Feuer Und Stein
strich mir über den Rücken. »Nein, das wußte ich nicht.«
Ich schlief ein, den Kopf an seine Schulter gelehnt, wachte aber kurz auf, als er mich auf ein improvisiertes Bett aus Pferdedecke hob. Er legte sich neben mich und zog mich eng an sich.
»Schlaf weiter, mein Mädchen«, flüsterte er. »Morgen bringe ich dich nach Hause.«
Wir standen noch vor dem Morgengrauen auf und waren schon auf dem Weg nach unten, als die Sonne aufging. Nur zu gern verließen wir den Craigh na Dun.
»Wohin gehen wir, Jamie?« Voller Freude sah ich einer Zukunft mit Jamie entgegen, obwohl ich dafür die letzte Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ, zu dem Mann zurückzukehren, der mich einst geliebt hatte - oder einst lieben würde?
Jamie zügelte sein Pferd und schaute über die Schulter zurück. Der bedrohliche Steinkreis war von hier unten nicht mehr zu sehen, und es schien, als wäre der mit Steinbrocken und Ginsterbüschen übersäte Berg hinter uns gar nicht zu ersteigen. Das zerfallene Dach der Kate glich von hier aus einem Felsen.
»Ich wünschte, ich hätte mit ihm um dich kämpfen können«, sagte er unvermittelt. Seine blauen Augen waren dunkel und ernst.
Ich lächelte ihn an.
»Es war nicht dein Kampf, es war meiner. Aber du hast trotzdem gewonnen.« Ich streckte eine Hand aus, und er drückte sie.
»Ja, aber das habe ich nicht gemeint. Wenn ich Mann gegen Mann gegen ihn gekämpft und gewonnen hätte, dann gäbe es nichts, das du bedauern müßtest.« Er zögerte. »Wenn jemals -«
»Es gibt keine Wenns mehr«, sagte ich fest.»Ich habe gestern an jedes einzelne Wenn gedacht und bin immer noch hier.«
»Gott sei Dank«, sagte er lächelnd. »Ich werde wohl nie verstehen, warum.«
Ich legte die Arme um ihn und hielt mich fest, als das Pferd den letzten steilen Abhang hinunterschlitterte.
»Weil ich verdammt noch mal ohne dich nicht leben kann, Jamie Fraser. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Und wohin bringst du mich nun?«
Jamie drehte sich noch einmal im Sattel um und schaute den Berg hinauf.
»Gestern habe ich die ganze Zeit gebetet, während wir den Berg hinaufgestiegen sind; nicht darum, daß du bleibst; ich hatte das Gefühl, das wäre nicht richtig gewesen. Ich habe darum gebetet, stark genug zu sein, um dich wegschicken zu können.« Er schüttelte den Kopf.
»›Herr‹, habe ich gesagt, ›schenke mir Mut. Gib mir die Stärke, nicht auf die Knie zu fallen und sie anzuflehen zu bleiben.‹« Er riß den Blick von der Hütte los und lächelte mich kurz an.
»Es war das Schwerste, was ich je getan habe, Sassenach.« Er drehte sich nach vorne und lenkte das Pferd in Richtung Osten. Es war ein selten klarer Tag, und die Morgensonne tauchte alles in strahlendes Licht, vergoldete die Zügel, die gebogene Halslinie des Pferdes und die breiten Flächen von Jamies Gesicht und Schultern.
Er atmete tief durch und nickte über das Moor zu einem entfernten Paß zwischen zwei Felszacken hinüber.
»Und jetzt kommt das Zweitschwerste, und ich bin bereit dafür.« Er schnalzte leicht mit der Zunge, um das Pferd anzutreiben. »Wir gehen nach Haue, Sassenach. Nach Lallybroch.«
FÜNFTER TEIL
Lallybroch
26
Die Rückkehr des Hausherrn
Wir waren so glücklich, daß wir nicht viel sprachen. Donas trug uns mühelos über die flache Moorlandschaft, und ich lehnte an Jamies Rücken, die Arme um seine Hüften gelegt, und genoß das Spiel seiner Muskeln in der warmen Sonne. Welche Probleme uns auch bevorstehen mochten - und ich wußte, daß einiges auf uns zukam -, wir waren zusammen. Für immer. Und das war genug.
Als das überschäumende Glücksgefühl einer ruhigen, tiefen Freude Platz gemacht hatte, begannen wir wieder zu plaudern - über die Landschaft, durch die wir ritten, und immer mehr über mich und meine Herkunft. Er war fasziniert von meinen Erzählungen über das moderne Leben, obwohl es offensichtlich war, daß ihm vieles wie ein Märchen vorkommen mußte. Besonders über Automobile, Panzer und Flugzeuge konnte er gar nicht genug hören, und ich mußte sie ihm immer wieder in allen Einzelheiten beschreiben. Wir waren schweigend übereingekommen, Frank nicht zu erwähnen.
Schließlich wandte sich unsere Unterhaltung wieder der Gegenwart zu, Colum, der Burg, der Hirschjagd und dem Herzog.
»Er ist eigentlich ein netter Kerl«, bemerkte Jamie. Wir waren vom Pferd gestiegen und gingen nebeneinander her.
»Das kam mir auch so vor. Aber -«
»Man kann heutzutage nicht nach dem äußeren Anschein
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