perfider Lump.
    Vielleicht war das ein Teil des Problems. Jamie füllte mich so vollständig aus, daß mir seine Umgebung fast unwichtig schien. Doch ich konnte es mir nicht mehr leisten, diese Umgebung zu ignorieren.
Durch meinen Leichtsinn hätte er beinahe den Tod gefunden, und bei diesem Gedanken drehte sich mir der Magen um. Ich setzte mich auf, wollte ihn wecken und ihm sagen, er solle zu mir ins Bett kommen. Als ich aber mit meinem vollen Gewicht auf das Ergebnis seines Werkes fiel, überlegte ich es mir anders und legte mich verärgert auf den Bauch.
    Die so verbrachte Nacht - hin und her gerissen zwischen Wutanfällen und Gleichmut - hatte mich völlig erschöpft. Ich schlief den ganzen Nachmittag und stolperte, immer noch müde, nach unten zu einem leichten Abendessen, nachdem mich Rupert kurz vor Einbruch der Dunkelheit geweckt hatte.
    Dougal, dem sich der Kosten wegen zweifellos die Haare sträubten, hatte ein neues Pferd für mich besorgt. Eine kräftige, wenn auch unelegant gebaute Stute mit freundlichen Augen und kurzer, stachliger Mähne; ich taufte sie sofort »Thistle«, weil sie mich an eine Distel erinnerte.
    Über die Auswirkungen eines langen Ritts direkt nach einer schweren Tracht Prügel hatte ich nicht nachgedacht. Ich beäugte zweifelnd den harten Sattel und erkannte plötzlich, was mir bevorstand. Ein dicker Umhang wurde über den Sattel geworfen, und Murtagh blinzelte mir verschwörerisch zu. Ich beschloß in würdevollem Schweigen zu leiden, und biß grimmig die Zähne zusammen, als ich mich in den Sattel schwang.
    Zwischen den Männern schien eine stillschweigende Übereinkunft zum Edelmut zu herrschen; sie hielten häufig an, um sich zu erleichtern, womit ich ein paar Minuten absitzen und mir verstohlen die schmerzende Kehrseite massieren konnte. Dann und wann schlug einer vor, einen Schluck zu trinken, was mir ebenfalls eine kurze Pause verschaffte, da Thistle die Wasservorräte schleppte.
    Auf diese Weise brachten wir ein paar Stunden hinter uns, doch meine Schmerzen wurden ständig schlimmer, und ich rutschte unablässig im Sattel hin und her. Schließlich sagte ich mir: Zum Teufel mit dem würdevollen Leiden, ich muß eine Weile vom Pferd herunter.
    »Brr!« befahl ich Thistle und saß ab. Als die anderen Pferde trappelnd anhielten, tat ich so, als untersuchte ich Thistles linke Vorderhand.
    »Sie hatte leider einen Stein im Hufeisen«, log ich. »Ich habe ihn herausgekriegt, aber jetzt gehe ich besser ein Stück zu Fuß, ich will nicht, daß sie lahmt.«

    »Nein, das kommt nicht in Frage«, sagte Dougal. »Oder - gut, führe sie ein Stück am Zügel, aber es muß jemand bei dir bleiben.« Jamie schwang sich sofort aus dem Sattel.
    »Ich begleite sie«, sagte er ruhig.
    »Einverstanden. Aber haltet euch nicht zu lange auf; wir müssen in Bargrennan sein, ehe der Morgen graut. Wir treffen uns im Red Boar.« Mit ausladender Gebärde sammelte Dougal die anderen um sich, und sie ritten in flottem Trab davon und ließen uns in ihrer Staubwolke zurück.
     
    Mehrere Stunden im Sattel hatten meine Laune nicht verbessert. Mochte mich Jamie also begleiten. Ich würde mir lieber die Zunge abbeißen, als mit ihm sprechen, diesem sadistischen, brutalen Vieh.
    Im Licht des aufsteigenden Vollmonds sah er zwar nicht besonders viehisch aus, aber ich verhärtete mein Herz gegen ihn und humpelte stumm dahin, wobei ich sorgfältig darauf achtete, ihn nicht anzuschauen.
    »Morgen wirst du dich wesentlich besser fühlen«, bemerkte Jamie leichthin. »Richtig sitzen kannst du allerdings erst wieder übermorgen.«
    »Und was macht dich zu einem solchen Experten?« fauchte ich. »Schlägst du so oft Menschen?«
    »Nein«, sagte Jamie unbeeindruckt. »Dies ist das erste Mal, daß ich’s versucht habe. Andersherum habe ich allerdings einige Erfahrung.«
    »Du?« Ich starrte ihn offenen Mundes an. Es war eine völlig irrwitzige Vorstellung, daß jemand diese turmhohe Masse aus Muskeln und Sehnen mit einem Gürtel traktierte.
    Jamie lachte über meinen Gesichtsausdruck. »Als ich noch ein bißchen kleiner war, Sassenach. Zwischen acht und dreizehn ist mir der Hintern öfter versohlt worden, als ich zählen kann. Dann wurde ich größer als mein Vater, und es wurde ihm zu

Weitere Kostenlose Bücher