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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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habe.« Bei diesen
Worten warf sie mir einen Blick zu, und es schien fast, als würde ein Lächeln über ihre Lippen huschen. Ihre Augen ruhten auf der Frau mit dem gelben Schal, wurden aber nicht weich. »Aus schierer Boshaftigkeit verhängte ich einen Fluch über den Wechselbalg, daß er sterben möge und das Menschenkind bei den Feen bleiben würde.« Sie machte eine Geste in meine Richtung.
    »Ich machte mir die Unwissenheit von Claire Fraser zunutze und spannte sie für meine Zwecke ein. Aber sie hatte weder Anteil noch Kenntnis von meinen Machenschaften, noch dient sie meinem Meister.«
    Wieder lief ein Raunen durch die Menge, und die Leute drängten sich nach vorne, um besser sehen zu können. Sie streckte abwehrend die Arme aus.
    »Bleibt zurück!« Die Stimme schnitt wie eine Peitsche durch die Luft. Sie warf den Kopf zurück, schaute zum Himmel und verharrte bewegungslos.
    »Hört!« rief sie. »Hört, der Wind eilt ihm voraus! Habt acht, ihr Menschen von Cranesmuir! Denn mein Meister kommt auf den Flügeln des Windes!« Sie neigte den Kopf und stieß einen gedehnten, schrillen Triumphschrei aus. Die großen grünen Augen starrten reglos wie in Trance. Und tatsächlich erhob sich der Wind. Ich sah, wie am fernen Ufer des Loch dunkle Sturmwolken aufzogen. Die Leute begannen sich ängstlich umzusehen, und die ersten machten sich davon.
    Geillis fing an, sich im Kreis zu drehen, die Haare flatterten im Wind. Ich traute meinen Augen nicht.
    Während sie tanzte, bedeckten die Haare ihr Gesicht. Bei der letzten Drehung schleuderte sie sich jedoch die blonde Mähne aus dem Gesicht, und ich fing einen glasklaren Blick auf. Von Trance keine Spur. Ihre Lippen formten ein einziges Wort. Dann wandte sie sich zur Menge und verfiel wieder in dieses gruselige Schreien.
    Das Wort war: »Rennt!«
    Plötzlich hielt sie inne, und mit einem Ausdruck des Wahnsinns riß sie ihr Mieder auf - weit genug, um der Masse das Geheimnis preiszugeben, das meine Hand in dem dreckigen Räuberloch ertastet hatte und das Arthur Duncan in der Stunde vor seinem Tod gelüftet hatte. Die Fetzen ihres Kleides fielen herab und gaben den Blick auf eine Schwangere im sechsten Monat frei.
    Immer noch stand ich wie angewurzelt da. Jamie jedoch erfaßte
die Situation. Er packte mich mit einer Hand, sein Schwert mit der anderen, und stürzte sich in die Menge. Mit Ellbogen, Knien und Schwertgriff kämpfte er sich den Weg zum Ufer frei.
    Gebannt von dem Spektakel unter der Eiche, begriffen zunächst nur wenige, was geschah. Als uns ein paar Leute schreiend aufhalten wollten, hörte man das Trommeln von galoppierenden Hufen.
    Donas hatte immer noch nicht viel für Menschen übrig und ließ es jeden merken, der sich ihm näherte. Er biß in die erste Hand, die nach dem Zügel griff, und ein Mann hielt sich schreiend die blutige Hand. Das Pferd bäumte sich auf, wieherte und schleuderte die Hufe in die Luft, und die tapferen Mannen, die den Hengst hatten aufhalten wollen, verloren plötzlich das Interesse.
    Jamie warf mich über den Sattel wie einen Mehlsack, sprang selbst mit einer einzigen fließenden Bewegung hinauf und drängte Donas durch die Menge, während er links und rechts Schwerthiebe austeilte. Schließlich hatten wir freie Bahn, und wir ließen den Loch, das Dorf und Leoch hinter uns. Ich war wie erstarrt und rang nach Atem, um Jamie etwas zuzurufen.
    Es war nicht die Offenbarung von Geillis’ Schwangerschaft gewesen, die mich bis ins Mark erschreckt hatte. Als sie sich gedreht hatte, die weißen Arme hoch über dem Kopf erhoben, hatte ich etwas gesehen, was sie auch an mir bemerkt haben mußte, als man mir die Kleider heruntergerissen hatte. Ein Mal auf dem Arm. Hier, in dieser Zeit, war es ein Hexenmal, das Signum eines Zauberers: die unauffällige, vertraute Narbe der Pockenimpfung.
     
    Der Regen prasselte herab und kühlte mein geschwollenes Gesicht und die brennenden Einschnitte an meinen Handgelenken. Ich schöpfte mit den Händen Wasser aus dem Bach, schlürfte es langsam und spürte dankbar, wie mir die kalte Flüssigkeit die Kehle hinunterlief.
    Jamie verschwand für ein paar Minuten. Er kam mit einer Handvoll flacher grüner Blätter zurück und kaute etwas. Er spuckte den grünen Brei in die Hand und rieb meinen Rücken vorsichtig damit ein. Das Brennen ließ sofort nach.
    »Was ist das?« fragte ich ihn und versuchte mich zu fassen. Ich war noch etwas zittrig, aber der Tränenstrom versiegte langsam.
    »Brunnenkresse«, antwortete

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