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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zu sehen, ob er
mich auslösen oder sich wenigstens davon überzeugen konnte, daß ich wohlauf war.«
    Jamie drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken und trieb es mit einem leisen Schnalzen an. Noch war kein Tageslicht zu sehen; aber bis zur Dämmerung konnte es nicht mehr länger als eine Stunde dauern.
    »Ehe ich ihm begegnete, hatte ich nicht erkannt, wie einsam ich war und wie sehr ich mich fürchtete. Die Soldaten ließen uns nicht alleine miteinander sprechen, doch sie duldeten es wenigstens, daß ich meinen Vater begrüßte.« Jamie schluckte.
    »Ich sagte ihm, es täte mir leid - wegen Jenny und dem ganzen traurigen Durcheinander. Er aber sagte, ich sollte schweigen, und schloß mich in die Arme. Er fragte, ob ich schlimm verletzt sei - er wußte, daß sie mich ausgepeitscht hatten. Ich antwortete, es werde mir bald wieder gutgehen. Die Soldaten sagten, wir müßten nun weiter, und so drückte Vater meine Arme und mahnte, ich sollte nicht vergessen zu beten. Er sagte, er werde zu mir stehen, gleichgültig, was geschehen würde, und ich müßte den Kopf hochhalten und versuchen, mich nicht zu beunruhigen. Er küßte mich auf die Wange, und die Soldaten zerrten mich davon. Es war das letzte Mal, daß ich ihn sah.«
    Jamies Stimme war belegt. Ich hatte selbst einen Kloß im Hals, und ich hätte Jamie berührt, wenn ich gekonnt hätte, aber die Straße wurde jetzt schmaler, weil sie durch eine kleine Schlucht führte, und ich mußte einen Moment hinter ihm reiten. Als ich wieder neben ihm war, hatte er sich gefangen.
    »Und so«, sagte Jamie, tief Atem holend, »trat ich in Hauptmann Randalls Zimmer. Er schickte die Soldaten hinaus, so daß wir alleine waren, und ließ mich auf einem Hocker Platz nehmen. Er sagte, mein Vater habe angeboten, mich auszulösen, doch mir werde ein schweres Verbrechen zur Last gelegt und ich könnte nicht einmal gegen Sicherheit auf freien Fuß gesetzt werden ohne das schriftliche Einverständnis des Herzogs von Argyll, in dessen Gebiet wir uns hier befänden. Ich vermutete daher, mein Vater sei auf dem Weg zu Argyll.
    Unterdessen, meinte Randall, müsse man sich Gedanken machen wegen der zweiten Auspeitschung.« Jamie unterbrach sich, als wüßte er nicht, wie er fortfahren sollte.
    »Randall betrug sich seltsam. Sehr höflich, doch dahinter lag
etwas, das ich nicht verstand. Er beobachtete mich unablässig, als erwartete er, daß ich irgend etwas unternahm. Dabei saß ich nur still da.
    Er entschuldigte sich beinahe bei mir, sagte, er bedaure, daß unsere Beziehungen bis dato so schwierig gewesen seien.« Jamie schüttelte den Kopf. »Ich wußte gar nicht, wovon er sprach; zwei Tage zuvor hatte er mich doch fast totschlagen lassen. Aber als er endlich zur Sache kam, war er durchaus offen.«
    »Was wollte er denn?« fragte ich. Jamie sah mich an; dann schaute er weg. Die Dunkelheit verbarg seine Züge, doch mir schien, daß er verlegen war.
    »Mich«, sagte er.
    Ich fuhr so heftig zusammen, daß mein Pferd den Kopf zurückwarf und vorwurfsvoll wieherte. Jamie zuckte erneut die Achseln.
    »Er war völlig unverblümt. Wenn ich ihm… äh, meinen Körper schenkte, ließe er die zweite Auspeitschung entfallen. Wenn nicht - nun, dann würde ich mir wünschen, nie geboren worden zu sein.«
    Mir war ziemlich übel.
    »Das wünschte ich mir beinahe schon«, sagte Jamie mit einem Anflug von Humor. »Ich hatte ein Gefühl im Bauch, als hätte ich Glasscherben geschluckt, und wenn ich nicht gesessen hätte, hätten mir die Knie geschlottert.«
    »Und was…« Meine Stimme war heiser, und ich räusperte mich. »Was hast du getan?«
    Jamie seufzte. »Ich will dich nicht belügen, Sassenach. Ich habe mit dem Gedanken gespielt. Die Striemen auf meinem Rücken waren noch so wund, daß ich kaum ein Hemd tragen konnte, und wann immer ich aufstand, wurde mir schwindelig. Die Überlegung, das noch einmal durchzumachen - gebunden und hilflos auf den nächsten Schlag zu warten -« Jamie schauderte unwillkürlich.
    »Ich hatte keine genaue Vorstellung«, fuhr er sarkastisch fort, »aber ich dachte, Sodomie sei wenigstens weniger schmerzhaft. Es sind schon Männer unter der Peitsche gestorben, Sassenach, und so wie Randall aussah, würde ich einer von ihnen sein, falls ich ablehnte.« Jamie seufzte noch einmal.
    »Aber… nun, ich spürte noch den Kuß meines Vaters auf der Wange und dachte daran, was er dazu sagen würde, und… ich konnte es einfach nicht. Ich überlegte nicht, was mein Tod für

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