Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
viel Direktheit. Allmählich gewöhnte ich mich an diesen Zug der Hochlandschotten, aber von Zeit zu Zeit fühlte ich mich doch etwas überrumpelt.
    Er nickte, als würde ihn die Antwort befriedigen, und setzte sich neben mich auf die Bank.
    »Besser, wir geben ihnen noch ein paar Minuten«, sagte er mit einem Wink zum Haus, wo das Geschrei jetzt auf gälisch fortgesetzt wurde. Es schien ihm vollständig gleichgültig zu sein, was die Ursache des Streits war. »Die Frasers hören auf nichts mehr, wenn sie erst einmal in Harnisch sind. Wenn sie genug geschrien haben, kann man sie manchmal zur Vernunft bringen, aber vorher nicht.«
    »Ja, ist mir schon aufgefallen«, sagte ich trocken, und er lachte.
    »Du bist also schon lange genug verheiratet, um das herausgefunden zu haben? Wir haben gehört, daß Dougal Jamie dazu gezwungen hat, dich zu heiraten.« Er ignorierte den Kampf im Haus und schenkte mir seine ganze Aufmerksamkeit. »Aber Jenny sagte, es bräuchte mehr als einen Dougal MacKenzie, um Jamie zu etwas zu zwingen, was er nicht will. Jetzt, wo ich dich sehe, ist mir klar, daß Jamie nicht groß gezwungen werden mußte.« Er zog die Augenbrauen hoch, um mich zu weiteren Erklärungen einzuladen, drängte mich aber nicht.
    »Ich denke, er hatte seine Gründe«, sagte ich mit geteilter Aufmerksamkeit. Im Haus flogen immer noch die Fetzen.
    »Ja, sie streiten wohl auch wegen dir. Aber sie würde es auf alle Fälle an Jamie auslassen, ob du nun da bist oder nicht. Sie liebt Jamie vielleicht etwas zu heftig, verstehst du, und sie hat sich große Sorgen gemacht, als er weg war, besonders seit ihr Vater so plötzlich gestorben ist. Weißt du davon?« Die braunen Augen musterten mich genau, als wollte er die Tiefe des Vertrauens zwischen mir und Jamie ausloten.
    »Ja, Jamie hat mir davon erzählt.«
    »Und außerdem trägt sie ein Kind.«
    »Ja, das habe ich bemerkt«, sagte ich.
    »Ist auch nur schwer zu übersehen«, gab Ian grinsend zurück, und wir lachten beide. »Macht sie ein bißchen launisch. Aber ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Mit einer Frau im neunten Monat will ich mich nicht streiten.« Er lehnte sich zurück und streckte sein Holzbein aus.

    »Hab es bei Daumier verloren, mit Fergus nic Leodhas«, erklärte er. »Eine Kartätsche. Tut gegen Abend immer etwas weh.« Er rieb sich das Bein über der Ledermanschette, mit der der Holzstumpf befestigt war.
    »Hast du es schon mit Mekkabalsam versucht?«
    »Nein. Ich werde Jenny fragen, wie man das macht.«
    »Ich kann es gern für dich tun«, bot ich ihm an. »Das heißt«, fügte ich mit einem Blick zum Haus hinzu, »sofern wir lang genug bleiben.« Wir plauderten noch über dies und das, lauschten aber beide mit halbem Ohr auf die zwei Streithähne. Schließlich rückt Ian seine Prothese zurecht und stand auf.
    »Ich denke, wir sollten jetzt hineingehen. Wenn einer von beiden lang genug aufhört zu schreien, um den anderen zu verstehen, dann verletzen sie die Gefühle des anderen vielleicht zu sehr.«
    »Hoffentlich nur die Gefühle.«
    Ian kicherte. »Ach, ich glaube, Jamie würde sie nicht schlagen. Er hat gelernt, sich zurückzuhalten, wenn er herausgefordert wird. Jenny könnte ihm vielleicht eine Ohrfeige verpassen, aber mehr nicht.«
    »Das hat sie schon getan.«
    »Die Gewehre sind eingeschlossen, und die Messer sind alle in der Küche, abgesehen von dem, das Jamie bei sich trägt. Und ich glaube nicht, daß er sie so nah heranläßt, daß sie seinen Dolch zu fassen kriegt. Nein, denen wird nichts passieren.« Er hielt vor der Tür an. »Was dich und mich angeht, so ist das etwas anderes.«
     
    Als Ian das Haus betrat, huschten die Dienstmädchen an ihre Arbeit. Die Haushälterin stand jedoch immer noch wie gebannt vor dem Salon; Jamies Namensträger hielt sie auf dem Arm und drückte ihn an ihren voluminösen Busen. Sie lauschte dermaßen andächtig, daß sie, als Ian sie ansprach, wie von der Tarantel gestochen hochfuhr und die Hand aufs Herz legte, um sich zu beruhigen.
    Ian nickte ihr höflich zu, nahm den kleinen Jungen auf den Arm und öffnete die Tür zum Salon. Wir blieben dort stehen, um uns einen Überblick zu verschaffen. Bruder und Schwester hatten gerade eine Atempause eingelegt, standen sich aber immer noch wie zwei wütende Katzen gegenüber.
    Sobald Klein Jamie seine Mutter sah, strampelte er sich aus Ians
Armen frei und lief zu ihr: »Mama! Hoch! Jamie hoch!« Sie nahm ihn auf den Arm und hielt ihn sich wie eine Waffe vor die

Weitere Kostenlose Bücher