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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Regenwolken und verfärbten sich in der Abenddämmerung dunkellila. Bis zum Einbruch der Dunkelheit war kaum mehr als eine halbe Stunde Zeit.
    Geillis hängte sich den geflochteten Weidenhenkel ihres Korbes über die Schultern, raffte die Röcke und tappte in den Bach. Sie schüttelte sich, als sie das kalte Wasser spürte.
    »Nein«, sagte sie, »oder vielmehr ja. Das ist einer der Feenhügel, und es ist gefährlich, dort zu schlafen. Wenn man an so einem Ort einen Wechselbalg die Nacht über draußen läßt, dann kommen die Feen und holen ihn und legen das menschliche Kind, das sie gestohlen haben, an seine Stelle.«
    »Aber das werden sie nicht tun, weil es kein Wechselbalg ist«, sagte ich und sog die Luft ein, als ich den Fuß ins kalte Wasser setzte. »Es ist einfach ein krankes Kind. Es kann gut sein, daß es die Nacht nicht überlebt!«
    »Das wird es auch nicht«, sagte sie kurz angebunden. »Morgen früh wird es tot sein. Und ich kann nur hoffen, daß uns keiner in seiner Nähe gesehen hat.«
    Ich ließ den Schuh fallen, den ich gerade anziehen wollte.
    »Tot! Geillis, ich gehe zurück. Ich kann es nicht dort lassen.« Ich stand schon im Wasser, um zurückzugehen, als Geillis mich von hinten packte und mit dem Gesicht ins flache Wasser stieß. Prustend und spritzend gelang es mir, auf die Knie zu kommen. Geillis stand bis zu den Waden im Wasser und fauchte mich an.
    »Du verdammtes, stures englisches Mistvieh! Du kannst nichts daran ändern! Hörst du mich? Absolut nichts! Das Kind ist so gut wie tot! Ich werde nicht zuschauen, wie du dein Leben riskierst und meines dazu für eine saudumme Idee, die du dir in den Kopf
gesetzt hast!« Fluchend und keuchend packte sie mich unter den Armen und zog mich hoch.
    »Claire«, rief sie eindringlich und schüttelte mich. »Hör mir zu. Wenn du zu dem Kind gehst und es stirbt - und das wird es, ich habe schon Kinder in diesem Zustand gesehen -, dann wird die Familie dir die Schuld geben. Siehst du nicht, wie gefährlich das ist? Weißt du denn nicht, was sie im Dorf über dich reden?«
    Ich stand zitternd im kalten Abendwind und war hin und her gerissen zwischen ihren Befürchtungen und dem Gedanken an das hilflose Kind, das allein in der Dunkelheit mit einem Strauß Wildblumen zu seinen Füßen starb.
    »Nein«, sagte ich und schüttelte mir die nassen Haare aus dem Gesicht. »Geillis, ich kann nicht. Ich werde vorsichtig sein, ich verspreche es dir, aber ich muß gehen.« Ich riß mich los und stolperte ans andere Ufer.
    Hinter mir hörte ich einen gedämpften Ausruf höchster Mißbilligung und eilige Schritte in die andere Richtung. Wenigstens konnte sie mich jetzt nicht mehr aufhalten.
    Es wurde schnell dunkel, und ich kämpfte mich so schnell ich konnte durch die Büsche. Ich fürchtete, ich würde mich im Dunkeln nicht mehr zurechtfinden. Die Vorstellung, dort in der Finsternis herumzusuchen, war mir nicht besonders angenehm, ob da nun Feen waren oder nicht. Die Frage, wie ich mit einem kranken Baby zur Burg zurückgelangen sollte, wollte ich mir erst stellen, wenn es soweit war.
    Endlich fand ich den Hügel. Es war jetzt fast dunkel, eine mondlose Nacht, und ich stolperte und fiel immer wieder hin. Die Bäume schienen sich in der Abendbrise leise knisternd zu unterhalten.
    Der verdammte Platz war eben doch verwünscht, dachte ich, während ich auf das Baumgewisper über mir lauschte. Es würde mich nicht überraschen, wenn hinter dem nächsten Baum gleich ein Geist hervorkäme.
    Aber ich war doch überrascht. Um die Wahrheit zu sagen, ich war vor Angst halb wahnsinnig, als sich die dunkle Gestalt aus dem Schatten löste und mich packte. Ich stieß einen gellenden Schrei aus und schlug nach ihr.
    »Himmel, was machst du denn hier?« Ich sank gegen Jamies Brust, erleichtert, ihn hier zu sehen, trotz des Schreckens, den er mir eingejagt hatte.

    Er nahm mich am Arm und führte mich aus den Bäumen heraus.
    »Hab’ nach dir gesucht«, sagte er leise. »Ich bin dir entgegengeritten, weil es Nacht wurde. Ich traf Geillis Duncan unterwegs, und sie sagte mir, wo du bist.«
    »Aber das Baby -«, begann ich und wollte mich umwenden.
    »Das Kind ist tot«, sagte er kurz und zog mich weiter. »Ich bin gleich hingegangen, um nachzuschauen.«
    Ich folgte ihm ohne Widerstand, zwar traurig über den Tod des Kindes, aber doch erleichtert, daß ich nicht auf den Feenhügel hinaufklettern und den langen Rückweg allein machen mußte.
    »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie

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